Ob sie tatsächlich, wie von vielen in Russland immer wieder behauptet, die "Patentochter" Wladimir Putins ist, ist zu bezweifeln. Ein früheres Naheverhältnis zum Kriegstreiber im Kreml ist allerdings kaum abzustreiten. Xenia Sobtschak ist die Tochter von Anatoli Sobtschak, der in den 1990er-Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor Putins war.

Flucht mit israelischem Pass

Die heute 40-Jährige zog es selbst in die Politik: Als sie bei der russischen Präsidentschaftswahl 2018 antrat, kam sie auf 1,2 Millionen Stimmen. Nun nahm die TV-Moderatorin den temporären Notausgang und setzte sich in Richtung Litauen ab – offenbar mit ihrem israelischen Reisepass, mit dem sie nicht unter die Einreisebeschränkungen für Touristen aus Russland fällt. Die israelische Staatsbürgerschaft hat sie 2022, also im Jahr, in dem Putin den Krieg gegen die Ukraine lostrat, angenommen.

Die Hintergründe liegen zum Gutteil im Nebel: Sobtschaks Luxusanwesen in Moskau wurde gefilzt. Ihr Vertrauter und Geschäftspartner Kirill Suchanow wird von den Behörden der Erpressung verdächtigt. Laut Medienberichten wird mittlerweile auch gegen Sobtschak selbst ermittelt. Ob sie als Oppositionelle durchgeht, ist fraglich: Als sie 2017 sagte, dass die Krim "nach internationalem Recht" zur Ukraine gehöre und Russland ein 1994 geschlossenes Abkommen verletze, die territoriale Integrität der Ukraine zu achten, gab es zwar Rüffel aus dem Kreml. Andererseits bekam Sobtschak lange Zeit auffällig mehr Spielraum als die allermeisten anderen Regimekritiker.

Bestandteil des Regimes?

Mutmaßungen, wonach sie über Jahre in Wahrheit ein trojanisches Pferd im Auftrag des russischen Machthabers war, hielten sich lange. "Sobtschak ist ein integraler Bestandteil des Regimes, der zum Regime selbst beigetragen hat und im Grunde von Putin selbst geschützt wird", ließ etwa Russland-Experte Marius Laurinavicius gegenüber dem "Focus" wissen. Im Rampenlicht, in das es sie seit jeher zog, wird man sie vermutlich so bald nicht mehr sehen.