In rund einer Woche will ÖVP-Chef Sebastian Kurz bekannt geben, mit wem er endgültig in ernste Koalitionsverhandlungen geht. Die Zeichen stehen auf Grün, und die Stimmung in der Bevölkerung spiegelt das.

Das Linzer Market-Institut  erhob im Auftrag des "Standard" die Stimmung und stellte fest: Sowohl die ÖVP als auch die Grünen stehen hoch im Kurs: 85 Prozent der Befragten wünschen sich die ÖVP in der Regierung, aber schon für 63 Prozent gilt das auch für die Grünen.

Unterschiede sind groß

Heute gibt es ein weiteres Sondierungsgespräch. Kurz erklärte vor Beginn des Treffens, man liege mit Blick aufs Ziel zeitlich im Plan. Ziel sei es, bis zum 8. November die Sondierungsphase abzuschließen, danach zu beraten und mit einer Partei in Koalitionsverhandlungen zu gehen. Inhaltlich liege man weit auseinander mit den Grünen, was man aber von Anfang an gewusst habe. Die Art und Weise des Austauschs sei aber sehr professionell. Es gehe darum, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob zwei Parteien, die in vielen Fragen inhaltlich sehr unterschiedliche Zugänge hätten, gemeinsam eine Koalition bilden könnten, und was die Rahmenbedingungen dafür seien.

Die Hoffnung steigt

Kogler bestätigte, dass die Erwartungen und die Hoffnungen in eine Regierungsbeteiligung der Grünen steigen. "Die Unterschiede in den Parteien sind aber die größten, die man haben kann." Der neue Stil, den Türkis und Grüne nun versuchten, sei es nun, trotz dieser Unterschiede zusammenzufinden und damit dem Wählerauftrag zu entsprechen. "Wir haben die Bedeutung des Klimaschutzes hervor, andere Themen werden wir entgegennehmen." Kogler bescheinigte Kurz, dass es möglich sei, mit ihm die Dinge "direkt und geradlinig auszutauschen", was eine gute Gesprächsbasis sei.

Market-Chef David Pfarrhofer erklärt es im ORF-Morgenjournal: Was als wahrscheinlich erachtet wird, bekommt in aller Regel auch die meiste Zustimmung in der Bevölkerung. 2013 sei eine große Mehrheit für eine rot-schwarze Regierungskoalition gewesen, und 2017 gab es viele Sympathien für Schwarz-Blau, schon lange bevor diese Regierung angelobt wurde.

Bemerkenswert schlecht sind derzeit die Werte für SPÖ und FPÖ: Nur 33 Prozent wünschen sich die Roten in der Bundesregierung, nur 23 Prozent die Blauen - hauptsächlich die jeweils eigenen Wähler. Was wohl auch mit den Streitereien innerhalb dieser Parteien zu tun hat.

Rückenwind also für Türkis-Grün, auch wenn sich die Stimmung wieder drehen könnte. Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik begründet die Vorsicht der Polit-Beobachter damit, dass Stimmungen für Koalitionen noch wesentlich wechselhafter seien als Stimmungen für Parteien.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Grünen-Chef Werner Kogler können aber zumindest darauf bauen, dass die Bevölkerung ihre Bemühungen um eine Regierungszusammenarbeit mit einem wohlwollenden Blick begleitet. Unmittelbar nach der Wahl sah das noch anders aus. Oder, wie es die Politikbeobachter formulieren: Vorerst seien ÖVP und Grüne geradezu in der Pflicht.