Freitag

16.40 Uhr:

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben russische Stellungen in der Region Cherson im Süden der Ukraine angegriffen. Die Luftwaffe habe Angriffe auf Standorte mit Ausrüstung und Personal sowie Felddepots in der Nähe von fünf Ortschaften in der Region geflogen, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee am Freitag auf Facebook mit. Die Region Cherson wird seit den ersten Tagen der russischen Invasion nahezu vollständig von russischen Truppen kontrolliert. Kiew befürchtet, dass Moskau dort demnächst ein Referendum nach dem Vorbild der 2014 annektierten Krim über einen Anschluss an Russland abhalten könnte. Die Ukraine hat eine Offensive zur Rückeroberung des Gebiets gestartet. Die militärische Lage dort bleibe "angespannt", teilte das ukrainische Präsidialamt am Freitag mit.

14.38 Uhr: Russische Truppen versuchen Sjewjerodonezk einzukesseln

Bei anhaltenden Kämpfen im Donbass sind die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben auf den Verkehrsknotenpunkt Bachmut südwestlich von Sjewjerodonezk vorgerückt. Die Ukrainer klagen über einen anhaltenden Mangel an schwerer, weitreichender Artillerie, mit der sie russischen Angriffe aufhalten könnten. In der Region Cherson hat die ukrainische Luftwaffe russische Stellungen attackiert.

12.19 Uhr: Angst vor Cholera in Cherson und Mariupol

Großbritannien warnte am Freitag vor der Ausbreitung von tödlichen Krankheiten wie Cholera angesichts der schwierigen humanitären Lage in den russisch besetzten Gebieten. Es gebe vermutlich bereits einen kritischen Medikamentenmangel in der südukrainischen Stadt Cherson, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. In der Hafenstadt Mariupol drohe ein Cholera-Ausbruch.

"Seit Mai wurden einzelne Fälle von Cholera gemeldet", hieß es unter Verweis auf Geheimdiensterkenntnisse. "Die medizinische Versorgung in Mariupol steht wahrscheinlich bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Ein größerer Cholera-Ausbruch in Mariupol wird dies weiter verschärfen." In der Ukraine habe es 1995 eine schwere Cholera-Epidemie gegeben und seitdem immer wieder kleinere Ausbrüche, vor allem in der südostukrainischen Region um Mariupol am Asowschen Meer.

9.43 Uhr:  Russische Truppen rücken von Südosten auf Bachmut vor

Bei anhaltend schweren Kämpfen im Donbass sind die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben zuletzt auf den Verkehrsknotenpunkt Bachmut vorgerückt. Sie drohen damit, den Nachschub für das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk abzuschneiden. "Der Feind hat in Richtung Wosdwyschenka - Roty angegriffen, teilweise Erfolg gehabt und setzt sich an den eingenommenen Stellungen fest", teilte der ukrainische Generalstab am Freitag in seinem Lagebericht mit.

Die Ortschaften befinden sich nur etwa zehn Kilometer südwestlich von Bachmut. Auch die Straße von Bachmut nach Sjewjerodonezk kann von dort mit schwerem Gerät beschossen werden.

7.20 Uhr: Weiter schwere Kämpfe im Donbass

Bei anhaltend schweren Kämpfen im Donbass sind die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben zuletzt auf den Verkehrsknotenpunkt Bachmut vorgerückt. Sie drohen damit, den Nachschub für das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk abzuschneiden. "Der Feind hat in Richtung Wosdwyschenka - Roty angegriffen, teilweise Erfolg gehabt und setzt sich an den eingenommenen Stellungen fest", teilte der ukrainische Generalstab am Freitag in seinem Lagebericht mit.

Die Ortschaften befinden sich nur etwa zehn Kilometer südwestlich von Bachmut. Auch die Straße von Bachmut nach Sjewjerodonezk kann von dort mit schwerem Gerät beschossen werden.

Die Kämpfe um die einstige Großstadt Sjewjerodonezk verlaufen hingegen weiter ohne größere Veränderungen. Die russischen Truppen versuchten "weiter erfolglos" die volle Kontrolle über das Verwaltungszentrum der Region Luhansk im Osten der Ukraine zu gewinnen, teilte der Generalstab mit. Auch bei anderen Gefechten rund um die Stadt seien die Angreifer zurückgeworfen worden.

6:00 Uhr: Selenskyj wirbt für weitere Annäherung an EU

Die Situation an der Front sei "ohne wesentliche Änderungen", sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Videobotschaft. Der strategisch wichtige Ort Sjewjerodonezk und seine Nachbarstadt Lyssytschansk sowie andere Städte im Donbass, die russische Angreifer derzeit als Schlüsselziele im Osten des Landes betrachteten, könnten sich wirksam verteidigen. Er warb für eine weitere Annäherung der EU an sein Land: "Die meisten Europäer unterstützen die Integration der Ukraine."

Donnerstag

19:41 Uhr: Putin will wie Peter der Große russische Erde "zurückholen"

Kremlchef Wladimir Putin hat den von ihm befohlenen Krieg gegen die Ukraine auf eine Ebene mit dem Großen Nordischen Krieg unter Russlands Zar Peter I. gestellt und von einer Rückholaktion russischer Erde gesprochen. Peter habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen. "Offenbar ist es auch unser Los: Zurückzuholen und zu stärken", zog Putin laut der Nachrichtenagentur Interfax Parallelen zum Ukraine-Krieg.

Am 9. Juni ist der 350. Geburtstag von Peter dem Großen, der sich als erster russischer Zar den Titel Imperator gab und mit Eroberungen im Norden Russland einen Zugang zur Ostsee sicherte - als sogenanntes "Fenster nach Europa". Seit dieser Zeit habe sich fast nichts geändert, behauptete Putin nun in einem Gespräch mit Jungunternehmern im Vorfeld des Internationalen Petersburger Wirtschaftsforums. Auch damals habe kein europäischer Staat das Gebiet als russisch anerkannt. "Dabei haben dort seit Jahrhunderten neben den finno-ugrischen Stämmen auch Slawen gelebt", sagte der Kremlchef.

