Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist am Dienstag von Angolas Präsident João Lourenço in Luanda empfangen worden. Die beiden sprachen vor allem über wirtschaftliche Investitionsmöglichkeiten, aber auch über den Ukraine-Krieg. "Angola kann ein wertvoller Ratgeber sein um die Situation in Afrika, aber auch der Welt besser einschätzen zu können", sagte Nehammer bei der anschließenden Pressekonferenz. Der Krieg in der Ukraine bedrohe die globale Sicherheit, betonte Lourenço.

Österreich und Angola hätten hier ähnliche Positionen, was die Notwendigkeit eines Friedens und die Rückgabe des von Russland eroberten ukrainischen Gebiets betreffe, sagte der seit 2017 regierende Präsident. "Angolas Position zum Ukraine-Krieg ist sehr klar, wie verurteilen die russische Invasion und die Annexion ukrainischer Territorien", so Lourenço. Alles müsse getan werden, um den Krieg zu beenden, warnte der angolanische Präsident auch vor einer Ausweitung des Kriegs, denn dann würde ganz Europa darunter leiden. Bei der Verurteilung des russischen Einmarschs in die Ukraine durch die UNO-Vollversammlung Anfang März 2022 hatte sich Angola allerdings wie 34 andere Länder enthalten, Österreich und 140 weitere Staaten hatten für die Resolution gestimmt.

Projekt gegen Dürre

Lourenço lobte weiters die guten wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder, die es nun auszubauen gelte. "Wir rechnen mit Investitionen aus Österreich in allen Bereichen unserer Wirtschaft", sagte der angolanische Präsident, der Nehammer bat, bei österreichischen Banken für die Unterstützung eines großen Projekts gegen Dürre und für eine bessere Wasserversorgung im Süden Angolas zu werben, was der Kanzler zusagte.

Die Zusammenarbeit und der Ausbau der Partnerschaft mit Afrika sei in der Vergangenheit sicher nicht mit der notwendigen Kraft vorangetrieben, betonte Nehammer. "Das wollen und das müssen wir ändern, um ein starker Partner zu werden für mehr Frieden und Sicherheit. Dazu braucht es Zusammenarbeit auf Augenhöhe getragen von Respekt und Wertschätzung", erklärte Nehammer. Der Bundeskanzler lud Lourenço zudem nach Österreich ein, um die Zusammenarbeit mit Angola weiter zu vertiefen.

Brücken

Zuvor nahmen Nehammer und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) gemeinsam mit zahlreichen österreichischen Unternehmen an einem Wirtschaftsforum in Luanda teil. "Im Zentrum unserer Gespräche stand im wahrsten Sinne des Wortes, Brücken zu bauen. Denn das ist etwas, was unsere beiden Länder stark verbindet. Das Österreichische Unternehmen Waagner-Biro hat tatsächlich bereits mehr als 80 Brücken in Angola gebaut und plant weitere Projekte", sagte Nehammer.

Österreich beteilige sich zudem über die UNIDO mit 500.000 Euro am "Zentrum für erneuerbare Energien und Energieeffizienz für Zentralafrika" (CEEREAC) in Luanda, erklärte der Bundeskanzler. "Angola hat sehr gute Voraussetzungen zur Produktion von grünem Wasserstoff, der in Zukunft immer wichtiger wird. Ich freue mich, wenn wir dazu heute auch den Startschuss für weitere Gespräche und Kooperationen setzen konnten", sagte der Bundeskanzler.

Außerdem kündigte der Kanzler in Angola eine österreichische Afrika-Strategie unter dem Motto einer Partnerschaft auf Augenhöhe an. Damit solle die sicherheitsstrategische Bedeutung von Stabilität in Afrika für mehr Frieden und Sicherheit unterstrichen werden. Dazu soll etwa ein Afrikabeauftragter der Bundesregierung ernannt werden, um eine umfassende Vernetzung und Koordinierung sicherzustellen. Zudem sei geplant, das österreichische Vertretungsnetzwerk in Afrika zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern, so Nehammer zu der im Regierungsprogramm vorgesehenen Initiative.

"Gerade die geopolitischen Veränderungen in der Welt müssen uns nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Warnung sein. Denn nicht in allen Teilen der Welt werden dieselben Ansichten vertreten wie in Europa und im Westen", betonte Nehammer. Daher gelte es, den Dialog zu suchen, die österreichische Position zu erklären und jene der Partner zu verstehen. "Wir müssen unsere diplomatischen Türen daher endlich völlig öffnen und die Zusammenarbeit in wichtigen Zukunftsbereichen wie Energie, Sicherheit, grüne Transformation und vielen weiteren Bereichen ausbauen und unsere Beziehungen auf eine neue Ebene heben." Die Erarbeitung der Österreichischen Afrika-Strategie solle genau dazu dienen, so Nehammer.

Als wichtigster Wirtschaftsbereich vieler afrikanischer Länder habe die Landwirtschaft großes Potenzial, wirtschaftliche und soziale Perspektiven vor Ort zu schaffen, betonte Landwirtschaftsminister Totschnig. Mit seinem angolanischen Amtskollegen Antonio Francisco de Assis habe er gemeinsam mit der Rektorin der Universität für Bodenkultur, Eva Schulev-Steindl, über eine mögliche Zusammenarbeit in der landwirtschaftlichen Aus- und Fortbildung, in der Forschung sowie in der Lebensmittellabortechnik gesprochen, so Totschnig. "Landwirtschaftliches Know-how kann Erträge steigern und trägt damit zur Versorgungssicherheit bei. Der Austausch schafft einen Mehrwert für die landwirtschaftliche Ausbildung auf beiden Seiten - etwa, wenn es um klimaresiliente Praktiken geht", so Totschnig.