Was ist Ihrer Meinung nach vor allem notwendig, um dem Alltagsrassismus entgegenzuwirken?

CAROLINE KERSCHBAUMER: Ein bissl etwas ist schon passiert: Wichtig ist vor allem, dass die Politik hinschaut, dass sie das Phänomen Rassismus benennt und anerkennt,dass wir da ein Thema haben. Die Politiker müssen sich klar gegen Rassismus aussprechen und entsprechende Schritte setzen. Vieles ist schon so "normal" geworden, wir haben uns an vieles zu viel gewöhnt, durch das Internet und die Sozialen Medien. Was da alles unterwegs ist an rassistischen Kommentaren in den diversen Bubbles, das ist unglaublich. Und der Gewöhnungseffekt bewirkt, dass das weitere User übernehmen, dass die die Dinge ganz einfach glauben.

Was können die Menschen tun, die Alltagsrassismus beobachten, in ihrer umittelbaren Umgebung?

Sie können sich einmischen, aber auch Vorfälle melden: Das geht ganz einfach über unsere Seite im Netz, wir sind ja auch Beratungsstelle gegen Hass im Netz. Und uns kann man jedes Posting schicken. Wir überprüfen es, auch in Bezug auf strafrechtliche Relevanz. Vieles liegt ja im illegalen Bereich.

Wo genau soll die Meldung erfolgen?

Am besten direkt über unsere Plattform, oder über die sozialen Medien. Das dauert nur eine Minute, jeder kann das schnell erledigen. In der Offline-Welt geht es vor allem um Zivilcourage. Oft geht es nur darum, einfach hinzuschauen, merken, dass da was passiert, was nicht in Ordnung ist, das auch klar auszusprechen. Dabei muss ich mich nicht selbst in Gefahr bringen, mich nicht selbst "in die Mitte stellen", schon gar nicht bei Gewalt-Situationen. Es reicht, jemanden anzusprechen, andere aufmerksam zu machen, andere um Hilfe zu bitten oder die Polizei zu informieren. Nicht auf den Boden schauen, oder ins Handy - damit ist schon viel gewonnen, das kann den entscheidenden Unterschied machen! Zivilcourage kann man auch gut lernen, wir bieten Offline- und Online-Trainings an, da lernt man Strategien, wie man umgehen kann damit. Oft passiert etwas, und erst später, wenn man schon zu Hause ist, fällt einem ein, wie man reagieren hätte können. Wenn man einschreitet, fühlt man sich übrigens meist auch selber gut!

Wäre es hilfreich, gäbe es mehr nicht-weißes Personal auch bei der Polizei zum Beispiel?

Ja, das wäre sehr wichtig, dass es da mehr Diversität gibt. Wir haben ein Problem mit "racial profiling" in Österreich: Einen 25-jährigen Mann mit nicht-weißer Hautfarbe fragt man nicht, ob er schon einmal auf offener Straße angehalten und kontrolliert wurde, sondern wie oft. Ich als weiße Frau hingegen bin noch nie kontrolliert worden.  Mehr Diversität bei der Polizei würde auch das Vertrauen in die Polizei stärken.

Die österreichische Bundesregierung hat sich vorgenommen, einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus zu entwerfen. Was erhoffen Sie sich davon?

Das Wichtigste daran wäre eben, dass die Politik damit zeigen würde, dass sie Verantwortung übernimmt, dass sie sich den Kampf gegen Rassismus zum Thema macht.In unserem Rassismus-Report haben wir unsere Punkte dazu auch genannt.