Herr Politi, nach dem Tod von Benedikt XVI. attackiert sein Privatsekretär, Georg Gänswein, Papst Franziskus in Interviews und nun in einem Buch. Wie deuten Sie die Angriffe?
MARCO POLITI: Ich bin nicht überrascht, dass Monsignore Gänswein verbittert ist. Franziskus hat ihn als vatikanischen Protokollchef beiseitegeschoben. Aber darüber darf er sich nicht wundern. Dass Benedikt gegen Ende der Amazonas-Synode in einem gemeinsam mit Kardinal Robert Sarah aus Guinea verfassten Buch öffentlich für den Pflichtzölibat Position bezogen und sich als abgedankter Papst in die Regierungsgeschäfte seines Nachfolgers eingemischt hat, war ein unerhörter Vorgang. Gänswein sprach später von einem Missverständnis. Trotzdem musste er als engster Vertrauter Benedikts dafür den Kopf hinhalten.