Statt der "alten" Schulschrift setzt man ausschließlich auf die "Schulschrift 1995", bisher konnten sich die Lehrerinnen und Lehrer eine der beiden Varianten aussuchen. Zuletzt war dies ohnehin praktisch durchgehend die 95er-Schrift.

Schlaufen und Schlingen

Mit der "Schulschrift 1969" haben Generationen von Österreicherinnen und Österreichern das Schreiben und Rechnen gelernt. In ihren Grundzügen stammt sie noch aus einer Zeit, in der man mit Feder und Tinte schrieb. Nur zweimal, 1946 und eben 1969, hat es geringfügige Änderungen gegeben. Charakteristisch an ihr sind etwa die Schlaufen am Zweier und Dreier oder die zusätzlichen Schlingen im "g" und "q".

Die Schulschrift ab 1969
© Bundesminister für Unterricht und Kunst, 1994
Die Schulschrift seit 1995
© Bundesminister für Unterricht und Kunst, 1994

Vor knapp 30 Jahren wurde dann auf die "Schulschrift 1995" umgestellt – diese kommt mit weniger Schnörkeln aus und ging den Schülern flüssiger von der Hand. Erhalten blieb aber vorerst die Wahlmöglichkeit der Lehrkräfte, welche Variante sie vermitteln wollen. Das ist nun nicht mehr der Fall: Im Sinne einer Vereinfachung der Verwaltungsstrukturen im Schulbereich prüfe man laufend Erlässe auf ihre Aktualität und Praktikabilität, meinte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer der APA übermittelten Stellungnahme. "Im Zuge dessen werden nicht mehr notwendige Erlässe aufgehoben, die Regelungen entwirrt und an die Gegebenheiten angepasst."

Vom Tintenfass zum Laptop

Dies sei auch bei der Österreichischen Schulschrift 1969 der Fall gewesen. "Wenn wir ein Klassenzimmer von 1969 mit einem Klassenzimmer von heute vergleichen, hat das nur mehr wenig miteinander zu tun. Während damals die Schülerinnen und Schüler meist mit Schulbuch, Heft und Tintenfass im Unterricht gesessen sind, tun sie das heute mit Tablets und Laptops." Wenn die Schule sich ändere, müssten auch die Regelungen geändert werden. "Es ist mir wichtig, dass hier die Verwaltungsstrukturen laufend durchleuchtet und obsolete Regelungen ausgemistet werden. Die Österreichische Schulschrift 1969 ist mir so wie vielen anderen Österreicherinnen und Österreichern noch gut in Erinnerung. Es ist jedoch eindeutig an der Zeit, sie an einem anderen Ort zu verewigen: nämlich in den Geschichtsbüchern."

Eine verbindliche Vorgabe für die Schülerinnen und Schüler war die Schulschrift ohnehin nicht. Sie diente aber als "Richtalphabet" für den Anfangsunterricht in der ersten und zweiten Klasse Volksschule. Buchstaben, Ziffern und Zeichen sollen laut Lehrplan von den Kindern am Ende der zweiten Schulstufe "in einer der jeweiligen Vorlage angenäherten Form" geschrieben werden können. Als "wesentlich" gilt, dass die Buchstaben- und Ziffernformen eindeutig und klar sowie leicht zu schreiben sind. Bei Einhaltung dieser Kriterien sind auch individuelle, von den Kindern ausgehende Ausformungen der Schrift zulässig, heißt es im Erlass.

Neben der Schulschrift können im Erstschreibunterricht in der Volksschule übrigens auch Blockbuchstaben oder sogenannte "Gemischtantiqua" mit den lateinischen Druckbuchstaben verwendet werden. Generelles Ziel ist, dass sich "in den folgenden Schuljahren Schülerinnen und Schüler ihre persönliche, gut lesbare und flüssige Handschrift aneignen".