Mit Ballons und Kinderwagen ausgestattet haben in Hongkong hunderte Familien ihrer Unterstützung für die Demokratie-Aktivisten Ausdruck verliehen. Bei dem farbenfrohen und friedlichen Protest am Samstag wurden unter anderem Flugblätter mit ABC-Lerntafeln verteilt: Darauf stand etwa "D" für Demonstration oder "P" für Protest.

Die Kundgebung unter dem Motto "Die Zukunft unserer Kinder beschützen" war im Gegensatz zu vielen anderen Protestveranstaltungen von den Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone genehmigt worden.

Die seit mehr als zwei Monate andauernden Proteste in der ehemaligen britischen Kron-Kolonie waren ursprünglich durch ein - später auf Eis gelegtes - Auslieferungsgesetz ausgelöst worden, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte. Die Demonstrationen weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong und für mehr Demokratie aus.

Die Demokratie-Aktivisten haben für das Wochenende zahlreiche Aktionen geplant, wie etwa einen dreitägigen Sitzstreik am Flughafen von Hongkong, der am Freitag begann und an dem bis Samstag bereits tausende Menschen teilnahmen. Am Samstag fand auch eine "Silberhaar"-Kundgebung statt, während derer ältere Bewohner Hongkongs Briefe zum Polizeihauptquartier und dem Regierungssitz brachten. In mehreren Stadtbezirken zogen Tausende Menschen durch die Straßen. Es kam auch zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas und Schlagstöcke einsetzte.

Dazu kommt der jüngste Schlagabtausch zwischen Washington und Peking, der durch ein Treffen der US-Diplomatin mit regierungskritischen Aktivisten in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong ausgelöst wurde. China hatte am Donnerstag förmlich gegen das Treffen protestiert, über das Hongkonger Medien berichtet hatten. Das chinesische Außenministerium forderte die USA auf, den Zweck des Treffens zu erläutern und "sofort aufzuhören, sich in Hongkong-Angelegenheiten einzumischen".

Die USA warfen der chinesischen Regierung übelste Methoden vor, weil sie ein Foto der Diplomatin sowie persönliche Informationen und Namen von Familienangehörigen an die Medien weitergegeben habe. Die Berichte chinesischer Staatsmedien über die Diplomatin seien inzwischen "nicht mehr verantwortungslos, sondern gefährlich", schrieb US-Außenamtssprecherin Morgan Ortagus am Freitag (Ortszeit) auf Twitter. Die Regierung in Peking stritt ab, hinter der Veröffentlichung zu stecken, und warf den USA ihrerseits vor, wie Kriminelle zu denken.

Ortagus wies nun via Twitter darauf hin, dass China gemäß den Wiener Konventionen verpflichtet sei, "unsere Diplomaten und Konsularbeamten mit gebührendem Respekt zu behandeln" und alles zu tun, um Angriffe auf ihre Person, Freiheit oder Würde zu verhindern. In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong kommt es seit zwei Monaten immer wieder zu großen Protesten und Ausschreitungen.

Tausende protestieren

Auslöser für die Demonstrationen ist ein - inzwischen auf Eis gelegter - Gesetzentwurf zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Die Demonstrationen entwickelten sich zu einer breiteren Bewegung gegen die Regierung und einschüchternde Polizeigewalt. Viele Menschen befürchten zudem einen zunehmenden Einfluss Pekings auf das Leben in der Finanzmetropole und fordern demokratische Reformen.

Chinas Regierung mahnt immer energischer, die Ordnung in der Sonderverwaltungszone wieder herzustellen und die Gewalt zu beenden. Als Zeichen des zunehmenden Drucks forderte Chinas Luftfahrtbehörde am Freitag die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific auf, keine Piloten und Flugbegleiter mehr auf Flüge auf das chinesische Festland zu lassen, die sich an "illegalen Protesten" beteiligt hätten.

Reisewarnung

Vor jedem Flug müsse nun zunächst eine Liste mit Besatzungsmitgliedern vorgelegt und genehmigt werden, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post". Hongkong Regierungschefin Carrie Lam hatte am Freitag vor schweren wirtschaftlichen Problemen gewarnt, die durch die Proteste entstehen würden. Vor allem der Tourismus, aber auch die Kauflust der Hongkonger gingen infolge der Unruhen zurück. Bereits mehr als 20 Staaten haben Reisewarnungen herausgegeben.