Der russische Angriff auf das Gebäude einer Geburtsklinik in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat vergangene Woche international großes Entsetzen ausgelöst. "Es gibt wenige Dinge, die verkommener sind, als die Verletzlichen und Hilflosen ins Visier zu nehmen", schrieb der britische Premierminister Boris Johnson bei Twitter. Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von "barbarischer Anwendung militärischer Gewalt gegen Zivilisten". Moskau dementierte den Angriff.

Das Bild einer hochschwangeren Frau, die auf einer Trage aus dem völlig zerstörten Gebiet weggetragen wird, ging um die Welt. Nun wurde bekannt, dass weder sie noch ihr Kind überlebt haben. Laut der Nachrichtenagentur AP musste das Baby mit einem Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden. Das Becken der Frau wurde bei dem Raketenangriff gequetscht, außerdem hatte sie weitere schwere Unterleibsverletzungen. Das Baby zeigte nach der Geburt kein Lebenszeichen, die Frau erlag ihren schweren Verletzungen.

© AP

Auf den Fotos aus dem zerstörten Gebäude in der umkämpften Stadt am Asowschen Meer war auch eine zweite Schwangere in einem gepunkteten Schlafanzug zu sehen gewesen, die sich in Sicherheit brachte. Diese Frau hat mittlerweile ein Mädchen zur Welt gebracht, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.

Moskau-Dementi

Das Gebäude wurde vergangenen Mittwoch beschossen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete damals von drei getöteten Zivilisten und 17 Verletzten. Russland behauptete, dass in der ehemaligen Klinik kein medizinisches Personal mehr sei, sondern ein Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sprach von einer "Manipulation" der gesamten Welt mit Informationen zu mutmaßlichen Gräueltaten der russischen Armee.

Selenskyj wies Lawrows Vorwürfe zurück: "Die Russen wurden (im Fernsehen) damit belogen, dass angeblich in dem Krankenhaus keine Patienten und in dem Geburtshaus keine Frauen und Kinder waren", sagte der Staatschef in einer Videobotschaft. Das sei alles eine "Lüge".