In der Krise zählt nicht die Form, sondern nur das Format. Und so stellte sich Reiner Haseloff dem ersten Interview nach der Todesfahrt von Magdeburg gänzlich uneitel. Das Mobiltelefon ans Ohr gepresst, von Mikrophonen der Rundfunkanstalten umringt, beantwortete er geduldig Fragen zur Tat und betonte erstmal: „Das ist eine Katastrophe für Magdeburg. Und für das Land. Und generell für Deutschland.“ Kurz und knapp und klar. So ist Reiner Haseloff.

Viel, aber kein Selbstdarsteller

Seit 2011 ist der CDU-Mann Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Dabei ist der 70-Jährige keiner der Selbstdarsteller, die auf die Berliner Bühne drängen, nur um sich selbst in die Auslage zu stellen. Er ist ein Mann der Sache. Als er vorige Woche nach der Vertrauensfrage von Olaf Scholz in einem seiner seltenen Talkshow-Auftritte nach einer Kanzler-Bilanz gefragt wurde, mahnte Haseloff ungeniert mehr Führung durch den Regierungschef an. Er schob aber hinterher: „Scholz war verbindlich und hielt sich an jede Absprache.“ Das ist, was für Haseloff zählt. 

Geboren wurde er 1954 in der DDR als Katholik unter Protestanten in der Lutherstadt Wittenberg. Die doppelte Außenseiterrolle, Christ und Katholik, prägte Haseloff. Zum Studium im sozialistischen System wählte er die ideologisch nur schwer vereinnehmbare Physik. Später arbeitete er in der Umweltverwaltung und kam nach der Wende als Leiter des Arbeitsamtes in die Politik, zunächst als Staatssekretär, dann als Wirtschaftsminister und schließlich als Ministerpräsident. Im Landtagswahlkampf 2021 hielt er strikt Kurs gegen die AfD. Eine Position, die sich auszahlte. Haseloff und seine Union legten um sieben Punkte zu. 

Auch jetzt nach der Todesfahrt von Magdeburg ist Haseloff ein stabiler Anker. Mit vorschnellen Urteilen hielt er sich zurück. Stattdessen gab es einen klaren Satz: „Wir müssen gemeinsam trauern.“