Mit Christian Kerns Eigennominierung als Spitzenkandidat für die EU-Wahl wurde das Tempo erhöht: Nachdem Kern als Listenerster beim Parteitag im November abgesegnet werden soll, müssen bis dahin auch die Listenplätze dahinter vergeben sein. Das bedingt, dass sich bis 15. Oktober auch die Kandidaten in den Ländern in Stellung bringen müssen. Der neue Parteichef soll sich, wenn geht, sogar noch früher finden: Nichts fürchtet man in der SPÖ mehr, als dass jetzt ein Kandidat nach dem anderen sich selbst meldet oder gemeldet wird und es zur Kampfabstimmung kommt.

Im Rennen um den Parteivorsitz sind sogar drei Steirer im Spiel: Jörg Leichtfried, Max Lercher und Roman Hebenstreit: Dem Parlamentarier Leichtfried, einst Fraktionschef der SPÖ im EU-Parlament, bis zur Wahlniederlage Infrastrukturminister, hat Kern die Position des Spitzenkandidaten für die EU-Wahl weggeschnappt. Der zweite Listenplatz und damit auch der Fraktionsvorsitz nach einem Höherrücken Kerns ist Evelyn Regner vorbehalten, auch derzeit Fraktionschefin in Brüssel.

Eine Kandidatur auf Platz 1 der Landesliste garantiert keinen Sitz im EU-Parlament. Hier wird Ex-Landesrätin Elisabeth Grossmann genannt, einst außenpolitisches SP-Sprecherin im Parlament. Gemeinderat und PH-Aufsichtsrat Martin Gössl hat schon an hinterer Stelle kandidiert und wäre diesmal auch gerne vorn.

Das Amt des Parteivorsitzenden aber könnte Leichtfried reizvoll erscheinen. Er netzwerkt effektiv und könnte die Lager verbinden. Ein langjähriger Begleiter sagt: „Er ist ein Beißer, ein Kämpfer, und: kein Quereinsteiger.“

Nachgedacht wird darüber, ob mit der Kür des neuen Chefs der Spitzenkandidat 2022 fix ist, oder ob im Übergang eine Doppellösung sinnvoll ist: In diesem Fall könnte Pamela Rendi-Wagner, die nach außen gut ankommt, nach innen aber noch nicht ausreichend verankert ist, Klubobfrau werden und sich damit als Speerspitze der Sozialdemokraten erproben.

Neben Leichtfried ist als potenzieller Parteichef noch ein zweiter Steirer im Spiel: Max Lercher, derzeit Bundesgeschäftsführer, der durch gutes Krisenmanagement nach dem Abgang des Chefs aufgefallen ist. Er wird sehr geschätzt. Auch er könnte mit Rendi-Wagner eine Doppelspitze bilden.

Wenn sie doch noch will, führt an der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures vermutlich kein Weg vorbei. Aber Bures ist gesetzt als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl, ebenfalls 2022, und das verträgt sich nicht mit der Kampfposition einer Oppositionschefin.

Als Kandidat der Gewerkschaft hat sich indes Roman Hebenstreit ins Spiel gebracht, ein dritter Steirer, wortgewaltiger Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Vida. Die Gewerkschaft will mitmischen, hält sich aber bedeckt. Das Einzige, was fix ist: ÖGB-Chef Wolfgang Katzian macht es nicht. „Er ist in seiner Rolle angekommen und fühlt sich dort pudelwohl“, verrät ein Insider.