Schon am Tag nach der Tiroler Landtagswahl werden erste Weichen für die künftige Regierung gestellt. Die ÖVP tritt am Vormittag zu einem Vorstand zusammen, bei dem  Landeshauptmann Günther Platter Gespräche mit allen potenziellen Koalitionspartnern ermöglicht werden.

Dass sie sich Verhandlungen nicht widersetzen werden, haben SPÖ, Freiheitliche und Grüne bereits klar gemacht. Auch die Neos sind bereit. Die Sozialdemokraten werden ihre Positionen und möglicherweise ein Gesprächsteam Montagabend bei einem Vorstand festzurren. Die Grünen konstituieren bereits am Vormittag ihren Klub, am Nachmittag legt der Vorstand die Leitlinien für die Gespräche mit der Volkspartei fest. Die FPÖ gönnt sich am Montag einen Ruhetag und tagt erst am Dienstag. Nämliches haben die Neulinge im Landtag, die NEOS, vor. Eine Mehrheit im Parlament hätte auch mit der Liste Fritz. Letztere will aber nicht koalieren. 

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ÖVP profitierte von Stammwählern und Nichtwählern

Die ÖVP hat bei der Landtagswahl vor allem ihre Stammwählern sowie bisherige Nichtwähler überzeugen können. Laut Wählerstromanalyse von SORA/ORF gaben 72 Prozent ihrer Wähler aus dem Jahr 2013 auch diesmal wieder der Volkspartei ihre Stimme. Von den Ex-Nichtwählern entschieden sich diesmal 15 Prozent (oder rund 32.000) für die ÖVP. Auch die SPÖ konnte viele ihrer Wähler erneut überzeugen.

Die ÖVP zog aber auch aus dem Lager ehemaliger Vorwärts Tirol-Wähler viele Stimmen an sich: 34 Prozent der Wähler (rund 10.000 Stimmen) der heuer nicht mehr angetretenen Liste gaben diesmal der Partei von Landeshauptmann Günther Platter ihre Stimme. Der Großteil der ÖVP-Wähler setzte sich damit wie folgt zusammen: 64 Prozent sind Volkspartei-Wähler des letzten Urnengangs, 23 Prozent ehemalige Nichtwähler, sieben Prozent ehemalige Vorwärts Tirol-Wähler. Kaum Zugewinn erzielte die ÖVP demnach aus dem Lager der Grünen. 19 Prozent (rund 24.000 Stimmen) der ÖVP-Wähler von 2013 sind diesmal nicht zur Wahl gegangen. Vier Prozent der Stimmen (rund 5000) gingen an die FPÖ verloren.

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SPÖ lukrierte von den Grünen

Die SPÖ konnte ebenfalls viele Wähler aus dem Jahr 2013 wieder überzeugen, nämlich 71 Prozent. Daneben lukrierte die SPÖ auch von den Grünen zahlreiche Stimmen: 22 Prozent derer ehemaligen Wähler (rund 9000) gingen diesmal zur SPÖ. Und aus dem Lager der "sonstigen Parteien" (u.a. die Wähler der nicht mehr antretenden Listen Gurgiser und Team Stronach) entschieden sich diesmal 16 Prozent (rund 5000) für die Roten. Damit setzt sich die überwiegende Wählerschicht der SPÖ aus 56 Prozent Ex-SPÖ-Wählern, 16 Prozent ehemaligen Grün-Wählern und jeweils neun Prozent ehemaliger Nichtwähler und Wähler der nicht mehr Angetretenen zusammen. Abgänge verzeichnete die SPÖ vor allem ans Lager der Nichtwähler.

Die FPÖ überzeugte rund zwei Drittel (64 Prozent) ihrer Wähler von 2013 erneut. Die meisten Stimmenzugewinne verbuchte sie aus dem Nichtwähler-Lager sowie den Sonstigen (je 8000 Stimmen) - aus dem Lager der "Sonstigen" entschieden sich 27 Prozent für Blau, womit die FPÖ hier am meisten von allen Parteien profitierte. Wählerzugewinne gab es auch von der ÖVP (5000 Stimmen) sowie Liste Fritz und Vorwärts (je 4000). Nennenswerte Verluste erlitt die FPÖ nur an die Wahlverweigerer: 21 Prozent ihrer ehemaligen Wähler (rund 6000 Stimmen) blieben der Urne fern.

Verluste der Grünen

Nur rund die Hälfte ihrer Wähler aus dem Jahr 2013 (53 Prozent) konnten die Grünen erneut mobilisieren. Zugewinne erzielten sie von Vorwärts und den "Sonstigen" mit je 4000 Stimmen. Verluste erlitt die Öko-Partei vor allem an die SPÖ (22 Prozent der Ex-Grünen-Wähler oder rund 9000 Stimmen) und die NEOS (elf Prozent oder rund 4000 Stimmen).

Die Liste Fritz überzeugt nur ein gutes Drittel (38 Prozent) ihrer Wähler von 2013 erneut. Stimmenverluste gingen vor allem an die FPÖ (22 Prozent der Ex-Wähler oder rund 4000 Stimmen), die SPÖ (14 Prozent oder rund 3000 Stimmen) und die ÖVP (zehn Prozent bzw. rund 2000 Stimmen). Zugewinne erzielte die Liste Fritz mit 5000 Stimmen vor allem von den "Sonstigen".

Erstmals in den Landtag eingezogen sind die NEOS. Sie konnten mit rund 4000 die meisten Stimmen aus dem Lager der Grünen lukrieren, daneben je 3000 von ÖVP, Vorwärts und Nichtwählern des Jahres 2013. Weitere je 1000 kamen von den übrigen Parteien.