Die Frage, ob das Buch eine Abrechnung mit dem System Sebastian Kurz wird, von dem er relativ unsanft abmontiert worden war, verneint Reinhold Mitterlehner im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung. „Wäre es eine Abrechnung, dann hätte ich das Buch sofort nach dem Rücktritt schreiben und mich im Wahlkampf in vielen Interviews zu Wort melden können.“

"Wenn etablierte Politik überleben will, dann muss sie es wie Kurz machen." So wurde der frühere finnische Premier Alexander Stubb von der Financial Times zitiert. "You have to do a Kurz", heißt es wörtlich in dem Artikel, den das Umfeld des Kanzlers auf Social Media gerne und oft geteilt hat. Mitterlehner will diesen Kurz-Kult so nicht stehen lassen. Ein Radiointerview wollte er nicht geben - "noch nicht."

Es gehe ihm um Aufklärung, wie er sagt – und darum, die Deutung und Geschichtsschreibung nicht den Herrschenden allein zu überlassen. Im April wird das knapp 300 Seiten starke Buch im Ecowin-Verlag erscheinen. Titel des Buchs: „Haltung. Werte in der Politik und im Leben“. Der frühere ÖVP-Obmann und Vizekanzler hatte sich nach seinem Rücktritt im Mai 2017 in der Öffentlichkeit rar gemacht.

Der Verlag über das Buch

Der Ecowin-Verlag schreibt auf seiner Homepage: "Reinhold Mitterlehner kennt die Basis. Der Oberösterreicher verdient sich seine ersten politischen Sporen auf Gemeindeebene. Dort, wo sich das politische Geschäft mit den tatsächlichen Anforderungen des Alltags mischt. Wo die Auseinandersetzung mit den wesentlichen Fragen das tägliche Brot ist. Wo man als politischer Mensch seine Konturen schärft – zu seiner Haltung findet. Die innere Klarheit und die Fähigkeit zu Diskussion und Konsens hat den Politiker an verschiedene Spitzenpositionen der Republik geführt. Bis die Werte, die für so lange Zeit die Grundlage der Gesellschaft, die Basis des politischen und alltäglichen Miteinanders gebildet haben, mit einem Mal nicht mehr zu gelten schienen.

Haltung ist eine Notwendigkeit. Sie zu zeigen und dazu zu stehen, ist im gegenwärtigen politischen Klima dringlicher denn je. Die großen Themen unserer Zeit – Bildung, Wirtschaft, Finanz, Migration, Demokratie, Klimawandel, politische Teilhabe, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Pluralität, Wirtschaftskrisen – verlangen einen klaren Kopf, Verantwortungsbewusstsein, den Willen, politisches Kleingeld und wohlfeile Meinungsmache beiseite zu lassen und Haltung zu zeigen."