Schon heute macht sich der fortschreitende Klimawandel in Österreich bemerkbar. So hat die Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke seit 1961 im Schnitt um 40 abgenommen. Besonders drastisch ist der Rückgang in Höhen unterhalb von 1500 Metern, wie die Daten der Zentralanstalt für Meteorologie (Zamg) belegen. Eine neue Studie zeigt nun: In den kommenden Jahrzehnten dürfte es in dieser Tonart weitergehen, was zahlreiche Skigebiete in Bedrängnis bringen könnte. Viel wird davon abhängen, wie es mit der weltweiten Erwärmung weitergeht.

Drei Jahre lang haben die Experten von Universität Innsbruck, Climate Change Center Austria und Schneezentrum Tirol unter der Leitung der Zamg an dem Projekt Fuse-AT gearbeitet, jetzt liegen die Ergebnisse vor. Erstmals ist auf Basis detaillierter regionaler Daten die Entwicklung der Schneedecke für die gesamte Fläche Österreichs darstellbar. Darauf aufbauend haben die Fachleute unterschiedliche Zukunftsszenarien für die Zeit bis zum Ende des Jahrhunderts errechnet. "Grundsätzlich schwankt die Schneelage von Jahr zu Jahr und ist auch regional unterschiedlich. Aber langfristig hängt die Entwicklung in Österreich direkt mit dem globalen Klimaschutz zusammen", sagt Projektleiter Andreas Gobiet von der Zamg. Ein gewisses Maß an Schneeverlust wäre allerdings selbst beim Erreichen aller weltweiten Klimaziele bereits fix gebucht und nicht mehr zu verhindern.

Teils dramatische Rückgänge

So zeigt sich besonders für die tieferen Lagen Österreichs, dass der Schnee zunehmend zur Seltenheit wird. Für Höhen bis 400 Meter haben die Berechnungen folgendes Bild ergeben: Wird das Pariser Klimaabkommen zumindest so weit eingehalten, dass die globale Erwärmung auf nicht mehr als zwei Grad ansteigt, reduziert sich die Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke bis zum Jahr 2100 im Schnitt um rund die Hälfte auf acht pro Jahr. Versagt der weltweite Klimaschutz dagegen, ist mit einem Rückgang um 90 Prozent zu rechnen.

Für Höhenlagen um 1000 Meter, die für die meisten steirischen und Kärntner Skigebiete relevant sind, ergeben die Auswertungen ebenfalls Unerfreuliches. Wird das Pariser Klimaziel eingehalten, geht die Schneedeckendauer um rund ein Viertel auf durchschnittlich 60 Tage pro Winter zurück. Ohne globalen Klimaschutz steigt die mittlere Wintertemperatur in diesen Höhen von bislang minus 2,4 Grad auf plus 1,8 Grad an. Die Dauer der natürlichen Schneedecke würde bis 2100 um 70 Prozent auf rund 30 Tage abnehmen.

Für viele Skigebiete könnte das der Todesstoß sein, zumal wegen der steigenden Temperaturen auch technische Beschneiungen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich wären. Die atmosphärischen Bedingungen, die das künstliche Weiß überhaupt erst möglich machen, würden bei einem internationalen Klima-Bauchfleck um 50 Prozent seltener.

Hohe Lagen sind begünstigter

Nicht ganz so dramatisch dürfte die Entwicklung in den hohen Lagen zwischen 1500 und 2500 Metern sein. Gelingt der globale Kraftakt beim Klimaschutz, würden die Tage mit geschlossener Schneedecke hier im Schnitt um zehn Prozent auf etwa 190 zurückgehen. Hält die Welt an den fossilen Rohstoffen fest, wäre mit einem Verlust von 25 Prozent auf nur noch 160 Schneetage zu rechnen.

Beim Thema Kunstschnee könnte es aber auch in diesen Höhen mancherorts zu Schwierigkeiten kommen. Ohne Erfolg beim Eindämmen der weltweiten Emissionen sinkt die Anzahl der Tage mit technischer Beschneiungsmöglichkeit um 35 Prozent. "Wobei das nur ein Durchschnittswert ist", sagt Gobiet. "Wie sich das tatsächlich im einzelnen Skigebiet verhält, hängt auch von den lokalen Gegebenheiten ab. Für einige wird es kein großes Problem sein, für andere ein Massives."

Mindestens drei Wochen weniger Schneespaß

Unter dem Strich ergibt sich quer über Österreich und alle Höhenlagen gerechnet, dass sich die Naturschnee-Wintersaison selbst beim Einhalten aller Klimaschutzziele um drei Wochen verkürzen dürfte. Ohne Klimaschutz dagegen sind verbreitet schneelose Winter zu erwarten. "Man kann natürlich nicht generell sagen, dass jetzt alle Skigebiete bedroht wären", sagt Gobiet. "Aber jeder Freizeitbetrieb wäre gut beraten, sich mit den Szenarien auseinanderzusetzen und seine längerfristigen Strategien darauf auszurichten."