Am 9. Juni ist der 350. Geburtstag von Peter dem Großen, der sich als erster russischer Zar den Titel Imperator gab und mit Eroberungen im Norden Russland einen Zugang zur Ostsee sicherte - als sogenanntes "Fenster nach Europa". Seit dieser Zeit habe sich fast nichts geändert, behauptete Putin nun in einem Gespräch mit Jungunternehmern im Vorfeld des Internationalen Petersburger Wirtschaftsforums. Auch damals habe kein europäischer Staat das Gebiet als russisch anerkannt. "Dabei haben dort seit Jahrhunderten neben den finno-ugrischen Stämmen auch Slawen gelebt", sagte der Kremlchef.

16.41 Uhr: Todesstrafe für zwei Briten und einen Marokkaner in Donezk

Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik (DVR) hat drei ausländische Kämpfer in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte als Söldner zum Tode verurteilt. Die Todesstrafe werde für "alle Verbrechen zusammengenommen" verhängt, heißt es laut der russischen Nachrichtenagentur Tass in der Urteilsbegründung. Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei Briten und einen Marokkaner. Sie können innerhalb eines Monats gegen das Urteil noch Berufung einlegen.

Der Prozess gegen die drei Männer hatte am Mittwoch unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen. Ihnen werden Handlungen zur gewaltsamen Machtergreifung vorgeworfen. Laut Gericht haben die Angeklagten "ihre Schuld gestanden". Einer der Männer habe zudem "zugegeben, in Terroranschlägen geschult worden zu sein".

Die beiden Briten waren Mitte April in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol von prorussischen Kräften gefangen genommen worden. Beide hatten laut Medienberichten schon vor dem Krieg in der Ukraine gelebt und auch dort geheiratet.

15.53 Uhr: 100 Tote jeden Tag

Die Ukraine verzeichnet in den Kämpfen mit der russischen Armee Tag für Tag "bis zu hundert getötete Soldaten und bis zu 500 verwundete" Soldaten. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow erklärte am Donnerstag, die Lage an den Frontlinien in der östlichen Donbass-Region sei schwierig. "Der Kreml übt weiter Druck mit schierer Masse aus, gerät ins Stolpern, stößt auf starken Widerstand und erleidet hohe Verluste", hieß es in der in Onlinediensten veröffentlichten Erklärung Resnikows. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Zahl der täglich getöteten ukrainischen Soldaten Anfang Juni mit 60 bis 100 beziffert. Resnikow gab in einem Facebook-Beitrag bekannt, dass Kiew Munitionsvorräte für schwere Artillerie höher seien als zu Kriegsbeginn. Bisher habe der Westen rund 150 Geschütze von schweren Kaliber 155 mm geliefert, weiters moderne US-Anti-Schiffsraketen von Typ "Harpoon".

13:32 Uhr: Kiews Munitionsvorräte teils höher als zu Kriegsbeginn

Die ukrainische Armee hat aus dem Westen bereits mehr als 150 schwere 155-Millimeter-Haubitzen aus NATO-Beständen bekommen. "Die Munitionsvorräte dieses Kalibers übersteigen bereits um zehn Prozent die Bestände großer sowjetischer Kaliber zum Stand 24. Februar 2022", schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Donnerstag in einem Beitrag auf Facebook. An 24. Februar hatte der russische Angriff auf die Ukraine begonnen.

Dazu seien noch etwa 50 Geschütze anderen Kalibers eingetroffen, sagte Resnikow. Für diese lägen die Munitionsvorräte bei gut 75 Prozent des Bestands vom Kriegsbeginn. Geliefert worden seien auch Dutzende Raketenwerfer sowjetischen Typs und Hunderte schwere Granatwerfer mit entsprechender Munition.

Resnikow berichtete zudem über den Erhalt von Hunderten Panzern und Schützenpanzern sowjetischen Typs und etwa 250 westlichen gepanzerten Fahrzeugen. Daneben wurden Tausende an tragbaren Flugabwehr- und Panzerabwehrsystemen und Granatwerfern und Hunderte Drohnen, darunter Dutzende Angriffsdrohnen, geliefert. Die Küstenverteidigung sei durch von den USA gelieferte moderne Seezielflugkörper des Typs A/R/UGM-84 "Harpoon" entscheidend gestärkt worden.

11.00 Uhr: Russen beschießen Chemiefabrik in Sjewjerodonezk

Im Osten der Ukraine setzen russische Truppen nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe auf Wohn- und Industriegebiete in der schwer umkämpften Stadt Sjewjerodonezk fort. Durch den Beschuss der Chemiefabrik Azot seien vier Menschen getötet worden, schrieb der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Donnerstag auf Telegram. Das Schicksal des Donbass im Osten der Ukraine entscheide sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dieser Schlacht.

Die Anlage wird nach ukrainischen Angaben von Hunderten Zivilisten als Luftschutzbunker genutzt. Eine vergleichbare Einkesselung durch russische Truppen wie bis vor kurzem in der Hafenstadt Mariupol drohe derzeit jedoch nicht. Von russischer und prorussischer Seite wird immer wieder der Vorwurf geäußert, die Ukrainer hätten die Zivilisten in die Azot-Keller gelockt und das Gelände dann vermint. Belege dafür gibt es nicht. Mehr als 90 Prozent des Luhansker Gebiets, in dem Sjewjerodonezk liegt, ist von Russland bereits besetzt. Der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland dauert inzwischen schon dreieinhalb Monate. Die Angaben der Kriegsparteien können oft nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

6.50 Uhr: Sjewjerodonezk vor dem Fall

In der Schlacht um die strategisch wichtige ostukrainische Industriestadt Sjewjerodonezk sind die russischen Streitkräfte laut der Regionalregierung erhebliche vorangekommen. Sie kontrollierten inzwischen den größten Teil der Stadt, teilte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, am Mittwoch mit. Dem Sender RBC-Ukraine sagte er, die ukrainischen Soldaten hätten sich angesichts des gewaltigen russischen Ansturms im Laufe des Tages an den Stadtrand zurückziehen müssen.

