Es war eine schräge Veranstaltung im britischen Unterhaus. Stundenlang wurde über Abänderungsanträge debattiert, für die es ohnehin - und absehbar - keine Mehrheit gab. Ewig lange wurde abgestimmt über diese Anträge - mit immer demselben Ergebnis, nämlich einem Nein.

Und nachdem die einzigen Anträge, die keinen Wert haben angenommen und frenetisch bejubelt wurden, winkte das Unterhaus den eigentlichen Vertrag formlos, per Akklamation und ohne weitere Abstimmung, einfach durch.

Zwei angenommen Anträge, zwei Muster ohne Wert. Mit dem einen stimmte man gegen einen No-Deal-Brexit, ohne einen solchen allerdings aufhalten zu können. Denn auch wenn es keinen Deal gibt, findet der Brexit mit der Nacht vom 29. auf den 30. März schlicht und einfach statt.

Brexit-Sumpf

Mit dem zweiten stimmt man für Nachverhandlungen mit einem Partner, der mehr als deutlich ausrichten ließ, dass er nicht für solche Nachverhandlungen zu haben ist. Die kommenden Tage werden weisen, ob der Erfolg der britischen Premierministerin Recht gibt oder ob sie sich und ihr Land endgültig im Brexit-Sumpf versenkt hat.

Aller Vorraussicht nach steuert Großbritannien jetzt auf einen ungeregelten Brexit zu, denn eine Verschiebung hätte man nur selbst beschließen können, und das wurde gestern abgelehnt. Und Verhandlungen, die zu einem Ergebnis führen, dem auch das britische Parlament zustimmen will, nämlich einem Brexit-Vertrag ohne Backstop, lehnt das Gegenüber, die 27 EU-Mitgliedsstaaten, ab.

Sollte es aber so sein, dass Theresa Mays Pokerspiel mit aberwitzigem Risiko von Erfolg gekrönt ist, weil nämlich die EU-Diplomaten, die einen harten Brexit ebenso fürchten wie die Briten selbst, eine Finte ersinnen, die nicht als "Neuverhandlung" sondern nur als Korrektur im Detail verkauft werden und auch von allen Mitgliedsländern mitgetragen werden kann, dann hätte May als knallharte Steherin bewiesen, dass auch das politische "Bockschauen" der gewinnt, der die besseren Nerven hat.

Danach sah es Dienstag abend, nach den ersten Reaktionen aus Brüssel, allerdings nicht aus.