"Wenn du gehst, dann geh. Wenn du stehst, dann steh. Und ohne zu schwanken!“, heißt es im Buddhismus, zu dem sich 95 Prozent der Thailänder zugehörig fühlen. König Rama X., Maha Vajiralongkorn, scheint diese Weisheit nicht zu interessieren, nach dem Tod seines angesehenen Vaters Bhumibol im Jahr 2016 wankt und schwankt er mehr denn je.

Dabei hatte ihn sein Vater bereits 1972 feierlich zum Kronprinzen erklärt und nach dem Tod Bhumibols wurde Vajiralongkorn 2016 auch zum Rama X. Doch Vajiralongkorn will nicht wirklich König sein. Viel lieber ist er außerdem in Bayern als in Bangkok. Am Starnberger See lebt der 68-Jährige in einer denkmalgeschützten 1400-Quadratmeter-Villa. Sein Nachbar ist Peter Maffay. "Thai-Kini", also Thai-König, wird der thailändische König Maha Vajiralongkorn in Bayern genannt.

Die Bevölkerung Thailands schweigt. Kritik an der Monarchie steht im südostasiatischen Staat unter schwerer Strafe. Überall sonst fragt man sich allerdings, wohin das Land wohl steuern wird, dessen Gesellschaft ohnehin tief gespalten ist. Zwar hat der König in Thailand nur repräsentative Aufgaben, aber traditionell enormen politischen Einfluss. Bhumibol war eine Integrationsfigur, er suggerierte Stabilität.

Dass der "Thai-Kini" zudem von Deutschland aus regiert, belegen neue Recherchen von WDR und Süddeutscher Zeitung. Abgeglichen wurde, an welchen Tagen der König offizielle Amtshandlungen tätigte - während er nachweislich in Bayern weilte. Das beeindruckende Ergebnis: Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2020 verschickte Vajiralongkorn laut den von SZ und WDR überprüften Recherchen regierungskritischer Exil-Thailänder in Deutschland rund 100 Briefe an andere Staatsoberhäupter, erließ 40 königliche Verordnungen - und weilte  dabei nur neun Tage offiziell in Thailand.

Der König von Thailand und Königin Suthida
Der König von Thailand und Königin Suthida © AP

Die Pro-Demokratie-Bewegung fordert eine Reform der Monarchie. In den Fokus geraten ist das Vermögen des Königshauses, in das die Öffentlichkeit seit dem Amtsantritt von König Maha Vajiralongkorn 2016 kaum noch Einblick erhält. Er gilt als reichster Monarch der Welt. Für die  Pro-Demokratie-Demonstranten in Thailand steht aber auch Deutschland als Gastland des Königs in der Kritik: "Keine Staatsgeschäfte von Deutschland aus betreiben!" schrieben sie in einem Brief, den sie dem deutschen Botschafter in Bangkok überreichten. 

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Frithjof Schmidt forderte zuletzt, den Vorwürfen nachzugehen. Deutschland müsse den Eindruck vermeiden, Komplize eines Königs bei seinen Versuchen zu sein, die Rückkehr zur Demokratie in Thailand zu verhindern. Laut Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kam der wissenschaftliche Dienst des Bundestages zu dem Ergebnis, dass es der völkerrechtlichen Gebietshoheit zuwiderlaufe, wenn Staatsorgane im Ausland Hoheitsakte vornehmen. Zwar sagen die Bundestagsexperten nach "Spiegel"-Recherchen, dass sich Thailands König, der Rama X., in einer rechtlichen Grauzone bewege: Aber ein Rechtsstaat dürfe es nicht dulden, wenn ein ausländisches Staatsoberhaupt im Gastland Menschenrechte verletze.

Unspektakuläre Kindheit, später ein "Weiberer"

Vajiralongkorns Kindheit verlief unspektakulär und geschützt vor fremden Blicken. Ausgebildet wurde der unter Dauerbeschuss geratene Vajiralongkorn auf teuren Privatschulen außerhalb Thailands. Er hat den Ruf eines "Weiberers". Sogar seine Mutter Sirikit gab ihm den Spitznamen "Don Juan".  Sein Faible gilt nach wie vor den drei F: Frauen, Flitzern und Flugzeugen. Er ist ein begeisterter Pilot.

Seine älteste Tochter Bajrakitiyabha war von 2012 bis 2014 Botschafterin in Österreich. Thailands Beziehung zu Österreich ist lang und gut, schon 1897 stattete Königin Sirikits Urgroßvater dem hiesigen Kaiser Franz Joseph in Wien einen Besuch ab.