Es herrschte erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3 von 5), als sich am Sonntag kurz vor 15 Uhr bei der Trittkopf-Bergstation in Tirol die Schneemassen in Bewegung setzten. Ein knapp 20 Sekunden langes Video zeigt, wie sich der Schnee seinen Weg bis auf die Skipiste Nr. 134 im Skigebiet Lech/Zürs bahnt und die Piste auf einer Länge von 500 bis 600 Metern verlegt. Unmittelbar nach dem Unglück gingen die Behörden von zehn Verschütteten aus, ein stundenlanger Sucheinsatz begann. 200 Retter von unterschiedlichen Blaulichtorganisationen suchten den Lawinenkegel ab und unternahmen mit Lawinensuchhunden und acht Helikoptern alles Menschenmögliche, um mögliche Opfer zu retten.

Skifahrer auf der Piste von Schneemassen erfasst

Das Unglück ging glimpflicher aus als zunächst befürchtet. Ein Deutscher wurde teilverschüttet und mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert. Die übrigen Involvierten blieben unverletzt bzw. kamen mit leichten Blessuren davon. Ein Zeuge aus den Niederlanden schilderte dem Nachrichtenportal vrt nws, dass sich seine Freundin selbst befreite und einen weiteren Mann ausgrub. "Meine Freundin, mein Schwiegervater und mein Schwager wurden von Kopf bis Fuß begraben", sagte ein weiterer Mann gegenüber VRT NWS, der mit seinen Schwiegereltern im Skigebiet Lech-Zürs Urlaub macht. "Wir waren heute zu viert Skifahren und waren gerade auf dem Rückweg vom Trittkopf. Obwohl wir auf den Pisten Ski fuhren, wurden wir von einer Lawine überrascht. Ich fuhr voraus und entkam knapp der Lawine, aber die anderen waren von Kopf bis Fuß mit einer 10 bis 20 Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt", so der Zeuge.

Ursachenforschung

Weiter geht derweilen die Ursachenforschung, denn wie es überhaupt zum Lawinenabgang kommen konnte, ist noch unklar. In der Früh war dort gesprengt worden. Wieso sich Stunden später erneut eine Lawine löste, wird untersucht.

Auch in Tirol wurde Skitourengeher verschüttet

Ein 56-jähriger Tourengeher ist am Montag in Kühtai in Tirol (Bezirk Imst) im freien Skiraum von einer mittelgroßen Lawine erfasst, mitgerissen und teilverschüttet worden. Er konnte sich mithilfe eines 49-jährigen Wintersportlers unverletzt befreien. Letzterer war laut Polizei im Bereich des Grieskogel als Teil einer Gruppe vorausgefahren und hatte einen Hang gequert, als sich plötzlich das Schneebrett rund 80 Meter oberhalb löste und den 56-Jährigen erfasste.

Der Österreicher befand sich mit anderen Wintersportlern gerade im Aufstieg. Der 49-Jährige und dessen Kollegen, ebenfalls allesamt aus Österreich, wollten hingegen abfahren. Außer dem 56-Jährigen geriet niemand unter die Lawine.

Wie entsteht eine Lawine?

"Eine Lawine kommt in den allermeisten Fällen so zustande, dass innerhalb der Schneedecke etwas bricht", erklärt Andreas Gobiet vom Lawinenwarndienst der Zamg die Entstehung einer Lawine. Denn Schnee ist in Schichten aufgebaut. Ist die oberste Schicht verfestigt (das nennt sich Schneetafel oder Schneebrett), hat das einen Zusammenhalt. Bricht allerdings eine Schicht mit wenig Festigkeit unter dieser Schneetafel, verliert die gesamte Schneetafel ihren Halt am Hang. "Auf Hängen, die steiler sind als 30 Grad, rutscht dann plötzlich diese Schneetafel nach unten", erklärt der Experte. Mögliche Faktoren sind ein Zusammenspiel aus schlechtem Schneedeckenaufbau und Erwärmung. Die Untersuchungen der nächsten Tage werden zeigen, wodurch genau es zum Unfall kam.