Ein Toter, viele Schwerverletzte und die Anzeigenflut reißt nicht ab. Die vorläufige Einsatzbilanz zu Silvester ist erschreckend. Allein in Niederösterreich kam es zu zwei schweren Pyro-Unfällen. Ein 18-Jähriger aus Ternitz, Bezirk Neunkirchen, wurde bei einer Kugelbomben-Explosion getötet, drei weitere Personen (17, 18 und 19 Jahre alt) zum Teil lebensgefährlich verletzt. Auch in Lichtenau im Waldviertel, Bezirk Krems, wurde ein 16-Jähriger schwer verletzt.

Die explosiven Feuerwerkskörper waren illegale Böller aus Tschechien – das bestätigte am Montag die niederösterreichische Landespolizeidirektion. Zum Jahreswechsel stellten die Beamten bundesweit 2615 pyrotechnische Gegenstände sicher. Viele davon in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. Auch illegale Böller waren im Umlauf. Das hänge stark mit der „Grenznähe zu Tschechien“ zusammen, sagt Hans Liebenwein, Obmann des österreichischen Pyrotechniker-Verbands.

Kugelbomben dürfen nur mit Genehmigung gezündet werden

Generell gehören Kugelbomben zu Feuerwerkskörpern der Kategorie F4 und dürfen im Ortsgebiet nur mit Genehmigung der Bezirkshauptmannschaft und von einem staatlich geprüften Pyrotechniker gezündet werden. „Das passiert heutzutage nur noch elektronisch und bei einer Entfernung von 50 bis 150 Metern. So eine Bombe von Hand zu zünden, ist hochgefährlich“, sagt der Experte.

Wer Böller der Kategorie F4 erwerben will, braucht zudem einen Pyrotechniker-Ausweis. „Aber in Tschechien führen Händler häufig keine Kontrollen durch, und um Frachtkosten zu sparen, wird das explosive Gefahrengut einfach mit Paketdiensten verschickt.“

Ternitz steht unter Schock

In Ternitz steht die ganze Gemeinde nach wie vor unter Schock. Tief getroffen ist auch Bürgermeister Rupert Dworak (SPÖ): „Es ist tragisch, was da passiert ist.“ Vor Jahren gab es bereits einen schweren Böller-Unfall in Ternitz, damals überlebte der Jugendliche. Jetzt ordnete die Stadt eine Trauerbeflaggung an. Das Neujahrskonzert wurde ebenfalls abgesagt. Das schreibt Dworak in einer Aussendung in den Sozialen Medien und drückt im Namen der Gemeinde sein Mitgefühl aus: "Unsere innigste Anteilnahme und unser Mitgefühl gilt den Angehörigen des toten und der zum Teil sehr schwer verletzten Jugendlichen beim Böller-Unfall in der heutigen Neujahrsnacht im Stadtteil Ternitz-St.Johann."

Sowohl der 18-Jährige als auch der 16-Jährige besaßen keine Fachkenntnis, der 16-Jährige hat die noch dazu Kugelbombe völlig allein gezündet. Er musste nach notärztlicher Versorgung durch den Notarzthubschrauber Christophorus 2 in ein nahe gelegenes Krankenhaus geflogen werden.

Der 18-Jährige kam bei der Explosion auf dem Feld ums Leben. Ein Gleichaltriger wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Grazer Krankenhaus geflogen, er ist mittlerweile stabil. Ein 17- und ein 19-Jähriger wurden in das Landesklinikum Wiener Neustadt transportiert.

Ebenfalls schwer verletzt wurden zwei Jugendliche (zwölf und 13 Jahre alt) in Wien. Durch die Detonation wurde dem 13-jährigen Burschen das vordere Fingerglied abgerissen, der Zwölfjährige trug Rissquetschwunden und Abschürfungen sowie leichte Verbrennungen im Hand- und Gesichtsbereich davon. Eine 23-Jährige hatte bei einer Explosion eines Böllers am Kahlenberg, Wien, schwere Handverletzungen erlitten.