In Russland ist am Mittwoch ein Militärflugzeug abgestürzt. Die Agentur RIA Nowosti berichtete unter Berufung auf das Verteidigungsministerium, dass sich an Bord der Maschine 65 ukrainische Kriegsgefangene befanden, die für einen Gefangenenaustausch auf dem Weg nach Belgorod gebracht wurden. Den örtlichen Behörden zufolge gab es keine Überlebenden.

Die am Flugplatz Tschkalowski gestartete Maschine sei auf dem Weg nach Belgorod „abgeschossen“ worden, erklärte das Ministerium am Mittwoch in Moskau. Die russischen Streitkräfte hätten mit ihrer Radarstationen „den Start von zwei ukrainischen Raketen beobachtet“. Das Flugzeug sei von Lypzi aus abgeschossen worden, einem Dorf in der ukrainischen Grenzregion Charkiw. Zuvor hatte bereits der Duma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin die Ukraine und die vom Westen an Kiew gelieferten Waffen für den Absturz verantwortlich gemacht. Die Iljuschin sei „von drei Raketen eines in Deutschland hergestellten Patriot- oder Iris-T-Flugabwehrsystems abgeschossen“ worden.

Der Gefangenenaustausch sollte laut russischen Angaben am Nachmittag in dem Ort Kolotilowka an der russisch-ukrainischen Grenze erfolgen. An Bord der Maschine sollen sich auch sechs Besatzungsmitglieder und drei Begleitpersonen befunden haben, wie RIA Nowowsti unter Berufung auf das Verteidigungsministerium berichtete.

Ukraine hält sich bedeckt

Aus der Ukraine gab es zunächst keine offizielle Reaktion. In westlichen Analystenkreisen wurde aber auch darüber gemutmaßt, dass die russische Maschine gerade im Einsatz war, um S-300 Flugabwehrraketen zu transportieren. Den enorme Feuerball, der auf Videobildern des Absturzes zu sehen ist, deutet demnach darauf hin, dass sich an Bord der Maschine große Mengen an Explosivstoffen befunden haben.

In Kiew meldete das Nachrichtenportal „Ukrajinska Prawda“ unter Berufung auf Militärquellen, die ukrainische Seite bestätige den Absturz. Ursprünglich hatte die „Ukraijinska Prawda“ auch gemeldet, das ukrainische Militär habe von einem Abschuss des Flugzeugs gesprochen. Diese Fassung wurde dann geändert. Das ukrainische Verteidigungsministerium und die Luftwaffe waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes bestätigte aber , dass für heute ein Gefangenenaustausch geplant worden war, der aktuell nicht stattfinde, schrieb der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy auf X. Später erklärte eine für Kriegsgefangenen-Fragen zuständige ukrainische Regierungsstelle, sie prüfe die russischen Angaben. Der Menschenrechtskommissar des ukrainischen Parlaments und einer der Verantwortlichen für den Gefangenenaustausch, Dmytro Lubinets, kündigte Ermittlungen an.


 Die Version aus Moskau, wonach die ukrainischen Gefangenen an Bord der abgestürzten russischen Maschine saßen und nun tot sind, bestätigte Kiew nicht. Stattdessen hieß es in der Mitteilung: „Derzeit haben wir keine verlässliche und umfassende Information darüber, wer genau und wie viele sich an Bord des Flugzeugs befanden.“ Der Chef des staatlichen Senders RT hatte zuvor eine Liste der ukrainischen Kriegsgefangenen veröffentlicht, die angeblich an Bord der Maschine waren.

Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine hat es in Russland mehrere Abstürze von Militärmaschinen gegeben. Im Oktober 2022 stürzte ein russischer Kampfjet in ein Gebäude in der Stadt Jeisk an der russischen Küste des Asowschen Meeres. Dabei kamen 15 Menschen ums Leben.

Im August 2023, zwei Monate nach dem Aufstand seiner Söldner-Truppe Wagner gegen die russische Militärführung, stürzte das Privatflugzeug mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin an Bord auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg ab. Neben dem Wagner-Chef starben dabei auch dessen Stellvertreter Dmitri Utkin sowie acht weitere Menschen.

Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Vergangenheit eigenen Angaben zufolge russische Flugzeuge abgeschossen. Vergangene Woche zerstörten sie demnach ein Aufklärungsflugzeug vom Typ A-50 und eine Kommandomaschine vom Typ Il-22.

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