Wenige Stunden vor der Abstimmung über das 60 Milliarden schwere US-Hilfspaket im Repräsentantenhaus hatten in der Region Dnipropetrowsk einmal mehr die Luftschutzsirenen geheult. Die ukrainische Luftverteidigung konnte zwar alle 14 der langsam fliegenden Shaed-Drohnen abschießen, doch mehrere russische Raketen fanden ihr Ziel. In der Regionalhauptstadt Dnipro starben laut den ukrainischen Behörden zwei Menschen, im gesamten Bezirk waren es acht.
Die jüngsten Angriffe auf Dnipropetrowsk dürften jedoch nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Wochen sein. Denn westliche Militärexperten erwarten angesichts der in der Nacht auf Sonntag gebilligten US-Militärhilfe für die Ukraine eine Zunahme russischer Raketen- und Drohnenangriffe. Moskau werde die aktuellen materiellen und personellen Einschränkungen der ukrainischen Armee und den trockenen Frühling nutzen, bis sich das Fenster schließe und die US-Hilfe auch eintreffe, erklärte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW). Zu erwarten sei vor allem, dass Russland aus der momentanen Schwäche der ukrainischen Flugabwehr Kapital zu schlagen versuche und die Angriffe mit Gleitbomben intensiviere.
Auch Atacms dürften geliefert werden
Mit der Aufstockung des ukrainischen Arsenals dürfte sich die Lage für die russischen Truppen dann aber wieder verschlechtern. Die Ukraine erwartet nicht nur neue westliche Flugabwehrsysteme, sondern auch Kampfjets vom US-Typ F-16, die die für die Gleitbomben-Abwürfe verantwortlichen russischen Flugzeuge weit hinter die Frontlinien drängen können. Zudem dürften die USA wohl auch schon bald weittragende Raketensysteme vom Typ Atacms liefern, die für viele russische Luftwaffenbasen zum Problem werden dürften.
Das Ukraine-Paket sieht etwa 23 Milliarden US-Dollar für die Aufstockung des US-Militärbestands vor. Das Geld geht somit indirekt an die Ukraine, da die USA das von Russland angegriffene Land in der Regel mit Ausrüstung aus ihren Beständen ausstatten. Der Rest ist für weitere militärische Unterstützung und Finanzhilfe vorgesehen.