In jedem Frühjahr freuen wir uns, mit welcher Kraft und Vielfalt die Natur zu neuem Leben erwacht. Heuer können wir auch sehen, wie gut sich die Umwelt von den Schäden erholt, die wir mit unserem Lebensstil und der Art des Wirtschaftens ihr zufügen.

Den Kreislauf von Aussaat und Ernte erlebe ich in der Caritas-Arbeit täglich und kann beobachten, was aus Samenkörnern oft entsteht. Zugegeben: Am Anfang steht die Not des Menschen im Vordergrund, oder besser Bedürfnisse, die es lebenserhaltend zu erfüllen gilt: Medizinische Versorgung, Pflege, Lebensmittel werden gebraucht. Nicht immer ist von Anfang an Aufblühen und Entwicklung erkennbar – wohl aber, sobald Hilfe erfahren wird. Ein oft unscheinbares Körnchen, in Form von Zuspruch, einer verbalen Umarmung oder einer kleinen materiellen Unterstützung. Und dann können sie wachsen, die Samen; sich entwickeln, oft ohne unser Zutun. Vielfach habe ich erlebt, wie Menschen aus ganz schwierigen Situationen aufstehen, unglaublich stark sind und über sich hinauswachsen. Sie sehen eine Perspektive, entdecken die Kraft ihrer eigenen Fähigkeiten und entwickeln Mut und Vertrauen für die nächsten Schritte.

Diese Erfahrung aus der Caritasarbeit kann uns derzeit auch gesellschaftlich leiten. Wir haben gemeinsam große Ressourcen, diese Krise gut zu meistern. Wir erleben eine breite solidarische Grundhaltung und eine große Kreativität der Nächstenliebe. Das werden wir auch in nächster Zeit und vor allem in der Bewältigung der Folgen dieser Krise dringend brauchen.

Wir werden gut darauf schauen müssen, dass wir die Arbeitslosen oder materiell Benachteiligten, die psychisch Kranken und Vereinsamten nicht zurücklassen. Dies ist eine besondere Verantwortung der Starken. Sie werden gefordert sein, einen höheren Beitrag zu leisten, damit ein neues Miteinander wachsen kann. Die gelungenen Beispiele aus unserer Arbeit sind Ermutigung, was alles möglich ist. Die Osterbotschaft ist für Christinnen und Christen Zusage, dass wir mit einem Gott unterwegs sind, der alles zum Guten führt.

Herbert Beiglböck ist Direktor der Caritas Steiermark
Herbert Beiglböck ist Direktor der Caritas Steiermark © (c) Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)