In der südchinesischen Hafenmetropole Shanghai sind nach zwei Monaten strengem Lockdown mit Ausgangssperren die Beschränkungen weitgehend gelockert worden. Seit Mittwoch durften die meisten der 26 Millionen Menschen ihre Wohnungen wieder verlassen. Geschäfte öffneten. Öffentlicher und privater Verkehr wurden mit gewissen Einschränkungen wieder aufgenommen.

Null-Covid Strategie statt "Laissez-faire" 

Das Wirtschafts- und Finanzzentrum der zweitgrößten Volkswirtschaft berichtete nur 15 Neuinfektionen am Vortag - so wenig wie seit drei Monaten nicht mehr. Auf dem Höhepunkt der Welle in Shanghai hatte es im April 27.000 Fälle an einem Tag gegeben. Landesweit meldete die nationale Gesundheitskommission 68 Fälle, davon 46 asymptomatisch.

Während der Rest der Welt versucht, mit dem Virus zu leben, verfolgt das bevölkerungsreichste Land eine rigorose Null-Covid-Strategie. Mit der Ankunft der Omikron-Variante kämpft China seit März aber gegen die größte Corona-Welle seit Ausbruch der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Chinesische Wissenschaftler warnten, dass eine völlige Lockerung ohne jegliche Beschränkungen in China zu 1,5 Millionen Toten in sechs Monaten führen könnte.

In den Straßen von Shanghai kehrt nach einem harten und umstrittenen Lockdown wieder Leben ein.
In den Straßen von Shanghai kehrt nach einem harten und umstrittenen Lockdown wieder Leben ein. © (c) AP (Ng Han Guan)

Düsterer Blick auf Wirtschaft

Ministerpräsident Li Keqiang hatte am Mittwoch einen düsteren Blick auf die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft gegeben. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien in einigen Bereichen größer als im Jahr 2020, als das Land zum ersten Mal vom Covid-19-Ausbruch getroffen worden sei. China werde sich aber bemühen, im zweiten Quartal ein "angemessenes" Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erreichen. Viele Ökonomen erwarten indes ein schrumpfendes BIP in dem Zeitraum, nachdem es zum Jahresauftakt noch um 4,8 Prozent gestiegen war.

Kredite und Subventionen

Um die Wirtschaft anzukurbeln, sollen mehr Kredite an kleinere Unternehmen bewilligt werden, wie die Zentralbank ankündigte. Die Finanzinstitute seien aufgefordert, die Kreditvergabe an zentrale und westliche Regionen sowie von Corona-Ausbrüchen betroffene Gebiete zu bevorzugen.

© (c) APA/AFP/HECTOR RETAMAL (HECTOR RETAMAL)

Das Finanzministerium kündigte zudem an, dass den Fluggesellschaften bis 20. Juli Subventionen angeboten würden, um den durch die Pandemie verursachten Abschwung und die gestiegenen Ölpreise zu verkraften. Die Inlandsflüge waren durch Chinas Null-Covid-Strategie eingebrochen. Die in Shanghai ansässige Airline China Eastern teilte mit, die Passagierzahlen seien im April gegenüber dem Vorjahr um 90,7 Prozent gesunken.

Der Auto-Verband PCA teilte indes mit, dass die nationalen Fahrzeugverkäufe in den ersten drei Maiwochen im Vergleich zum Vormonat um 34 Prozent gestiegen seien. Allerdings lägen sie damit immer noch um 16 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Im März hatte Shanghai wegen wieder aufflammender Corona-Infektionen einen weitgehenden Lockdown verhängt. Das öffentliche Leben wurde in zwei Stufen bis 5. April heruntergefahren. Mitte April wurde wichtigen Herstellern aus Bereichen wie der Autoindustrie, den Biotechnologie, der Chemie und der Halbleiter-Produktion aber erlaubt, die Fertigung wieder aufzunehmen.