Der Vorsitzende der italienischen Sozialdemokraten (Partito Democratico/PD), Enrico Letta, vergleicht die für 25. September geplante Parlamentswahl in seinem Land mit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 in Großbritannien. Die Italiener seien aufgerufen, zwischen zwei verschiedenen Optionen zu wählen, der Vision der rechtspopulistischen Parteien und jener der progressiven Kräfte, betonte Letta.

"Gott, Vaterland und Familie"

"Am 25. September gibt es zwei grundverschiedene Optionen. In Bezug auf die Umwelt, die Rechte, Europa verfolgen wir ein Ziel, und wenn die andere Seite gewinnt, wird Italien den anderen Weg einschlagen. Es ist ein Scheideweg, wie in England mit dem Brexit-Referendum", sagte Letta am Montagabend im einzigen Rededuell mit der rechten Spitzenkandidatin Giorgia Meloni, Vorsitzende der Brüder Italiens (Fratelli d'Italia/FdI).

In Bezug auf den Slogan Melonis "Gott, Vaterland und Familie" fügte Letta hinzu: "Für uns muss die Gesellschaft auf Vielfalt und nicht auf Vereinheitlichung beruhen, sie muss auf den Rechten der Menschen basieren."

"Wollen nicht wie Polen oder Ungarn sein"

Selbstbewusst und siegessicher trat die redegewandte Meloni auf, die ihre Wahlslogans wiederholte und die Italiener aufrief, der Mitte-Rechts-Koalition ihr Vertrauen zu schenke. Das Duell, bei dem es über Wahlprogramme, Strategien und Visionen für das Land ging, fand in der Redaktion der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" statt und wurde von deren Chefredakteur Luciano Fontana moderiert.

"Wir wollen ein Italien, das in Europa zählt, nicht ein Land, das zusammen mit Polen und Ungarn der EU Steine in den Weg legt", warnte Letta. Er wehrt sich gegen Melonis Vorhaben, den von der EU finanzierten Konjunkturplan (PNRR) aufgrund der hohen Energiekosten zu revidieren. "Den Plan neu zu verhandeln, würden bedeuten, dass wir uns in Europa wieder als unzuverlässiges Land blamieren", meinte Letta. Meloni erwiderte daraufhin, dass auch Länder wie Portugal eine Revision des Konjunkturplans beantragt haben.