Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) warnt vor zunehmendem Drogenkonsum im Straßenverkehr. Eine sogenannte Dunkelfeldstudie aus dem Jahr 2017 ergab, dass hochgerechnet rund 177.000 Menschen in Österreich schon zumindest einmal ein Kraftfahrzeug gelenkt haben, während sie unter Drogeneinfluss standen. Eine zweite Studie, die nun durchgeführt wurde, ergab, dass im vergangenen Jahr bereits 204.000 berauschte Lenker auf unseren Straßen unterwegs waren. Das ist ein Plus von 15 Prozent. Und insgesamt sind das laut KfV-Direktor Othmar Thann immerhin vier Prozent der KFZ-Lenker im Land.

In den südlichen Bundesländern Steiermark und Kärnten sind es weniger. Laut KfV-Experte Klaus Robatsch machen die Drogenlenker hier etwa zwei Prozent aus. Er beschreibt auch, dass das Stadt-Land-Gefälle zunehmend geringer wird. "Drogen am Steuer - das war früher hauptsächlich in Ballungsräumen ein Problem. Das ist heute nicht mehr so."

Angaben aus dem Innenministerium belegen den Trend. Im Vorjahr gab es 5519 entsprechende Anzeigen, um 26,5 Prozent mehr als 2019. Heuer wurden bis zum 30. April bereits 2574 Drogenlenker angezeigt. Dabei handelt es sich jedoch um ein sogenanntes Kontrolldelikt, je mehr die Exekutive prüft, desto mehr Anzeigen fallen an.

"83 Prozent der Drogenlenker waren männlich, der Großteil unter 40 Jahren", erläuterte Thann. Dennoch verzeichnet das KfV auch unter den Lenkerinnen einen deutlichen Anstieg. Vielen fehle offenbar ein entsprechendes Bewusstsein für die Gefahr, der sie sich und anderen aussetzen. 

41 Reader in ganz Österreich

Die österreichische Polizei testet seit 15 Jahren Drogenvortestgeräte. "Wir sollten endlich vom Versuchsstadium zu einem systematischen und flächendeckenden Einsatz kommen", forderte Thann. Eine umfassende Reform zur Drogendetektion im Straßenverkehr steht hier für Österreich schon lange aus, kritisierte der KfV-Direktor. 

Patrick Maierhofer vom Innenministerium kann diese Kritik nur bedingt nachvollziehen: "Wir haben bundesweit 41 Reader-Geräte im Einsatz. Mit diesen können Teststreifen ausgewertet werden." Über zusätzliche oder auch andere Geräte könne man immer sprechen, aber für Drogentests im Straßenverkehr seien diese nicht unbedingt erforderlich. "Grundsätzlich reichen die Teststreifen, die in jedem Bundesland zu Tausenden verfügbar sind." Sie funktionieren ähnlich wie die Covid-Schnellstests. Bei einem positiven Ergebnis müsse dann ohnehin ein Amtsarzt zugezogen werden, der eine Beeinträchtigung feststellt.

Auch hier setzt aber die Kritik des KfV an. Denn es gebe in jedem Bundesland unterschiedlich große Pools an Ärzten. Vor allem am Land stünden bei weitem nicht immer Amtsärzte zur Verfügung. Hier könnte man eventuell aber auch auf Spitalsärzte oder Polizeiärzte ausweichen.

Bei den Landespolizeidirektionen sowie im Innenministerium sei man sich des Problems jedenfalls bewusst, heißt es. So wurde in den Jahren 2019 und 2020 eine Seminarreihe "Drogen im Straßenverkehr" durchgeführt, im Zuge welcher rund 200 Polizisten über das Basiswissen hinaus in dieser Materie geschult wurden. Die Schulung umfasste 20 Unterrichtseinheiten. Von einem Stillstand, wie in das Kuratorium anprangert, könne also keine Rede sein.

Bei der bundesweiten Vereinheitlichung in den Punkten Prävention, Kontrolle oder Strafen wäre laut KfV jedenfalls noch Luft nach oben. Robatsch ergänzt: "Im EU-Raum sind wir neben Kroatien und Malta das einzige Land, in dem es noch keine Grenzwerte für Drogenbeeinflussung im Straßenverkehr gibt." Auch das müsse sich dringend ändern.