6,396.796 Österreicher waren heute aufgerufen, einen neuen Nationalrat zu wählen. Die ÖVPverteidigt mit einem starken Zuwachs auf 37,1 Prozent souverän Platz 1, ergibt die Hochrechnung von SORA/ORF. Die SPÖfällt zwar - mit 21,8 Prozent - noch tiefer ins historische Tief, ist aber unangefochten Zweite. Denn die FPÖ bricht - nach Ibizagate und Spendenaffäre - auf 16,0 Prozent ein. Die Grünenkehren mit dem neuen Rekord von 14,0 Prozent zurück, JETZT fliegen raus, NEOS legen zu.

Hochrechnung Sora (inkl. Wahlkartenprognose)

  • ÖVP: 37,1 Prozent - plus 5,7 Prozentpunkte - 71 Mandate
  • SPÖ: 21,8 Prozent - minus 5,1 Prozentpunkte - 41 Mandate
  • FPÖ: 16,0 Prozent - minus 9,9 Prozentpunkte - 30 Mandate
  • Grünen: 14,0 Prozent - plus 10,2 Prozentpunkte - 26 Mandate
  • NEOS: 7,8 Prozent - plus 2,5 - 15 Mandate
  • Liste Pilz/Jetzt: 2,0 Prozent - minus 2,4 Prozentpunkte

Rekordabstand zwischen ÖVP und SPÖ

Die ÖVP ist der SPÖ mit dieser Wahl so weit davongezogen wie nie zuvor: Erstmals ist der Abstand zwischen den beiden Traditionsparteien zweistellig, und das mehr als deutlich: Um 15 Prozentpunkte liegt die ÖVP laut den Hochrechnungen vor der SPÖ. Der bisher größte Abstand waren 5,79 Prozentpunkte im Jahr 2002, als die ÖVP erstmals seit 1966 wieder Erste geworden war.

Insgesamt war der Stimmenanteil der Volkspartei in den 23 Wahlen der Zweiten Republik nur achtmal größer als der der SPÖ - aber 1953 und 1959 bekam sie dank der Wahlarithmetik mehr Mandate und stellte den Kanzler der damaligen Großen Koalitionen.

Auch Arge-Wahlen sieht Rekord-Vorsprung

Laut der Hochrechnung der ARGE Wahlen für die APA von 19.00 Uhr (Auszählungsgrad: 78 Prozent) kommt die Volkspartei auf 37,4 Prozent. Das bedeutet ein Plus von rund sechs Prozentpunkten gegenüber der Wahl 2017. Die SPÖ fährt mit 21,8 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Bundeswahl ein und büßt fünf Prozentpunkte ein. Die FPÖ stürzt infolge des Ibiza-Videos und der Spesen-Affäre von Ex-Chef Heinz-Christian Strache ab: Von 26 Prozent 2017 auf 16,1 Prozent, was ein Minus von fast zehn Prozentpunkten bedeutet.

Einen Rekord verzeichnen auch die Grünen: Sie schaffen laut ARGE Wahlen nicht nur souverän das Comeback im Nationalrat, sondern übertreffen mit 13,8 Prozent auch ihr bisheriges Top-Ergebnis bei Nationalratswahlen von 2013, als 12,4 Prozent der Wähler für Grün votierten. 2017 hatte die Partei nur 3,8 Prozent erreicht, scheiterte damit überraschend an der 4-Prozent-Hürde und musste sich nach Jahrzehnten aus dem Nationalrat verabschieden.

Über ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Nationalratswahl dürfen sich diesmal die NEOS freuen: Die Pinken kommen auf 7,8 Prozent und legen gegenüber der letzten Wahl (Ergebnis 2017: 5,3 Prozent) deutlich zu.

Das Aus bedeutet die Nationalratswahl für die Liste JETZT: Die vom Ex-Grünen Peter Pilz gegründete Liste kommt nur auf 1,9 Prozent. 2017 schaffte die damals neue Liste mit 4,4 Prozent knapp den Sprung ins Parlament.

Mehrheitsfindung im Parlament

Für die Mehrheitsfindung im Parlament bedeutet das, dass drei Zweier-Koalitionen möglich sind: Neben Türkis-Blau würden sich auch Türkis-Rot und eine Mehrheit zwischen ÖVP und Grünen ausgehen. Die ÖVP kommt laut ARGE Wahlen auf 72 Mandate, die FPÖ auf 31, was eine Mehrheit von 103 Sitzen bedeuten würde.

Die SPÖ kommt auf 41 Sitze, die Grünen auf 25. Damit hätte Türkis-Rot eine Mehrheit von 113 Mandaten, Türkis-Grün eine knappe Mehrheit von 97 Sitzen.

In den Hochrechnungen sind jeweils Hochschätzungen für die Briefwahlstimmen mit eingepreist. Die Wahlbeteiligung liegt laut ARGE Wahlen und SORA bei knapp über 75 Prozent.

Das vorläufige Ergebnis wird am Abend verkündet. Es könnte aber bis Montag oder sogar Donnerstag spannend bleiben, wenn das Ergebnis knapp ist und erst die Wahlkarten entscheiden. Denn erstmals wurden mehr als eine Million derer beantragt.

Da so viele Wahlkarten wie nie zuvor - 1,070.933 - ausgestellt wurden, wird es einen Briefwahlrekord geben. Rund 950.000 Wahlkartenstimmen erwarten die Hochrechner der ARGE Wahlen - das wären (bei ähnlicher Beteiligung wie 2017) ein Fünftel der gültigen Stimmen. Geht es am Sonntag knapp aus, könnten erst sie entscheiden, welche Mehrheiten es im neuen Nationalrat gibt.