Ende August berichteten deutsche Investigativjournalisten von einer groß angelegten, mutmaßlich russischen, Propaganda-Kampagne. Mittels zahlreicher, täuschend echt nachgebauter Nachrichtenportale wurden Fake News verbreitet. Social Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram dienten als Multiplikator. Inhalt der gefälschten Nachrichten waren Inhalt erfundene Ereignisse oder Aussagen, die die Sanktionen gegen Russland als nutzlos oder sogar gefährlich darstellen und die Ukraine bzw. ukrainische Flüchtlinge in ein schlechtes Licht rücken sollten. 

Diese Recherchen veranlassten Meta (Mutterkonzern von Facebook und Instagram) nach eigenen Aussagen eine Untersuchung einzuleiten. Die Ergebnisse veröffentlichte der Konzern am Dienstag in einem Bericht. Demnach hätten umfassende Datenanalysen zwei (voneinander unabhängige) Netzwerke aus China und Russland identifiziert.

Größtes bisher Entdecktes Netzwerk mit "unauthentischem Verhalten"

Das russische Netzwerk wurde in dem Bericht als das bisher größte und komplexeste  seiner Art, seit dem Ukraine-Kriegs bezeichnet. Demnach habe die Operation schon im Mai begonnen und konzentrierte sich hauptsächlich auf Deutschland, aber zielte mittels Falschinformationen zum Krieg auch auf Frankreich, Italien, die Ukraine und das Vereinigte Königreich.

Das Netzwerk verbreitete Fälschungen von mehr als 60  europäischen Nachrichtenplattformen. Darunter der "Spiegel", "The Guardian" oder die "Bild"-Zeitung. Neben den Plattformen des Meta-Konzerns operierten das Netzwerk auch auf Telegram, Twitter und YouTube.      

Video: Was auf Telegram gepostet wird

Meta schreibt in seinem Bericht, dass Domains, die dem Netzwerk zugeordnet werden konnten, gesperrt wurden. Allerdings sei unverzüglich versucht worden, diese durch neue zu ersetzen, was auf "beharrliche und kontinuierliche Investitionen in diese Aktivitäten hindeute.    

Chinesisches Netzwerk mit Einfluss auf Tschechien

Ebenfalls entdeckt wurde ein kleineres Netzwerk, das von China aus operierte. Dessen Ziel soll die Einflussnahme auf die USA und Tschechien und zum Teil auch Französisch- und Chinesisch-sprachige Nutzer weltweit gewesen sein. 

In Tschechien wurden regierungsfeindliche Inhalte verbreitet und staatliche Unterstützung für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland kritisiert. Die Kritik sollte allerdings darauf abzielen, davor zu warnen China zu verärgern. 

Journalist kritisiert Facebook

Lars Wienand, einer jener deutschen Ivestigativjournalisten, die  die Untersuchung dieser Netzwerke durch Meta überhaupt erst ins Rollen brachten, glaubt nicht, dass die Propaganda-Attacke auf Deutschland und andere europäische Länder damit zu Ende sind. "Das geht auf jeden Fall weiter", fürchtet Wienand. Zwar wären die Fake-Seiten offline, aber davon, dass Propaganda-Inhalten weiterhin koordiniert verbreitet werden, ist Wienand überzeugt.

Er findet täglich solche Postings und nennt auch ein Beispiel. Ein Video, wo angeblich in Bremen Kriegswaffen aus der Ukraine beschlagnahmt wurden. Wienand: "Dazu wurde eine Tonspur von einem Polizeieinsatz in Thüringen über irgendwelche Aufnahmen von Waffen gelegt."  

Die Bremer Polizei musste ob der weiten Verbreitung des Videos schon mehrfach klarstellen, dass es einen solchen Einsatz nicht gegeben hat. 

Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung übt der Journalist Kritik an Facebook. Dort zeigte man  – auf augenscheinlich einschlägige Accounts hingewiesen – wenig Interesse: "Facebook war für uns eine Blackbox. Das einzige was zurückkam war 'wir nehmen das ernst'", erzählt Wienand. Viele der offensichtlichen Fake-Accounts blieben weiterhin online. Anfragen der Journalisten zu dem Thema blieben unbeantwortet: "Ich habe überhaupt keine inhaltlichen Rückmeldungen bekommen."