3.30 Uhr: Polens Präsident kritisiert Scholz und Macron für Gespräche mit Putin

Polens Präsident Andrzej Duda kritisiert, dass der deutsche Bundeskanzler Scholz und Frankreichs Präsident Macron weiter mit Kremlchef Wladimir Putin Gespräche führen. "Und hat jemand während des Zweiten Weltkrieges auf diese Weise mit Adolf Hitler gesprochen?", fragte Duda. Hier geht es zum Artikel.

Mittwoch

15.11 Uhr: Kampf um Sjewjerodonezk gleicht "Mission Impossible"

Die ukrainischen Streitkräfte müssen sich nach Angaben des zuständigen Regionalgouverneurs möglicherweise aus der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine zurückziehen. Die strategisch wichtige Stadt werde von den russischen Truppen "rund um die Uhr bombardiert", sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Mittwoch dem Sender "1+1". Zuvor hatte er die Verteidigung der Stadt als "Mission Impossible" bezeichnet.

11:19 Uhr: Türkischer Außenminister: "Fruchtbares" Gespräch mit Lawrow

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Mittwoch, er habe ein fruchtbares Treffen mit dem russischen Ressortchef Sergej Lawrow gehabt. Er sehe den Willen, zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zurückzukehren. Auch sehe er den Plan der Vereinten Nationen zum Export des blockierten ukrainischen Getreides als vernünftig an. Es müsse darum gehen, den Schiffen sicheres Geleit zu geben.

>>"Getreide-Korridor" im Schwarzen Meer?

8 Uhr:  Über 1.000 gefangene ukrainische Soldaten in Russland

Mehr als 1.000 gefangengenommene ukrainische Soldaten sind einem Medienbericht zufolge für Ermittlungen nach Russland gebracht worden. Es handele sich um solche, die in Mariupol ihre Waffen niedergelegt hätten, meldet die russische staatliche Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf russische Polizeikreise. Später sollten auch weitere ukrainische Gefangene nach Russland gebracht worden.

Einige russische Abgeordnete haben verlangt, die ukrainischen Soldaten aus Mariupol vor Gericht zu stellen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte unterdessen ein Informationssystem an, um Daten über mutmaßliche Kriegsverbrecher zu erfassen. Im "Buch der Henker" sollten bestätigte Angaben über Kriminelle aus der russischen Armee zusammengetragen werden, erklärt er in seiner täglichen Videoansprache am Dienstagabend. "Es handelt sich um konkrete Fakten zu konkrete Personen, die sich konkreter, grausamer Verbrechen gegen Ukrainer schuldig gemacht haben." Selenskyj verweist dabei auf mutmaßliche Verbrechen in dem Ort Butscha bei Kiew. Russland hat entsprechende Hinweise als Fälschungen zurückgewiesen.

Dienstag

20.00 Uhr: Lawrow zu Gesprächen über Getreide in Türkei eingetroffen

Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist zu Gesprächen über die Ausfuhr von derzeit in der Ukraine blockiertem Getreide in der Türkei eingetroffen. Lawrow landete am Dienstag am Flughafen von Ankara, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Am Mittwoch soll der von einer militärischen Delegation begleitete Lawrow mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu zusammenkommen.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte in der vergangenen Woche in einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan gesagt, seine Regierung sei zu einer Zusammenarbeit mit Ankara bereit, um den freien Warenverkehr im Schwarzen Meer zu ermöglichen. Dies beziehe sich auch auf Getreideexporte aus ukrainischen Häfen. Laut einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums telefonierten am Dienstag die Verteidigungsminister Russlands und der Türkei zu dem Thema.

Sowohl die Ukraine als auch Russland gehören zu den wichtigsten Getreideexportnationen weltweit. 30 Prozent des weltweit produzierten Weizens stammen aus den beiden Ländern.

18.00: Russen verstärken Luftangriffe im Donbass

Während ukrainische Truppen in der Industriestadt Sjewjerodonezk in Straßenkämpfe mit russischen Soldaten verwickelt sind, greift die russische Luftwaffe verstärkt Ziele in der Region Donezk an. Zusätzlich zur russischen Artillerie seien Kampfflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag mit. Das ukrainische Militär selbst flog nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen.

16.30 Uhr: Kiew lehnt IAEA-Inspektion von Akw Saporischschja ab

Die Ukraine lehnt jegliche Inspektion des Atomkraftwerks Saporischschja durch den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ab, solange die Atomanlage von russischen Truppen besetzt ist. Die ukrainische Atomenergiebehörde Energoatom betonte am Dienstag, es gebe von ihr keine Genehmigung für einen Besuch von IAEA-Chef Rafael Grossi auf dem Akw-Gelände. Bei anderslautenden Angaben Grossis handle es sich um "Lügen".

Grossi hatte am Montag im Onlinedienst Twitter geschrieben, dass seine Behörde derzeit einen Expertenbesuch der von russischen Truppen besetzten Akw-Anlage Saporischschja im Südosten der Ukraine vorbereite. Energoatom schrieb dazu im Messengerdienst Telegram: "Der IAEA-Direktor Rafael Grossi lügt erneut."

Die Ukraine habe Grossi "nicht zu einem Besuch des Kraftwerks Saporischschja eingeladen und es ihm in der Vergangenheit verwehrt, einen solchen Besuch zu tätigen", schrieb Energoatom. "Der Besuch des Kraftwerks wird erst möglich sein, wenn die Ukraine die Kontrolle der Anlage wieder übernimmt." Die Erklärung Grossis werte Energoatom als "neuen Versuch, Zugang zum Kraftwerk Saporischschja zu erlangen, um die Präsenz der Besatzer zu legitimieren und ihre Aktivitäten zu billigen."

Die russische Armee hatte die Kontrolle über das Akw Saporischschja Anfang März übernommen. Am 19. Mai drohte Russland damit, die Ukraine von der Energieversorgung durch das Akw abzuschneiden, sollte Kiew für den dort produzierten Strom nicht bezahlen.

