Es gibt in Europa für Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen eine Steigerung von Verarmung: die Verelendung. Über Zustände, die in den reichen Ländern Europas als unfassbar gelten, informierte in Graz Bettina Schörghofer, die das Concordia-Sozialprojekt in Moldawien leitet. Das von den österreichischen Jesuitenpater Georg Sporschill gegründete Hilfswerk versorgt vorwiegend Kinder und alte Menschen in mehr als 80 Dörfern. 2013 waren es 5200 Menschen, denen durch Concordia in der Republik Moldau mit Hilfe von rund 400 Mitarbeitern buchstäblich das Überleben gesichert wurde.

Schörghofer und der Rumäne Michael Zikeli, der ehrenamtliche Präsident der Hilfsorganisation für Moldawien, erzählten vor Mitgliedern steirischer Rotary Clubs in Graz über ihren Einsatz für Menschen, die sich noch nicht oder nicht mehr helfen können. Eine Fuhre Holz helfe wirklich, dass eine alte Frau in ihrem Häuschen nicht erfrieren muss. Zehn Sozialzentren und 28 Suppenküchen machten tausende Menschen wenigstens einmal täglich satt.

Straßenkinder

Moldawien ist ein Land der unversorgten Kinder, weil es wegen der Armut nirgends so viele Erwachsene gibt, die im Ausland arbeiten. Wenn Großeltern, Verwandte oder Freunde sich nicht mehr um die zurückgebliebenen Kinder kümmern können, wenn die Eltern sich im Ausland auseinanderleben oder nicht genug verdienen, um davon etwas an die Familie in der Heimat zu überweisen, dann stürzen die Kinder ins Nichts ab, werden zu Straßenkindern. Schörghofer bezeichnet es in diesem Zusammenhang als ihre Hauptaufgabe, „Hoffnungslosigkeit zu verhindern.“

Dazu startet die Hilfsorganisation 2015 ein neues Projekt, das maßgeblich von Spenden der Grazer Rotariern unterstützt wird. Eine Farm mit 70 Hektar, langfristig von einem Gönner bereitgestellt, wird Mais, Erdäpfel, Gemüse, Obst, Glaushausparadeiser und Eier produzieren. Hallen, Schuppen, Wohnräume, Gewächshäuser und ein Hühnerstall sind im Bau. Concordia animiert junge Menschen, ihr Leben in die Hand zu nehmen, stabilisiert sie psychisch, bringt ihnen bei, sich selbst zu versorgen und die Techniken und das Wissen der Landwirtschaft zu erlernen. Im Endeffekt sollen zehn junge Moldawier einen festen Arbeitsplatz haben und sich selber, die Betreuten anderer Concordia- Projekte im Land sowie kommerziell den lokalen Handel mit hochwertigen Bio-Lebensmitteln versorgen. JOHANNES KÜBECK