Die zweite Verhandlungswoche bei der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh gehört der Politik. Für Österreich wird ab Montag Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) an den Gesprächen teilnehmen. Genau genommen repräsentiert sie dort die EU, für die sie den Bereich der Klimawandelanpassung verhandelt. Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Geld die Industriestaaten den Entwicklungsländern für die Anpassung an die neuen Klimabedingungen zur Verfügung stellen sollen.

Im Gepäck hat die EU zudem eine weitere Zusage: Die europäischen Reduktionsziele beim CO₂ für das Jahr 2030 können von minus 55 auf minus 57 Prozent angehoben werden. Möglich machen soll das mehr Ambition bei Aufforstungen und naturnahen Böden, worauf sich Unterhändler von Parlament und Rat gestern geeinigt haben.

Gewessler tritt auch dafür ein, dass mehr Geld zur Abgeltung von Klimaschäden in den Globalen Süden fließen soll. Einen vielfach geforderten eigenen Fonds dafür hält sie nicht für sinnvoll. "Das würde jahrelange Verhandlungen bedeuten und viele Kosten verschlingen. Besser ist es, das Geld über bestehende Strukturen fließen zu lassen", so die Ministerin. Im Hintergrund sorgen sich die Industriestaaten freilich, mit einem eigenen Fonds eine Art Haftung zu schaffen und somit ein finanzielles Fass ohne Boden zu öffnen.

Vertrauen wieder aufbauen

Von der Konferenz selbst erhofft Gewessler, dass das zuletzt stark angeschlagene Vertrauen zwischen den Staaten des Globalen Südens und jenen des Globalen Nordens wieder aufgebaut werden kann. Wichtig sei es dafür, dass die Industriestaaten die bereits vor Jahren zugesicherten Finanzhilfen für die Emissionsreduktion und die Klima-Anpassung in den Entwicklungsländern in der Höhe von 100 Milliarden Dollar jährlich, spätestens ab dem nächsten Jahr tatsächlich in voller Höhe zur Verfügung stellen. Zuletzt konnten laut OECD nur 83 Milliarden Euro aufgebracht werden.

In Bezug auf jene Klima-Aktivisten, die zuletzt mit Verkehrsblockaden und Attacken auf Kunstwerke für Aufsehen gesorgt hatten, äußert sich Gewessler zurückhaltend. "Ich möchte als Ministerin der Zivilgesellschaft nicht ausrichten, welche Form des Protests sie wählen soll." Nachsatz: "In meiner Zeit in der Zivilgesellschaft habe ich andere Formen gewählt", sagt die ehemalige Global-2000-Chefin.