Der US-Geheimdienst CIA hat nach einem Bericht der türkischen Zeitung "Hürriyet" eine Tonaufnahme, die auf eine Verwicklung des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in den Tod des Journalisten Jamal Khashoggi hinweist. Demnach habe Bin Salman angeordnet, "Khashoggi sobald wie möglich zum Schweigen zu bringen".

Auf der "Hürriyet"-Internetseite wird ein prominenter türkischer Kommentator mit den Worten zitiert, CIA-Chefin Gina Haspel habe bei ihrem Besuch in der Türkei im vergangenen Monat signalisiert, dass es eine derartige Aufnahme gebe.

US-Präsident Donald Trump hat die Darstellung zurückgewiesen, der US-Geheimdienst CIA habe Belege für eine Verwicklung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi. "Sie sind nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen", sagte Trump am Donnerstag in Palm Beach in Florida mit Blick auf die CIA-Ermittler.

Niemand sei zu solch einer Schlussfolgerung gekommen, und vielleicht ließen sich die genauen Hintergründe der Tat auch nie aufklären, hieß es weiter.

Erneut pries Trump Saudi-Arabien als extrem wichtigen politischen und wirtschaftlichen Partner für die USA - dies ist seine Begründung, warum er eisern zur saudischen Führung hält. Er betonte, der Kronprinz weise vehement zurück, dass er in den Fall involviert gewesen sei. "Ich hasse das Verbrechen, ich hasse die Vertuschung", sagte Trump und fügte hinzu: "Der Kronprinz hasst es noch mehr als ich."

"Wirkliche Verantwortliche"

Alle "wirklich Verantwortlichen" für die Tötung des saudi-arabischen Journalisten Khashoggi müssen nach den Worten der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini zur Rechenschaft gezogen werden. "Die Verantwortlichen, die wirklich Verantwortlichen für diese schreckliche Tötung, müssen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Mogherini am Donnerstag in Ankara.

Nach Deutschland haben weitere europäische Länder im Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi Sanktionen gegen Saudi-Arabien verhängt. Dieser für den Schengenraum geltende Schritt werde auch von Österreich mitgetragen, hieß es am Dienstag aus dem Außenministerium. Frankreich belegte am Donnerstag 18 Verdächtige aus dem Königreich mit Einreisesperren, gab aber anders als die Bundesregierung noch keinen Rüstungsexport-Stopp bekannt. Die dänische Regierung entschied hingegen, alle Rüstungsverkäufe an Saudi-Arabien auszusetzen.

"Für uns bedeutet Rechenschaft nicht Rache", fügte Mogherini bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu und EU-Kommissar Johannes Hahn hinzu. Sie forderte eine "vollständig transparente und glaubwürdige Ermittlung" zu dem Fall. Die EU sei "schon immer gegen jegliche Anwendung der Todesstrafe" gewesen, erwarte aber "entsprechend unseren Prinzipien und Werten" eine "umfassende, transparente und faire Ermittlung".

Laut Erdogan Befehl von "höchsten Ebenen"

Cavusoglu stellte die Bereitschaft Saudi-Arabiens zur Kooperation mit der türkischen Justiz bei der Aufklärung des Falles infrage. "Wenn es ihr einziges Ziel ist, unsere Informationen einzuholen und die Akte zu schließen, ist das nicht korrekt", stellte er fest. "Bis zum heutigen Tag haben wir keine Informationen vom saudischen Generalstaatsanwalt erhalten", sagte Cavusoglu und rief erneut dazu auf, die wahren Verantwortlichen ans Licht zu bringen.

Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betreten hatte. Erst nach wochenlangem internationalen Druck gab die Führung in Riad zu, dass der regierungskritische Journalist von Agenten des Königreichs getötet wurde. Die saudi-arabische Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe für fünf Verdächtige.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb in einem Gastbeitrag für die "Washington Post", der Befehl für die Tötung Khashoggis sei von den "höchsten Ebenen" der saudischen Regierung gekommen. König Salman nahm er dabei ausdrücklich aus. Beobachter sehen darin eine indirekte Anschuldigung gegen den Kronprinzen.