Eine offensichtliche, und vielleicht auch persönliche, Herzensangelegenheit hat Donald Trump noch in den ersten Teil der Pressekonferenz gepackt. Im mit großen goldenen Ornamenten verzierten Klubraum von Mar-a-Lago beklagt sich der künftige US-Präsident viele Minuten lang über die Maßnahmen gegen die Verschwendung von Wasser. Obwohl es Wasser im Überfluss gebe und der Regen vom Himmel fiele, käme aus den neuen Wasserhähnen so gut wie nichts mehr heraus. „Alles, was es macht ist: Tropf, Tropf, Tropf“, sagt Trump.

Trump will nichts ausschließen

Von den bitterlichen Klagen über tropfende Badezimmerarmaturen ist es für den 78-Jährigen in Mar-a-Lago allerdings nur ein kleiner Sprung zum großen weltpolitischen Rundumschlag. Trump spricht ausführlich über seinen Wunsch, Kanada als 51. Bundesstaat der USA einzugemeinden und er droht Panama und Grönland nicht nur mit wirtschaftlichem Druck, sollten sich diese der Kontrolle durch die Vereinigten Staaten zu widersetzen versuchen. Als ein Journalist die Frage stellt, ob die USA auch ihr Militär einsetzen werden, um den Panama-Kanal oder das zu Dänemark gehörende Grönland in ihren Besitz zu bringen, weigert sich der wohl auch derzeit schon mächtigste Mann der Welt nachdrücklich, eine solche Option auszuschließen. Zu wichtig sind beide Regionen nach Trumps Ansicht für die wirtschaftliche und militärische Sicherheit der USA, zu groß ist die Gefahr, dass China oder Russland hier den Fuß in die Tür bekommen.

Imperiale Träume als Social-Media-Post: Trump will Kanada als 51. US-Bundesstaat eingemeinden
Imperiale Träume als Social-Media-Post: Trump will Kanada als 51. US-Bundesstaat eingemeinden © KLZ

Entsprechend groß ist nach den knapp 70 Minuten, die Trump in seinem Golfklub spricht, auch die Verstörung bei den teils jahrzehntelangen US-Verbündeten. Die kanadische Außenministerin Mélanie Joly weist Trumps Ansinnen bereits kurze Zeit später entschieden zurück, Panama und Dänemark, das ebenso wie Kanada Nato-Mitglied ist, folgen nach ein paar Schreckminuten.

Doch wie man darüber hinaus weitermachen soll, scheint niemand so recht zu wissen. Dass der künftige US-Präsident tatsächlich bis zum Äußersten geht und eine militärische Konfrontation mit einem Nato-Partner vom Zaun bricht, scheint – selbst wenn man Trumps erste disruptive Amtszeit als Maßstab anlegt – schwer vorstellbar. Und schon in der Vergangenheit hat Trump extreme Forderungen immer wieder als Verhandlungstaktik benutzt, um möglichst viel herauszuschlagen. So soll Trump laut seinem Umfeld schon zufrieden sein, wenn die Nato-Mitglieder nach seiner aktuellen Forderung von Verteidigungsausgaben in Höhe von 5 Prozent des BIP dann bei 3,5 Prozent landen.

Das Ende der regelbasierten Weltordnung

Der Auftritt in Mar-a-Lago stellt aber dennoch eine Zäsur in Trumps außenpolitischem Zugang dar. So war die erste Amtszeit des Republikaners nicht zuletzt von isolationistischen Tendenzen geprägt. Die USA sollten nicht mehr Weltpolizist spielen, noch im vor Kurzem zu Ende gegangenen Wahlkampf brüstete sich Trump, dass er keine Kriege begonnen, sondern beendet habe.

In den kommenden vier Jahren dürfte die Welt aber wohl die Übertragung von Trumps „America First“-Motto auf die globale Bühne zu sehen bekommen – getragen von der Idee, dass die Vereinigten Staaten berechtigte Interessen auch außerhalb ihrer eigenen Grenzen mit Zwang durchsetzen können. Wenn drakonische Zölle nicht funktionieren, dann sollen eben militärische Drohungen zum gewünschten Ergebnis führen.

Die regelbasierte Weltordnung, für die sich die USA trotz aller Inkonsistenzen jahrzehntelang stark gemacht haben, dürfte das aber nur schwer überleben. Mit berechtigten Sicherheitsinteressen oder historischen Ansprüchen rechtfertigen auch Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping ihre Expansionsbestrebungen in der Ukraine oder im südchinesischen Meer. Von den großen Blöcken würde dann nur noch Europa nicht auf das Recht des Stärkeren setzen.