Zu Beginn der Woche wurde bekannt, dass zwei im Vatikan arbeitende Kardinäle an Sars-CoV-2 erkrankt sind, mit denen Papst Franziskus regelmäßig in Kontakt ist. Der päpstliche Almosenverwalter Konrad Kardinal Krajewski, 57, wurde wegen einer Lungenentzündung ins römische Gemelli-Krankenhaus eingeliefert. Giuseppe Kardinal Bertello ist Präsident des vatikanischen Governatorats und damit Regierungschef der Vatikanstadt. Der 78-Jährige ist bislang in häuslicher Quarantäne. Im Vatikan werden die letzten Kontakte der beiden recherchiert. Beide sind enge Mitarbeiter des Papstes. Dass Franziskus besondere Umsicht walten ließe, um sich vor einer Ansteckung zu schützen, wäre zu viel gesagt. Als er neulich im Vatikan einer Gruppe von Gästen begegnete, riss er sich beim Eintritt in die Halle forsch den Mund-Nasen-Schutz aus dem Gesicht. Der Papst mag keine Maske.

Franziskus hat vergangene Woche seinen 84. Geburtstag gefeiert. Als Mann in hohem Alter mit Vorerkrankungen zählt der Papst zur Hochrisikogruppe. Als er bei einem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz Anfang März mehrfach stark hustete, fürchteten viele, der Papst sei an Corona erkrankt. Die Gerüchte wurden vom Vatikan dementiert. Er wisse jedoch, „wie sich die Corona-Kranken fühlen, die um ihr Leben kämpfen und an eine Beatmungsmaschine angeschlossen sind“, sagte Franziskus nun in einem Interview-Buch, das Anfang Dezember erschien. Im Alter von 21 Jahren kam Jorge Bergoglio in Buenos Aires ins Krankenhaus und schwebte einige Wochen in Lebensgefahr. Die Ärzte entdeckten Wasser in seiner Lunge und amputierten den oberen Teil des rechten Lungenflügels. Bergoglio, damals im Jahr 1957 noch ein Seminarist, erholte sich langsam.

Auf Menschen zu

Franziskus geht bekanntlich gerne auf Menschen zu, er hat sich aber nach zehn Monaten Pandemie nun auch schon an die neue Realität gewöhnt. Auch im Vatikan wird es das erste Weihnachten im Corona-Modus. Die Zeremonien werden laut Vatikan in „sehr eingeschränktem Rahmen“ stattfinden. An der Christmette an Heiligabend im Petersdom dürfen nur wenige Geistliche und Ordensschwestern teilnehmen, die außerdem in großem Abstand zueinander sitzen müssen. Der Beginn der Messe wurde auf 19.30 Uhr vorverlegt, damit die Besucher die in Italien geltende Ausgangssperre berücksichtigen können.

Am 25. Dezember wird der Papst zwar wie gewohnt eine Weihnachtsansprache halten und um 12 Uhr mittags den Segen „urbi et orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) spenden. Statt wie gewöhnlich von der Mittelloggia des Petersdoms erfolgt der Segen wie schon an Ostern aus der Benediktionshalle im Inneren des Apostolischen Palastes. Am 26. und 27. Dezember sowie am 1., 3. und 6. Januar zum Dreikönigstag wird das Angelusgebet des Papstes nicht aus einem Fenster im Apostolischen Palast erfolgen, sondern wie bisher schon aus der Bibliothek des Palastes übertragen. So sollen Menschenansammlungen auf dem Petersplatz verhindert werden. Wegen der Reisebeschränkungen in Italien ist in Rom aber sowieso weniger Betrieb als sonst zu dieser Jahreszeit.

Milde Worte

Am Montag versammelten sich der Papst und seine engsten, allesamt mit Mund-Nasenschutz versehenen Mitarbeiter zur traditionellen Weihnachtsansprache, in der er in der Vergangenheit oft harte Worte wählte. Diesmal fielen die Mahnungen milder aus: „Dieses Weihnachtsfest ist das Weihnachtsfest in der Pandemie, der gesundheitlichen Krise, der sozialökonomischen Krise, aber auch der kirchlichen Krise, die die ganze Welt unterschiedslos getroffen hat“, sagte Franziskus und fügte hinzu: „Wir müssen uns auf diese scheinbar widersprüchliche Logik einlassen, die uns sagt: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Es wäre schön, „wenn wir aufhören würden, im Konflikt zu leben, und uns stattdessen wieder bewusst würden, dass wir unterwegs sind, offen für die Krisen“.

Kein Panettone, kein Schaumwein

Der Papst mahnte Bewegung statt Stillstand an, die Krise könne diese Bewegung befördern. Auch der Vatikan bekommt in diesem Jahr die Wirtschaftskrise zu spüren, gerechnet wird mit einem Minus von 53 Millionen Euro. Franziskus mahnte die Kurienchefs zu Milde: „Niemand darf rausgeschmissen werden oder unter dem Effekt dieser Pandemie leiden.“ Als Weihnachtsgeschenk bekamen die Vatikanangestellten vom Papst dieses Jahr keinen Panettone oder Schaumwein wie sonst. Den Zeiten entsprechend verschenkte Franziskus den Vatikanangestellten jeweils fünf Packungen eines Grippe- und Erkältungsmittels.