Ressortmäßig sind sie zwar nicht zuständig, Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl wollen in der Misere bei der Betreuung von Kleinstkindern jetzt aber aktiv werden. Derzeit stehen nach wie vor selbst in Graz nur für acht Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung.

Zahlen. "1982 wurden 14.682 Kinder in der Steiermark geboren, heute sind es 10.286. Tendenz fallend", versprach Schützenhöfer am Donnerstag auf einem Spielplatz im Grazer Stadtpark eine Offensive für verbesserte Betreuung und präsentierte eine Broschüre über Betreuung im Sommer. Verbessert werden soll auch das Fördersystem in Graz. "Tagesmütter müssen in unser Sozialstaffelsystem aufgenommen werden. Ebenso soll das letzte Kindergartenjahr gratis sein", fordert Nagl die zuständige Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl auf, aktiv zu werden. Immerhin sei Graz die Stadt mit der höchsten Geburtenrate im deutschsprachigen Raum.

Sozialstaffel. Nach einem Bericht des Rechnungshofes gibt es allein in Graz einen Zusatzbedarf von 200 Betreuungsplätzen für Unter-Drei-Jährige. Plätze bei Tagesmüttern sind aber für viele nicht leistbar. Während Eltern im Schnitt für einen Krippenplatz 100, Kleinstverdiener knapp 50 Euro bezahlen, muss für einen Ganztagesplatz bei der Tagesmutter aufgrund fehlender Sozialstaffel rund 300 Euro bezahlt werden. "Wir fordern seit Jahren, dass bei Tagesmüttern eine Staffelung gewährt wird, Stadträtin Kaltenbeck-Michl hat aber einen anderen Zugang und glaubt, Krabbelstuben sind besser", sieht Nagl die Einführung einer Sozialstaffel bei Tagesmüttern als "Voraussetzung für Wahlfreiheit".