Bei der US-Wahlbehörde im Namen von Ex-Vizepräsident Mike Pence eingereichte Kandidaturformulare haben am Stefanitag (Ortszeit) für Verwirrung gesorgt. Nachdem unter anderem der britische Sender Sky News von den angeblichen Ambitionen des früheren Trump-Weggefährten berichtete, kam von dessen Berater Devin O'Malley ein klares Dementi. "Der ehemalige Vizepräsident Mike Pence hat heute keine Kandidatur für das Präsidentenamt eingereicht", schrieb O'Malley auf Twitter.

Auf der Seite der US-Wahlbehörde FEC waren zwei Formulare abrufbar, die sich auf den Ex-Vizepräsidenten bezogen. Ihre Titel lauteten "Pence for President" und "Mike Pence for President". Sie wurden vom Anwalt William R. Neale, tätig in Pence' Heimatstaat Indiana, unterzeichnet. Als Kampagnenseite wurde "mikepence.com" angegeben, die bei Aufruf auf die Internetpräsenz der von Pence gegründeten Stiftung "Advancing American Freedom" weiterleitet.

Tritt Pence nun an oder nicht?

Über ein Antreten von Pence wird schon seit Monaten spekuliert. Befeuert wurden Spekulationen etwa durch das Erscheinen seiner politischen Memoiren "So help me God" im November sowie durch öffentliche Auftritte. Beobachter geben dem früheren Vizepräsidenten kaum Erfolgsaussichten in der Vorwahl der Republikaner, doch wäre seine Kandidatur ein weiterer Schlag für die Comeback-Ambitionen von Ex-Präsident Donald Trump. Als Eisbrecher könnte Pence nämlich weitere Widersacher Trumps dazu animieren, ihren Hut in den Ring zu werfen.

Der erzkonservative frühere Gouverneur des Staates Indiana galt als treuer Weggefährte des politischen Quereinsteigers Trump, mit dem er im Jänner 2017 überraschend ins Weiße Haus eingezogen war. Zum Bruch zwischen den beiden kam es, als sich Pence nach der Abwahl Trumps im November 2020 weigerte, Amtsmissbrauch bei der Beurkundung des Wahlergebnisses zu begehen. Als Vizepräsident führte Pence nämlich den Vorsitz der Kongresssitzung am 6. Jänner 2021, bei der die Niederlage Trumps gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden besiegelt wurde. Pence ließ sich weder von Aufforderungen Trumps noch von der Erstürmung des Kapitols durch einen vom scheidenden Präsidenten aufgewiegelten Mob einschüchtern und erfüllte seine Rolle verfassungsgemäß. Für Trump-Anhänger gilt er seitdem als "Verräter".