In Saporischschja befindet sich das größte Akw Europas. Im Jahr 2021 stammten 20 Prozent des jährlich in der Ukraine produzierten Stroms aus diesem Akw.

16.15 Uhr: Scholz verteidigt Telefonate mit Putin gegen Kritik

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine Telefonate mit Russlands Präsident Wladimir Putin gegen Kritik verteidigt. Diese seien wichtig, um Putin immer wieder klar zu machen, dass seine Strategie des Angriffs auf die Ukraine nicht aufgehe, sagte Scholz am Montag in der litauischen Hauptstadt Vilnius nach einem Treffen mit den Regierungschefs der drei baltischen Staaten.

"Es wird nicht funktionieren", fügte er mit Blick auf mögliche Hoffnungen Putins hinzu, die Grenzen in der Ukraine nach den Angriffen zu verschieben. Erneut wiederholte er, dass Russland den Krieg nicht gewinnen dürfe.

Die baltischen Staats- und Regierungschefs äußerten sich deutlich kritischer. "Unser Ziel ist eindeutig: Russland muss diesen Krieg verlieren und die Ukraine muss ihn gewinnen", sagte der lettische Ministerpräsident Krisjanis Karins. Wie auch der litauische Präsident Gitanas Nauseda kritisierte er eine Bemerkung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dass man Russland nicht demütigen dürfe. "Wir werden Russland im Sinne Macrons erniedrigen, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich", sagte er.

"Russland hat sich selbst erniedrigt mit diesem Krieg", sagte Nauseda. In Anspielung auf die Gespräche mit Putin fügte er hinzu, es sei sehr kompliziert, mit einem Diktator zu verhandeln. Auch die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hatte zuvor die Telefonate etwa von deutscher und französischer Seite mit dem russischen Präsidenten kritisiert.

16.00 Uhr: Moskau schreibt kremlkritischen Autor Glukhovsky zur Fahndung aus

Russland hat den kremlkritischen Schriftsteller Dmitry Glukhovsky zur nationalen Fahndung ausgeschrieben. Der 42-Jährige werde gemäß einem Verstoß gegen das russische Strafgesetzbuch gesucht, meldete die russische Staatsagentur Tass am Dienstag. Glukhovsky sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass er sich aktuell nicht in Moskau aufhalte.

Er gehe davon aus, dass er wegen Beleidigung der russischen Armee gesucht werde. "Ich bin bereit, alles, was ich gesagt habe, zu wiederholen: Stoppt den Krieg! Gebt zu, dass das ein Krieg gegen ein ganzes Volk ist. Und beendet ihn!", meinte er mit Blick auf Russlands Einmarsch in die Ukraine.

Der Autor der "Metro"-Trilogie, der vorwiegend im Ausland lebt und auch Deutsch spricht, ist seit Jahren ein scharfer Kritiker des russischen politischen Systems. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte er wiederholt in sozialen Netzwerken die Invasion verurteilt, auf die Verluste bei den russischen Streitkräften hingewiesen und über die Ermordung ukrainischer Zivilisten berichtet.

"Das wichtigste strukturelle Problem des russischen politischen Systems besteht darin, dass es sich aus diebischen Dumpfbacken zusammensetzt, die nach einem Verständnis von Gaunern leben und in kannibalischem Eifer in Konkurrenz zueinander stehen und dabei die Befehle eines entrückten, heuchlerischen Greises mit einer persönlichen Krise ausführen", schrieb er im Mai bei Twitter. Neben seiner literarischen Arbeit kommentiert Glukhovsky immer wieder auch die Tagespolitik.

15.30 Uhr: Medwedew veröffentlicht Hass-Botschaft gegen Russen-Feinde

Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat sich in einer wutentbrannten Botschaft gegen angebliche Russland-Feinde gerichtet. "Ich hasse sie. Es sind Bastarde und verkommene Menschen", schrieb Medwedew am Dienstag in einer Botschaft auf dem Online-Dienst Telegram. Er werde "alles dafür tun, dass sie verschwinden". Der 56-jährige Medwedew schrieb, diese Menschen wollten "den Tod für uns, für Russland". Er nannte keine weiteren Details.

Medwedew veröffentlicht seit Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine am 24. Februar und den daraufhin verhängten westlichen Sanktionen zunehmend hart formulierte Beiträge in Online-Netzwerken. Im Mai hatte Medwedew geschrieben, der Westen könne nicht einerseits "verrückte Sanktionen" gegen Russland verhängen und andererseits erwarten, dass das Land Lebensmittel exportiere.

Medwedew ist derzeit stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats. Von 2008 bis 2012 war er russischer Staatschef, anschließend übernahm er bis 2020 den Posten des Ministerpräsidenten. Bei seinem Amtsantritt hatte er damals versprochen, Russland zu einem freieren und demokratischeren Land zu machen.

15.00 Uhr: Russland räumt Entsendung von 600 Wehrpflichtigen ein

Wegen der unerlaubten Entsendung von Wehrdienstleistenden in den Ukraine-Krieg haben die russischen Behörden zwölf Offiziere bestraft. "Etwa 600 Wehrdienstleistende sind zur militärischen Spezialoperation herangezogen worden, alle wurden innerhalb kürzester Zeit wieder zurückgeschickt", sagte der Militärstaatsanwalt des russischen Wehrkreises West, Artur Jegijew, am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Offiziere seien zur Verantwortung gezogen worden.

Kremlchef Wladimir Putin hatte versprochen, keine Wehrpflichtigen, sondern nur Zeit- und Berufssoldaten in der Ukraine einzusetzen. Als bekannt wurde, dass dennoch Wehrdienstleistende in den Krieg abkommandiert wurden, ordnete der russische Präsident öffentlich deren Rückholung an.

