Die bulgarischen Streitkräfte haben zu Beginn dieser Woche ihre Präsenz an der Grenze zur Türkei verstärkt. Seit Montag seien 350 Soldaten im Einsatz, um die Polizei bei der Sicherung der Grenze zur Türkei zu unterstützen, sagte Verteidigungsminister Georgi Panajotow dem Privatsender BTV. Nach Angaben des bulgarischen Innenministeriums wurden in diesem Jahr bereits mehr als 6500 irreguläre Migranten an der Grenze aufgegriffen, überwiegend Menschen aus Afghanistan. Gegenüber dem Vorjahr hat sich nach offiziellen Angaben die irreguläre Migration aus der Türkei damit verdreifacht. Die Zahl jener, die es unbemerkt über die Grenze ins EU-Land Bulgarien schaffen, dürfte aber deutlich höher sein. Die Grenze Bulgariens zur Türkei ist 259 Kilometer lang und auf den meisten Abschnitten nur mit einem alten Stacheldrahtzaun gesichert.

Motorschaden

Auch Griechenland versucht, sich gegen einen befürchteten Andrang an seinen Grenzen zur Türkei zu wappnen. Die Regierung verstärkt die Sicherungsanlagen an der Landgrenze, die Küstenwache fährt mehr Patrouillen in der Ägäis. Alarmiert ist man in Athen, seit Ende vergangener Woche ein kleiner türkischer Frachter vor der Insel Kreta einen Notruf wegen Motorschadens absetzte. An Deck des schrottreifen Schiffes, das offenbar auf dem Weg nach Italien war, drängten sich fast 400 Migranten. Die griechische Küstenwache ließ den Havaristen zur Insel Kos schleppen, wo die Migranten in ein Auffanglager kamen.

Direkt nach Italien?

Der Vorfall könnte signalisieren, dass die Schleuser ihr Geschäftsmodell ändern, meinen Experten in Athen. Statt die Menschen in Schlauchbooten über die Ägäis zu den griechischen Inseln zu bringen, schicken sie die Migranten offenbar auf größeren Schiffen direkt von der Türkei nach Italien.

Den Fall des havarierten Frachters dürfte der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis zur Sprache gebracht haben, als er am Dienstag in Ankara den türkischen Innenminister Süleyman Soylu traf. Die griechische Regierung hatte die Türkei aufgefordert, die Migranten von dem Frachter wiederaufzunehmen, wie es die EU-Türkei-Flüchtlingsvereinbarung von 2016 vorsieht. Die türkischen Behörden verweigerten das aber. In Ankara wollte Mitarakis darüber sprechen, wie beide Länder bei der Umsetzung der Flüchtlingsvereinbarung besser zusammenarbeiten können. Über Ergebnisse der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt.

Unterdessen verstärkt Griechenland seine Sicherungsanlagen an der Landgrenze zur Türkei. Dort baut die Regierung stählerne Grenzzäune in einer Gesamtlänge von 26,5 Kilometern. Ein Netz von Spezialkameras und Radardetektoren soll Migranten schon aufspüren, bevor sie sich auf türkischer Seite der Grenze nähern. Das System, an dessen Kosten sich die EU beteiligt, soll am 20. November in Betrieb gehen.