Sehr geehrter Herr Bundespräsident!

Liebe Rekrutinnen und Rekruten!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Der Nationalfeiertag bietet Gelegenheit, uns darauf zu besinnen, was uns als Österreicherinnen und Österreicher ausmacht, was wir für unser Land wollen, und was jede und jeder von uns dazu beitragen kann.

Das Bundesverfassungsgesetz über die Neutralität Österreichs markiert einen Wendepunkt in der Geschichte unseres Landes. Es setzte einen Schlusspunkt unter eine schreckliche Epoche von Krieg, Vernichtung und Besatzung. Gleichzeitig wurde damit auch der Beginn einer neuen Ära eingeläutet, in der Österreich als souveräner und neutraler Staat wieder Aufnahme in die Völkergemeinschaft gefunden hat.

Heute steht unser Land für Freiheit, Frieden und Wohlstand und gilt international als Ort der diplomatischen Brücken und des Ausgleichs.

Wir leben in einer unruhigen Welt, auch in unserer Nachbarschaft – ein Blick in den Osten Europas genügt. Unser Heer kommt seinen vielfältigen und wichtigen Aufgaben seit vielen Jahrzehnten nach. Wir haben daher all unseren Soldatinnen und Soldaten zu danken: Für ihren tagtäglichen Einsatz nicht nur in der Landesverteidigung, sondern auch wenn sie an entlegenen Orten der Welt den Frieden sichern oder wenn sie bei humanitären Einsätzen im Inland Menschenleben schützen und retten. Das Motto „Helfen, wo es andere nicht mehr können“ steht für dieses Selbstverständnis unseres Bundesheeres und spiegelt damit auch grundlegende Überzeugungen unseres Landes wider: Engagement, Hilfsbereitschaft und Stabilität.

Wir müssen unserem Bundesheer daher auch in Zukunft jenes Augenmerk schenken, das es verdient.

Liebe Rekrutinnen und Rekruten!

Sie stehen stellvertretend für alle jungen Menschen in unserem Land.

Ich bitte Sie eindringlich, sich nicht nur für die Sicherheit unseres Landes einzusetzen, sondern auch für die Vitalität unserer Demokratie.

Es ist unsere – und auch Ihre - Verpflichtung, unsere demokratischen Errungenschaften zu hüten, das Miteinander zu suchen, den Dialog in den Mittelpunkt unseres Handelns zu rücken und die Zusammengehörigkeit in einem geeinten Europa zu stärken.

Mein Appell an Sie: Bringen Sie sich ein, gestalten Sie mit, und verteidigen Sie die Errungenschaften unserer Demokratie. Auch eine gefestigte Demokratie wie die unsere bedarf ständiger Achtsamkeit.

Und vor allem: hören Sie einander zu! Gehen Sie aufeinander zu – und aufeinander ein! Hören Sie nicht auf jene, die das Trennende vor das Gemeinsame stellen!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Heuer vor 30 Jahren fiel der Eiserne Vorhang – der kein „Vorhang“ war, sondern ein Todesstreifen. Er zog sich mehr als 40 Jahre lang vom Norden bis in den Süden durch ganz Europa, teilte den Kontinent in zwei Welten, trennte Familien, Freunde und Nachbarn - und bestimmte auch das Schicksal Österreichs.

Seither hat unser Land enorme Fortschritte gemacht – und das liegt insbesondere auch am Beitritt zur Europäischen Union vor bald 25 Jahren. Österreich hat von der EU-Mitgliedschaft in vielerlei Hinsicht nachhaltig profitiert.

Die Europäische Union ist das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte.

Ihr Erfolg beruht nicht nur auf wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften, sondern in der Überwindung von Krieg und gewaltsamen Konflikten auf der Grundlage gemeinsame Werte.

Genau auf jene gemeinsamen und verbindenden Werte besinnen wir uns am heutige Tag:

Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte. Wir bauen gemeinsam an der – wenn auch nicht immer einfachen – Zukunft unseres europäischen Hauses. Nur ein starkes Europa kann auch weiterhin Garant für die Sicherung des Friedens und des Wohlstands seiner Bürgerinnen und Bürger sein.

Sie – unsere Rekrutinnen und Rekruten – gehören zum Besten, was unser Land zu bieten hat. Der Republik in dieser Art zu dienen verlangt mir und uns allen großen Respekt ab. Ich möchte Ihnen heute im Namen der gesamten österreichischen Bundesregierung für Ihren Einsatz herzlich danken.

Ich wünsche Ihnen viel Glück und Gottes Segen. Wir sind stolz auf Sie!

Es lebe die Republik Österreich!

Es lebe unser gemeinsames Europa!