Sprunghaft und impulsiv sind sie alle beide. Extrem empfindlich auch. Allein mit dem Faktum, dass sich der US-Präsident und Nordkoreas Staatschef heute persönlich treffen, haben sie sich bereits einen Fixplatz in den Geschichtsbüchern gesichert. Ob sie darauf längerfristig stolz sein werden oder nicht, ist aber offen – von der Total-Blamage bis zu einem echten Durchbruch ist alles drinnen. Was wird das Treffen in der Sache bringen? Hier ein Überblick in drei Punkten.

1. Der Jackpot – Trump bringt Kim zu echter atomarer Abrüstung

Oberstes Ziel aus Sicht der USA ist es, Kim zu einer vollständigen nuklearen Abrüstung zu bewegen, inklusive internationaler Kontrollen. Gelingt das, hätte Donald Trump gute Chancen, wie sein Vorgänger Barack Obama den Friedensnobelpreis einzufahren. Im Gegenzug müsste er Kim im Bereich der Wirtschaftssanktionen sehr stark entgegenkommen und ihm glaubhafte Sicherheitsgarantien zugestehen – Kim will seine Herrschaft dauerhaft abgesichert sehen, mit oder ohne Atomwaffen.

Chancen:  Wahrscheinlich ist dieses Szenario nicht. Politologen wie Bruce Cumings halten eine vollständige atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel für unrealistisch. Kim werde wohl kaum alle hart erkämpften Druckmittel aus der Hand geben. Es liegt in seinem Interesse, ein Restrisiko und ein gewisses Maß an atomarer Abschreckung aufrecht zu erhalten.

2. Ein bissl was geht immer

Kim stimmt zumindest einem dauerhaften Stopp von Raketen-Tests zu. Zudem einigt man sich auf ein künftiges Friedensabkommen für die koreanische Halbinsel. Süd- und Nordkorea hatten nach dem Krieg von 1950 bis 1953 nur einen Waffenstillstand unterschrieben. Die USA und Nordkorea einigen sich auf die Wiederaufnahme von diplomatischen Beziehungen.

Chancen:  Dieses Szenario ist relativ wahrscheinlich, weil Kim zuletzt Probleme mit seinem Testgelände hatte und ein Friedensabkommen mit dem Süden als seinen großen persönlichen Erfolg feiern könnte. Ob sich die Sicherheitslage wesentlich verbessern würde, bleibt abzuwarten: Kim müsste sich hier nicht völlig von seinem Atomprogramm verabschieden. Internationale Kontrollen lehnt er ab. Zugleich müsste auch Trump nur wenige Zugeständnisse machen – Kim fordert, unterstützt von China und Russland, einen teilweisen oder gar vollständigen Abzug der US-Truppen aus Südkorea, was für die USA geopolitisch kaum in Frage kommt.

3. Nix geht - Trump und Kim schmeißen die Nerven

Wir kommen zum Gipfel, wir kommen nicht, oder vielleicht doch: So verliefen die Vorbereitungen zu dem Treffen. So könnte auch die Zusammenkunft selbst verlaufen, wenn sich die Erwartungen der beiden Hitzköpfe nicht rasch erfüllen.

Chancen:  Je nach Stimmungslage. Ungefähr so wahrscheinlich wie Szenario zwei.