Die Frage ist von großer symbolischer und politischer Bedeutung in Russland. Der Kreml hat den Krieg in der Ukraine als "militärische Spezialoperation" deklariert und zu verstehen gegeben, dass nur professionelle Militärs freiwillig dort kämpfen. Der Einsatz gewöhnlicher Soldaten, die zum Wehrdienst eingezogen wurden, birgt für die russische Führung die Gefahr, dass der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet. Befürchtet wird, dass die Angst vor einer Mobilmachung wächst und der Krieg in der Ukraine ähnlich unbeliebt wird wie der in Tschetschenien oder in Afghanistan.

Schon jetzt deuten Aussagen von Soldaten darauf hin, dass der Einsatz keineswegs nur freiwillig ist. Viele Soldaten erklärten, sie seien zu einer Übung abkommandiert worden und hätten sich plötzlich im Krieg wiedergefunden. Andere berichten, sie seien unter Druck gesetzt worden, einen Vertrag als Zeitsoldat zu unterschreiben.

Nach Einschätzung von Bürgerrechtlern könnte die Zahl der tatsächlich in der Ukraine kämpfenden Wehrpflichtigen deutlich höher sein als offiziell angegeben. Allein auf dem Raketenkreuzer "Moskwa" haben einige gedient. Nach dem Untergang des Flaggschiffs der Schwarzmeerflotte erklärte das russische Verteidigungsministerium den Angehörigen der vermissten Matrosen, dass das Kriegsschiff nicht am Einsatz gegen die Ukraine beteiligt gewesen sei. Am Dienstag wurde immerhin bekannt, dass die Crew nun doch zu den Kriegsteilnehmern gerechnet wird. Das ist wichtig, damit die Angehörigen mit einer Kompensation rechnen können.

13.45 Uhr: Scholz sagt Litauen Verstärkung für NATO-Ostflanke zu

Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hat Litauen zusätzliche militärische Unterstützung zur Abschreckung und für die Verteidigung gegen einen möglichen russischen Angriff zugesagt. "Wir haben uns fest vorgenommen, dass wir unseren Beitrag verstärken werden", sagte der SPD-Politiker am Dienstag nach Gesprächen mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda und den Regierungschefs aller drei baltischen Staaten, zu denen auch Lettland und Estland zählen.

Das deutsche Engagement solle "in Richtung einer robusten Kampfbrigade" entwickelt werden. "Als Verbündete in der NATO fühlen wir uns einander verpflichtet und wir werden im Falle eines Angriffs jeden Zentimeter des NATO-Territoriums verteidigen", sagte Scholz. Einzelheiten des verstärkten deutschen Engagements nannte der Kanzler zunächst nicht.

Derzeit ist ein von Deutschland geführtes NATO-Bataillon mit 1.600 Soldaten in Litauen stationiert, davon gehören mehr als 1.000 der Bundeswehr an. Eine Brigade besteht in der Regel aus etwa 3.000 bis 5.000 Soldaten.

Die baltischen Staaten dringen seit längerer Zeit auf die Stationierung jeweils einer NATO-Brigade in den drei Ländern. Unklar ist aber wie viele Soldaten davon tatsächlich vor Ort stationiert werden sollen, und wie viele außerhalb bereitgehalten werden sollen.

13.15 Uhr: Separatisten bestätigen Tod von russischem General

Die pro-russischen Separatisten haben den Tod eines russischen Generals in der Ukraine bestätigt. Im Online-Dienst Telegram kondolierte der Separatistenführer für die Region Donezk, Denis Puschilin, am Dienstag den Angehörigen und Freunden von General Roman Kutusow. Dieser habe "beispielhaft gezeigt, wie der Heimat zu dienen" sei. Puschilin fügte hinzu: "Solange unsere Generäle an der Seite der Soldaten kämpfen, wird unser Land und unsere Nation unbesiegbar sein."

Der Tod des Generals Kutusow war am Sonntag bereits von einem russischen Journalisten gemeldet, aber bisher nicht offiziell bestätigt worden. Puschilin veröffentlichte nun auch ein Schwarz-Weiß-Foto des Generals.

Der Tod des russischen Generals folgt dem Tod einer ganzen Reihe hochrangiger russischer Militärkommandeure seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine Ende Februar. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt. Russland und seine pro-russischen Verbündeten in der Ukraine konzentrieren derzeit ihren Angriff auf den Donbass im Osten der Ukraine. Insbesondere um die Stadt Sjewjerodonezk gibt es im Moment erbitterte Kämpfe.

12.45 Uhr: Häfen Mariupol und Berdjansk bereit für Getreidelieferung

Die von russischen Truppen eingenommenen ukrainischen Häfen Mariupol und Berdjansk stehen dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu zufolge für Getreidelieferungen bereit. Sie seien von Minen befreit worden, erklärt er im Fernsehen. Es könne von dort aus wieder Getreide verschifft werden. Zuvor hatte die Türkei vermeldet, dass man eng mit der Ukraine und Russland zusammenarbeite, um einen Plan für die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte zu vereinbaren.

Der Plan wird von der UNO vorangetrieben und beinhaltet einen Korridor im Schwarzen Meer, durch den per Schiff das von armen Ländern dringend benötigte Getreide aus der Ukraine geliefert werden soll. Es gehe unter anderem um die Beseitigung von Minen vor dem Hafen von Odessa und anderen Orten entlang der ukrainischen Küste, hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar gesagt. Die Türkei hat im Schwarzen Meer eine Seegrenze mit den beiden Kriegsparteien. Sie hat sich zu einem Beobachtungsmechanismus bereit erklärt, wenn eine Einigung erzielt wurde.

Am Montag hatte die kremlnahe Tageszeitung "Iswestija" berichtet, dass sich die russische Führung mit Kiew und Ankara auf ein Schema zur Freigabe von Getreidelieferungen aus Odessa abgestimmt habe. "In den Hoheitsgewässern des Nachbarlands übernehmen türkische Militärs die Minenräumung und sie werden auch die Schiffe bis in neutrale Gewässer begleiten", schrieb die "Iswestija" unter Berufung auf Regierungskreise den geplanten Ablauf. Später würden russische Kriegsschiffe die Getreidefrachter bis zum Bosporus eskortieren.

