Der Lawinenabgang in Lech/Zürs am Sonntagnachmittag ist mit einem "Weihnachtswunder" zu Ende gegangen. Nach Befürchtungen, wonach bis zu zehn Personen von den Schneemassen begraben worden sein könnten, wurde am späten Sonntagabend Entwarnung gegeben. Gegen 23.00 Uhr meldeten sich auch die letzten beiden Vermissten, der Such- und Rettungseinsatz wurde eingestellt. Aus Sicherheitsgründen wurde am frühen Montagvormittag noch eine letzte Sicherheitssuche durchgeführt.

Die Lawine ging kurz vor 15.00 Uhr bei der Trittkopfbergstation ab. Sie nahm ihren Anfang im freien Gelände, die Schneemassen ergossen sich aber auch über die Skipiste Nr. 134 (Balmen) und verlegte sie auf einer Länge von 500 bis 600 Meter. Auf einem Video eines Skigasts war zu sehen, dass sich beim Abgang des Schneebretts zehn Wintersportler im Bereich der Lawinenbahn aufgehalten hatten - weshalb sogleich die Rettungskette in Gang gesetzt wurde.

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Während ein teilverschütteter Wintersportler rasch aus den Schneemassen geborgen wurde - er wurde mit schweren Verletzungen in die Klinik nach Innsbruck geflogen - blieben die anderen auf dem Video erkennbaren Personen trotz des Großeinsatzes an Rettern zunächst verschollen. Parallel zu den Sucharbeiten auf dem Lawinenkegel mit über 200 Beteiligten, mehreren Lawinensuchhunden und sieben Helikoptern betrieb die Polizei akribische Ermittlungsarbeit, um die Identität der Gesuchten herauszufinden.

Diese meldeten sich laut Polizei erst im Verlauf des Abends. Sie waren selbstständig ins Tal abgefahren hatten ihre Beteiligung am Lawinenunfall nicht gemeldet. Gegen 20.30 Uhr wurden noch zwei Personen vermisst. Als auch diese nach ihrer Ankunft zu Hause gegen 23.00 Uhr Kontakt mit der Polizei in Lech aufnahmen, konnte Entwarnung gegeben werden. Von den zehn Personen auf dem Video wurden vier verletzt, die teilverschüttete Person schwer. Weil noch andere, nicht auf dem Video sichtbare Wintersportler von der Lawine erfasst worden sein könnten, wurde am Montag gegen 8.00 Uhr mit einer letzten Sicherheitssuche begonnen. Mit weiteren Verschütteten rechnete aber niemand. "Nach derzeitiger Erkenntnislage kann davon ausgegangen werden, dass keine Personen mehr vermisst werden", hieß es seitens der Polizei.

Sowohl bei den Einsatzkräften als auch bei den Verantwortlichen der Arlberg-Gemeinde war die Erleichterung nach dem stundenlangen Sucheinsatz riesengroß. Vorarlbergs Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) und Hermann Fercher von Lech/Zürs-Tourismus nahmen den Begriff "Weihnachtswunder" in den Mund. Die Ermittlungen der Polizei liefen indessen weiter. So galt es insbesondere zu klären, wie es möglich war, dass die Lawine auf die Piste abging. Am Arlberg herrschte am Sonntag wie am Montag erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei auf der fünfstufigen Gefahrenskala.

Hohe Lawinengefahr

In den Tiroler Bergen galt die Lawinengefahr für Wintersportler am Sonntag als heikel. Der Lawinenwarndienst wies auf eine hohe Störanfälligkeit der Schneedecke hin, die Wahrscheinlichkeit von Lawinenabgängen sei hoch.

Ein Lawinenabgang im freien Skigebiet von Sölden (Bez. Imst) am frühen Sonntagnachmittag hat ein glimpfliches Ende gefunden. Nach einer rund zweieinhalbstündigen Suchaktion mit 40 Helfern und mehreren Hunden wurde Entwarnung gegeben, informierte die Polizei auf APA-Anfrage. 

Vor über zehn Jahren ereignete sich im Skigebiet Lech ein tragisches Lawinenunglück. Prinz Friso, Bruder des heutigen Königs der Niederlande, wurde im Februar 2012 beim Skifahren in ungesichertem Gelände in Lech am Arlberg von einer Lawine verschüttet. Er starb 2013 im Alter von nur 44 Jahren an den Folgen des Unglücks.