Vor Eigentumsdelikten bleibt auch die Baubranche nicht verschont. Eine Untersuchung des österreichischen Bundeskriminalamtes gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt, dass zwar im Vergleich zu früher weniger oft eingebrochen wird, die Schadenssummen aber durchaus beachtlich sind: „Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer bei Diebstählen auf Baustellen weitaus höher ist. Gerade große Baufirmen tendieren dazu, nicht jeden Diebstahl zur Anzeige zu bringen“, erklärt Chefinspektor Peter Seidl vom Bundeskriminalamt.

Aktuelle Ergebnisse der KFV-Befragung von 101 Baufirmen und 49 Baumaschinenverleiher zeigen, dass viele Firmen von Baustellendiebstählen betroffen sind. „Rund 88 Prozent der befragten Unternehmen waren bereits mit einem Baustellendiebstahl konfrontiert. Bei zwei Drittel (69 Prozent) ereignete sich der letzte Diebstahl sogar im Jahr 2020 oder 2021“, weiß Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Die Art der dabei gestohlenen Güter variiert.

Weniger Diebstähle, aber höherer Schaden

Es zeigt sich allerdings, dass tendenziell immer mehr hochwertigere Güter entwendet werden. Dies erklärt auch die hohen Schadenssummen trotz eines Rückgangs der Delikte. Am häufigsten werden nach wie vor Kleingeräte wie Bohrmaschinen entwendet, gefolgt von Kleinwerkzeugen, Wertstoffen und Metallen wie Kupfer. Die Art der gestohlenen Güter hängt meist aber auch von der jeweiligen Marktsituation und der Nachfrage ab. Materialdiebstahl tritt gehäuft auf, wenn Rohmaterialien – wie zum Beispiel Holz – auf dem internationalen Markt eine Preissteigerung durchmachen.

Eine entsprechende Sicherung der Baustellen könnte den Dieben ihr Handwerk erheblich erschweren. Trotzdem ist der Großteil der Baustellen unzureichend gesichert – das zeigen die Ergebnisse der KFV-Beobachtung von über 100 Baustellen, durchgeführt im Juli 2021. Auf 82 der 117 beobachteten Baustellen wurde ein Schild mit „Betreten verboten“ als Sicherungsmaßnahme montiert. Ein die Baustelle vollständig umschließender Bauzaun kommt bei nur etwa zwei Dritteln der Baustellen zum Einsatz (75 von 117) – wobei auch dieser in vielen Fällen Lücken aufweist, die oftmals nur mit einem losen Absperrband „versperrt“ werden. Überwachungskameras kamen bei nur acht Baustellen zum Einsatz, Security war lediglich bei nur einer Baustelle präsent.

Nicht jeder Diebstahl wird angezeigt

Die Ergebnisse der KFV-Befragung von Baufirmen und Baumaschinenverleiher zeigen zudem, dass die Problematik von Baustellendiebstählen durchaus präsent ist: Knapp die Hälfte aller Befragten sieht dies als Problem. Trotzdem erstattete ein Drittel der Befragten im Falle eines Diebstahls keine polizeiliche Anzeige.

Sowohl der gering eingeschätzte Wert der gestohlenen Sachgüter als auch erfolglose Fahndungen nach den Tätern wurden als Gründe für die fehlende Anzeige angeführt. „Es hilft aber sehr, wenn auch kleine Diebstähle zur Anzeige gebracht werden. Dies erleichtert den Behörden die Strafverfolgung um ein Vielfaches“, erklärt Kontrollinspektor Klaus Autischer vom Bundeskriminalamt.