11.15 Uhr: Russen verstärken Luftangriffe im Donbass

Während ukrainische Truppen in der Industriestadt Sjewjerodonezk in Straßenkämpfe mit russischen Soldaten verwickelt sind, greift die russische Luftwaffe verstärkt Ziele in der Region Donezk an. Zusätzlich zur russischen Artillerie seien Kampfflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag mit. Das ukrainische Militär selbst flog nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen.

Sjewjerodonezk ist zum Hauptziel der russischen Offensive im Donbass geworden, der die Provinzen Luhansk und Donezk umfasst. "In der Stadt gehen die heftigen Straßenkämpfe weiter", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache. "Sie sind uns zahlenmäßig überlegen, sie sind mächtiger." Aber die ukrainischen Streitkräfte hätten "jede Chance", sich zu wehren, fügte er hinzu. Die Situation vor Ort ändere sich von Stunde zu Stunde, sagte der Bürgermeister der Stadt, Olexander Strjuk, im ukrainischen Fernsehen.

Russische Angriffe in der Umgebung von Sjewjerodonezk - im Raum Bachmut - seien abgewehrt worden, teilte der Generalstab mit. Weiter westlich rückten die russischen Truppen Richtung Slowjansk vor, ein weiteres strategisches Ziel im Donbass-Gebiet. In dem Ballungsraum ist das Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte stationiert.

11.00 Uhr: Vucic spricht von "Hysterie" im Zusammenhang mit dem Besuch Lawrows

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat sich am Montagabend äußerst unzufrieden über die Aufregung in Europa geäußert, die um den geplanten, aber gescheiterten Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow in Belgrad aufgekommen ist. "Die Hysterie, die entstanden ist, hat eigentlich gezeigt, was einige wollten", meinte Vucic gegenüber dem TV-Sender RTS. Eine derartige "Hysterie" gegen Serbien habe es lange nicht gegeben.

Lawrow war am Montagabend in Belgrad erwartet worden und sollte am Dienstag offizielle Gespräche mit serbischen Amtsträgern führen. Moskau hatte den Besuch am Sonntagabend abgesagt, nachdem Montenegro, Nordmazedonien und Bulgarien die Genehmigung für den Überflug seiner Maschine verweigert hatten.

"Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Gespräche es gegeben hat, in denen Serbien aufgefordert wurde, dem russischen Außenminister die Gastfreundschaft zu verweigern." Vucic fragte, ob die gleiche Behandlung auch "für das NATO-Mitglied Türkei gelten wird, wenn Lawrow nach Ankara reist". Und er beantwortete die Frage gleich selbst: "Nein, denn man kann nur gegen ein kleines Land wie Serbien so rücksichtslos vorgehen." Nach Ansicht von Vucic würde die Weigerung Serbiens, "immer der Herde anzugehören", derzeit "Kopfschmerzen" bereiten.

9.00 Uhr: Luftangriffe im Süden des Landes auf russische Stellungen

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen geflogen. "Ukrainische Hubschrauber haben Schläge gegen Ansammlungen feindlicher Truppen im Gebiet Cherson geführt - und Flugzeuge gegen Munitionsdepots im Gebiet Mykolajiw", teilte der Generalstab am Dienstag mit. Die Ukraine hat ihre Luftwaffe im Krieg wegen der russischen Luftüberlegenheit bisher nur wenig eingesetzt. Im Osten ist die Lage weiter schwierig.

Die Russen setzten ihren Sturm auf die einstige Großstadt Sjewjerodonezk an der Ostfront fort. Russische Angriffe in der Umgebung - im Raum Bachmut - seien abgewehrt worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Weiter westlich rückten die russischen Truppen Richtung Slowjansk vor, ein weiteres strategisches Ziel im Donbass-Gebiet. In dem Ballungsraum ist das Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte stationiert.

Von beiden Seiten gab es keine Angaben zu Kampfhandlungen um die Kleinstadt Swjatohirsk. Am Montag hatte Kiew noch von schweren Kämpfen gesprochen. Russische Militärs hatten angegeben, Swjatohirsk eingenommen zu haben. Die Stadt nördlich von Slowjansk war der letzte Vorposten der ukrainischen Truppen am Nordufer des Flusses Siwerskyj Donez. Auch von Lyman aus haben russische Truppen weiter angegriffen und den Slowjansker Vorort Mykolajiwka mit Raketen beschossen. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

06:20 Uhr: USA verdächtigen Russland des Diebstahls ukrainischen Getreides

US-Außenminister Antony Blinken hat den Verdacht geäußert, dass Russland ukrainisches Getreide für den eigenen Profit stiehlt. Berichte, wonach Russland ukrainisches Getreide beschlagnahmt, um dieses selbst zu verkaufen, nannte Blinken am Montag in Washington "glaubwürdig". Er erhob außerdem den Vorwurf, dass Moskau durch die Blockade ukrainischer Getreideausfuhren die Welt "erpressen" wolle.

Die russische Seeblockade des südukrainischen Hafens Odessa verhindere, dass Getreide von dort an seine "normalen Ziele" verschifft werde, sagte Blinken bei einer virtuellem Konferenz seines Ministeriums zu aus dem Ukraine-Krieg entstehenden Risiken für die Nahrungsmittelsicherheit. Rund 20 Millionen Tonnen Weizen seien in Silos nahe Odessa "gefangen".

Dabei handle es sich um eine Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der erzwingen wolle, dass die restliche Welt "ihm nachgibt" und ihre Sanktionen gegen Russland aufhebt, betonte Blinken. "In anderen Worten, ganz einfach ausgedrückt, es ist Erpressung."

Montag, 20.01 Uhr: Kreml verhängt Sanktionen gegen US-Finanzministerin Yellen

Russland verhängt Sanktionen gegen 61 Politiker und Manager aus den USA. Darunter seien Finanzministerin Janet Yellen und Energieministerin Jennifer Granholm, teilt das Außenministerium in Moskau mit. Die Sanktionen richteten sich auch gegen führende Manager aus der Rüstungsindustrie und der Medienbranche. Es handle sich um eine Vergeltung für die Ausweitung von US-Sanktionen gegen Vertreter Russlands.

