Zuerst Aleppo, dann Hama und nun der Vorstoß auf Homs, die wichtigste Stadt in Zentralsyrien: Mit jedem Tag, der vergeht, erzielt die syrische Rebellenallianz neue Geländegewinne. An ihrer Spitze steht der Anführer der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Mohammad al-Dscholani, auf den die USA schon vor Jahren ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt haben. Doch in den letzten Jahren hat der 42-Jährige mit großem Aufwand an einem persönlichen Imagewechsel gearbeitet.
Dscholani will der Welt beweisen, dass Islamisten gut und gerecht regieren können. Vor wenigen Tagen besuchte er das eroberte Aleppo und versprach dort, auch die Rechte von Christen, Kurden und anderen Minderheiten achten zu wollen. Schon davor hatte Dscholani die HTS von einem Ableger des Terrornetzwerkes Al Kaida zu einer Miliz umgebaut, die im Kampf gegen Machthaber Basher al-Assad die Zivilbevölkerung auf ihre Seite bringen will. Nicht alle Syrer nehmen Dscholani aber die Wandlung ab.
Dscholani wuchs in Damaskus auf, schloss sich als junger Mann im Jahr 2003 dem Kampf gegen die US-Invasion im Irak an und stieg in der irakischen Al-Kaida-Organisation auf. Nach Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges 2011 kehrte Dscholani in sein Heimatland zurück und baute die Nusra-Front auf, die als syrische Al-Kaida-Gruppe gegen Assad und gemäßigte Oppositionsgruppen kämpfte.
Im Jahr 2016 sagte sich Dscholani von Al-Kaida und vom IS los und wandelte die Nusra-Front zur HTS um. Dem globalisierten Dschihadismus schwor man ab, stattdessen sollte nur der Kampf gegen Assad im Mittelpunkt stehen.
Nun verspricht Dscholani einen gerechten Neuanfang. Alle Kämpfer – auch die der HTS – sollen sich in den nächsten Wochen aus Aleppo zurückziehen und die Macht an eine zivile Verwaltung übergeben.