Generell stellt die OECD dem am Donnerstag von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und dem OECD-Direktor für Bildung, Andreas Schleicher, in Wien präsentierten Bericht fest, dass es "keine Ressourcenknappheit" im österreichischen Schulwesen gibt. Ganz im Gegenteil: Aufgrund der Einführung eines neuen Lehrerdienstrechts ab 2019/20 werde es künftig sogar zu einer Erhöhung der Ausgaben kommen. Die schulische Infrastruktur sei generell gut bis sehr gut, die Arbeitsbedingungen der Lehrer unter anderem aufgrund der geringen Klassengrößen ebenso.

"System ineffizient"

Einschränkung: Das System ist ineffizient, was sich unter anderem in nur durchschnittlichen Leistungen bei internationalen Schülervergleichen, dem Einfluss des sozialen Hintergrunds auf die Leistungen sowie der hohen Leistungsunterschiede zwischen den Schulen zeige. Unter anderem ortet die OECD "Fehlanreize zum Over-spending", etwa durch das "komplexe Umverteilungssystem über den Finanzausgleich", der die weitgehende Finanzierung von Landesschulen durch Bundesmittel vorsieht.

Dazu komme ein nur geringer Einfluss des Bundes, die Verwendung und Verteilung der Bundesmittel im Pflichtschulbereich zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Dies äußert sich auch in "ineffizienten Doppelstrukturen durch Landesschulräte und Schulabteilungen der Länder". Die OECD empfiehlt daher, die Trennung zwischen Bundes- und Landeslehrern aufzuheben.

Kostenintensive kleine Schulen

Als problematisch stuft die OECD die kostenintensiven kleinen Klassen bzw. Schulen im ländlichen Raum ein. Diese haben zur Folge, dass die durchschnittliche Klassengröße in Österreich (z.B. Volksschule: 18) unter dem OECD-(21) bzw. EU-Schnitt (20) liegt. Die Aufrechterhaltung dieser Strukturen binde Ressourcen, die anderweitig eventuell besser eingesetzt werden könnten.

Als Beispiel wird etwa der städtische Bereich angeführt: In allen Ländern außer Wien sinke die Schülerzahl im Volksschulbereich - gleichzeitig bleibe aber die Ressourcenzuteilung gleich, was die Bundeshauptstadt benachteilige. In diesem Zusammenhang empfiehlt die OECD auch eine andere Form der Finanzierung, etwa über einen Sozialindex.

Zuwenig Chancengleichheit

Mehr Chancengleichheit brächte nach Ansicht der OECD die Einführung einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen. Sollte die Zusammenlegung von AHS-Unterstufe und Neuer Mittelschule (NMS) nicht realisierbar sein, sollten sie wenigstens von derselben Stelle verwaltet werden. Außerdem müsse dann der Übertritt von einer NMS an eine AHS bzw. berufsbildende höhere Schule (BHS) erleichtert werden.

Ausgebaut werden muss nach Ansicht der OECD auch die verschränkte Form der Ganztagsschule mit einem ständigen Wechsel von Unterricht, Frei- und Lernzeit. Derzeit würde diese "wirksamere Version" nur von rund fünf Prozent der Schulen angeboten - Eltern und Schulen würden nach wie vor das optionale Modell der Nachmittagsbetreuung bevorzugen. Die OECD schlägt daher eine Kampagne für die Einführung der verschränkten Form vor.

Motivierte Lehrer

Im Lehrerbereich ortet die OECD grundsätzlich gute Bedingungen und eine hohe Motivation - etwa aufgrund geringer Klassengrößen und Lehrverpflichtungen. Einen Mangel gebe es dagegen beim Unterstützungs- und Verwaltungspersonal. Beim Verwaltungspersonal sei dies vor allem dadurch bedingt, dass die Schulerhalter im Pflichtschulbereich (Gemeinden) für dessen Finanzierung zuständig wären, während Lehrer vom Bund finanziert werden. Direktoren wiederum würden sich zu sehr auf Verwaltungsaufgaben konzentrieren und sich zu wenig um pädagogische Entwicklungen kümmern.

Bei den Lehrern bemängelt die OECD, dass deren Arbeitszeit im neuen Dienstrecht nur auf Basis der Lehrverpflichtung bemessen wird. Als mögliche Alternative wird die Einführung einer 40-Stunden-Woche angeführt, die neben der Unterrichtsverpflichtung auch Vor- und Nachbereitungszeit sowie möglicherweise auch eine bestimmte Anwesenheitsverpflichtung an der Schule umfasst. Die reine Lehrverpflichtung müsse sich dabei aber nicht notwendigerweise ändern.