Zum Schulstart ist sie wieder da: die Debatte rund um Kleidervorschriften im Klassenzimmer. Für Aufregung sorgt damit das niederösterreichische Gymnasium Stockerau, wie die Niederösterreichischen Nachrichten zuerst berichteten. An der Schule gibt es seit diesem Schuljahr eine "adaptierte Hausordnung", heißt es auf Nachfrage der Kleinen Zeitung von Direktorin Claudia Reinsperger. Darin ist vorgesehen: Das Shirt muss den Brustansatz und den Nabel bedecken, die Hose darf nicht zu kurz sein. "Der Ausschnitt verbirgt den Brustansatz" und "Die Hose darf nicht kürzer sein als eine Handbreit von der Schrittgrenze" steht da zum Beispiel. Eine Zeichnung soll die Vorschriften veranschaulichen. In den sozialen Medien wird intensiv darüber diskutiert. Von "eh ok" bis "Kinder werden bevormundet" ist alles dabei.

Die Hausordnung sei bereits im Frühjahr im Schulgemeinschaftsausschuss so beschlossen werden, sagt Direktorin Reinsperger. Die Aufregung verstehe sie nicht, es brauche gewisse Regeln. "Wir hatten einen guten Start in die Schule."

Thema kocht öfters hoch

Immer wieder ist die Kleidung im Klassenzimmer österreichweit Thema. Zuletzt sorgte ein Schreiben an die Eltern der Schülerinnen und Schüler der Mittelschule St. Ursula in Klagenfurt für Aufregung, in dem mitgeteilt wurde, dass Spaghetti-Träger, Hotpants oder Leggings unerwünscht sind.

Schon im letzten Schuljahr hat die Kleine Zeitung steirische und Kärntner Schulen zu ihren Kleidervorschriften befragt. Das Ergebnis: Es gibt Unterschiede an den Schulen, aber größtenteils setzt man eher auf das Thematisieren als auf das Verbieten. "Wir weisen die Schülerinnen und Schüler darauf hin, dass sie sich entsprechend in der Schule anzuziehen haben und sich nicht zu aufreizend kleiden sollen", sagte Patrick Rieger von der Mittelschule Leibnitz. Kärntens Bildungsdirektorin Isabella Penz sagte: "Meiner Meinung liegt es selbstverständlich immer in der Verantwortung der Eltern, wie sich ihre Kinder kleiden. Die persönliche Freiheit ist zu respektieren."

Daniela Grabovac, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle in der Steiermark, kritisierte damals das Argument der "übermäßigen Sexualisierung", das die Direktorin einer Salzburger Schule gegen "extrem kurze Shorts" ins Treffen geführt hatte.

Immer wieder landet das Thema Kleidung in Schulen bei der Antidiskriminierungsstelle. Vor allem, dass das in Elternvereinen diskutiert wird, bekommt Grabovac mit. Von Verboten hält sie nichts: "Je mehr du etwas verbietest, desto interessanter wird es." Jedenfalls, betont sie, sei es das "falsche Argument, dass man sagt, man möge sich verhüllen, um nicht belästigt zu werden".