19.45 Uhr: Kiew meldet Erfolge gegen russische Schwarzmeer-Flotte

Der ukrainischen Armee gelang es, die russische Flotte auf mehr als 100 Kilometer Entfernung von der Schwarzmeerküste des Landes zurückzudrängen. Der russischen Flotte sei die "totale Kontrolle über den Nordwesten des Schwarzen Meers entzogen" worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew über den Onlinedienst Telegram mit. Russland versuche aber, die Kontrolle über das Meeresgebiet zurückzuerobern, den Städten an der Küste drohten weiterhin russische Raketenangriffe.

Zudem blockiere die russische Flotte weiterhin die zivile Schifffahrt, erklärte das Ministerium. Als Reaktion auf die ukrainischen Erfolge im Schwarzen Meer hätten die russischen Streitkräfte Systeme zur Küstenverteidigung auf die Halbinsel Krim und das von Russland besetzte Gebiet rund um die Stadt Cherson verlegen müssen.

Zudem wurden nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zusätzliche russische Kräfte auf der russisch besetzten Schlangeninsel stationiert. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Kriegsschiffe der russischen Marine halten seit Wochen eine Seeblockade vor der Ukraine aufrecht.

19.30 Uhr Selenskyj warnt vor andauernder Getreide-Blockade

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wegen des russischen Krieges gegen sein Land vor einer immer dramatischeren Blockade der Getreide-Exporte gewarnt. Die blockierte Menge des für den Export bestimmten Getreides aus der Ukraine könnte sich bis "zum Herbst" auf 75 Millionen Tonnen verdreifachen, sagte Selenskyj am Montag. Vor der russischen Invasion war die Ukraine der weltweit viertgrößte Exporteur von Weizen und Mais.

Derzeit seien zwischen 20 und 25 Millionen Tonnen Getreide blockiert, "bis zum Herbst könnte diese Zahl auf 70 bis 75 Millionen Tonnen ansteigen", meinte Selenskyj vor Journalisten in Kiew. "Wir brauchen Seekorridore und diskutieren darüber mit der Türkei und dem Vereinigten Königreich" sowie den Vereinten Nationen, sagte der ukrainische Präsident. Über das Meer könnten nach seinen Angaben zehn Millionen Tonnen Getreide pro Monat exportiert werden. Die Ukraine diskutiere auch mit Polen und den baltischen Staaten über die Ausfuhr kleinerer Getreidemengen auf dem Schienenweg.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche versichert, es gebe "keine Probleme, Getreide aus der Ukraine zu exportieren" - entweder über ukrainische Häfen, anderen unter russischer Kontrolle stehenden Orten oder über Mittel- und Osteuropa. Die Ukraine hingegen beschuldigt Russland, ihre Häfen zu blockieren, und lehnt die von Moskau vorgeschlagenen Optionen für den Export ab. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Preise für Getreide und Öl in die Höhe getrieben. Russland und die Ukraine zusammen decken normalerweise 30 Prozent des weltweiten Weizenexports ab.

19.00 Uhr: Selenskyj: Lage in Sjewjerodonezk weiter angespannt

In der Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes bleibt die Situation für die ukrainischen Truppen weiter angespannt. "Wir halten die Lage, halten eben die Lage", sagte Wolodymyr Selenskyj am Montag. Die russischen Truppen seien überlegen. "Dennoch haben wir alle Chancen, in dieser Richtung weiter zu kämpfen", betonte der 44-Jährige. Im angrenzenden Gebiet Charkiw gebe es "schrittweise" Erfolge, am "bedrohlichsten" sei die Situation jedoch im Gebiet Saporischschja.

Dort bedränge die russische Armee die Gebietshauptstadt, meinte der ukrainische Präsident der Agentur Interfax-Ukraine zufolge bei einem Frontbesuch. Selensky betonte laut der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform vor Journalisten zudem, dass es wichtig sei, der russischen Bevölkerung wahrheitsgemäße Informationen zukommen zu lassen. Ihm oder ukrainischen Medien würden sie nicht vertrauen, daher sei es wichtig, dass nach der Sperre zahlreicher russischer Sender im Ausland dieser "freie Raum mit vertrauenswürdigen Kanälen besetzt wird", postulierte Selenskyj.

Armeesprecher Olexander Motusjanyk berichtete von intensiven Kämpfen "praktisch entlang der gesamten Frontlinie in den Gebieten Luhansk und Donezk". Die russische Luftwaffe habe 39 Lufteinsätze auch außerhalb der Ostukraine geflogen, ergänzte er.

16.30 Uhr: Moskau stimmt laut Medienbericht Getreidelieferungen aus Odessa zu

Die russische Führung hat einem Medienbericht zufolge mit Kiew und Ankara ein Schema zur Freigabe von Getreidelieferungen aus dem bisher blockierten, ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa abgestimmt. "In den Hoheitsgewässern des Nachbarlands übernehmen türkische Militärs die Minenräumung und sie werden auch die Schiffe bis in neutrale Gewässer begleiten", beschrieb die kremlnahe Tageszeitung "Iswestija" am Montag unter Berufung auf Regierungskreise den geplanten Ablauf.

Später würden russische Kriegsschiffe die Getreidefrachter bis zum Bosporus eskortieren. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu massiven Turbulenzen auf den Weltmärkten geführt und die Preise für Lebensmittel in die Höhe getrieben. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure weltweit. Die russische Blockade ukrainischer Häfen hatte deshalb speziell in den armen Ländern Afrikas zu Befürchtungen vor einer Hungersnot geführt.

14.15 Uhr: Sperre für Lawrow-Flug nach Serbien für Russland "feindliche Aktion"

Russland hat die Sperre des Luftraums durch drei Balkanländer - Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro - für den geplanten Flug seines Außenministers Sergej Lawrow in das befreundete Serbien als "feindliche Aktion" bezeichnet. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Montag, in Moskau solche Aktionen könnten Probleme bei der Planung hochrangiger diplomatischer Treffen verursachen. Aber sie würden Russland nicht daran hindern, Kontakte zu befreundeten Ländern zu pflegen.

Lawrow selbst sprach von einer beispiellosen Aktion. Sein für den heutigen Montag geplanter Besuch in Belgrad war am Widerstand mehrerer Nachbarländer Serbiens gescheitert. Man habe noch keine Erklärung für dieses Verhalten bekommen. Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro hatten der russischen Regierungsmaschine einen Flug durch ihre Lufträume verweigert. Serbien und Russland pflegen eine enge Partnerschaft. Gleichzeitig strebt Serbien einen EU-Beitritt an.

14.00 Uhr: Eisenbahnbrücke in Russland offenbar durch ukrainischen Beschuss zerstört

Die nahe an der Grenze zur Ukraine gelegene Ortschaft Tjotkino in der Region Kursk im Westen Russlands ist nach Behördenangaben erneut beschossen worden. "Tote und Verletzte hat es nicht gegeben", teilte Gouverneur Roman Starowoit am Montag auf seinem Account im sozialen Netzwerk vkontakte mit. Seinen Angaben nach wurde vor allem eine Brücke im Ort beschossen. Getroffen habe es aber auch ein Wohnhaus und die lokale Zuckerfabrik. Ein Auto brannte aus. Den Bildern nach zu urteilen, wurde eine Eisenbahnbrücke durch die Einschläge zerstört. Das russische Militär nutzt die Eisenbahn in den Grenzregionen für den Nachschub der eigenen Truppen in der Ukraine.

Es ist nicht das erste Mal, dass Tjotkino unter Beschuss geraten ist. Mitte Mai kam ein Zivilist bei einem solchen Angriff ums Leben. Die russische Führung, die den Angriffskrieg gegen die Ukraine selbst am 24. Februar begonnen hat, beklagt seit Wochen immer wieder ukrainische Angriffe auf das eigene Staatsgebiet.

12.00 Uhr: Kämpfe in Slowiansk und Sjewjerodonezk

Die russischen Truppen rücken unterdessen nach britischen Angaben auf die Stadt Slowiansk in der Region Donezk vor. Zudem gingen die schweren Kämpfe in Sjewjerodonezk in der Nachbarregion Luhansk weiter, teilt das Verteidigungsministerium per Twitter aus einem aktuellen Geheimdienstbericht mit. Bei dem russischen Raketenangriff auf Kiew am Sonntagmorgen sei Infrastruktur der Eisenbahn getroffen worden. Nach russischen Angaben wurden dabei unter anderem Panzer zerstört.

In Sjewjerodonezk hat sich die Lage für die ukrainische Seite nach Angaben des Gouverneurs von Luhansk verschlechtert. Es gebe intensive Straßenkämpfe, sagt Serhij Gajdaj dem staatlichen Fernsehen. "Die Kämpfe verlaufen ziemlich dynamisch." Nach der Zurückeroberung von etwa der Hälfte der Stadt hätten sich die ukrainischen Einheiten wieder ins Industriegebiet zurückziehen müssen. Dort hielten ukrainische Soldaten jedoch Stellungen.

"Sie haben eine Taktik: einfach alles dem Erdboden gleich machen, damit nichts übrig bleibt, um sich festzusetzen", beschrieb Hajdaj das Vorgehen der russischen Truppen. In Sjewjerodonezk sollen noch etwa 15.000 Zivilisten ausharren. In der Nacht war bekannt geworden, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj im benachbarten Lyssytschansk persönlich Orden an Soldaten verliehen habe.

09.00 Uhr: Auch London will erstmals Mehrfachraketenwerfer liefern

Großbritannien will der Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression erstmals Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite liefern. Die britische Regierung gab an, mehrere Raketensysteme des Typs M270 mit bis zu 80 Kilometer Reichweite in das Land zu schicken. Nach BBC-Informationen sollen es zunächst drei sein. "So wie Russlands Taktik sich verändert, so muss sich auch unsere Unterstützung verändern", erklärte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace am Montag.

Die hochpräzisen Waffen würden es der Ukraine ermöglichen, sich besser gegen die brutalen Angriffe Russlands zu wehren, die mit ihrer Langstreckenartillerie Städte dem Erdboden gleichmachten. "Wenn die internationale Gemeinschaft weiter unterstützt, glaube ich daran, dass die Ukraine gewinnen kann", sagte Wallace.

Ukrainische Truppen sollen demnach in Großbritannien an den Waffen ausgebildet werden. Die Lieferung sei eng mit den USA abgestimmt, die kürzlich bereits die Lieferung von Waffen mit hoher Reichweite angekündigt hatten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte gedroht, in diesem Fall weitere Ziele in der Ukraine anzugreifen.

7.00 Uhr: Selenskyj besucht umkämpfte Region Saporischschja

Bei einem Besuch in der umkämpften Region Saporischschja hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag über die militärische Lage informiert. Knapp 60 Prozent der südostukrainischen Region seien seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar inzwischen von Moskaus Truppen besetzt worden, sagte der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Staruch.

Samstag: Ukrainisches Parlament: 262 Kinder getötet

Laut Zahlen des ukrainischen Parlaments sind bis heute 262 Kinder im Zuge des Kriegs getötet und 467 verletzt worden. Die Daten seien aber nicht endgültig, heißt es in einer Aussendung per Telegram. Die tatsächliche Zahl sei wahrscheinlich wesentlich höher. In Teilen der Ukraine, die von Russland besetzt sind oder aktiv angegriffen werden, sei es den örtlichen Behörden zufolge unmöglich, die Zahl der getöteten und verletzten Bürgerinnen und Bürger zu ermitteln. Nach Angaben des Parlaments wurden 1.938 Schulen und Bildungseinrichtungen durch Bombardierungen beschädigt und 182 vollständig zerstört.