"Schwangere Frauen und Mütter in Gefängnissen haben mit vielen Schwierigkeiten, Ängsten und auch mit Vorurteilen zu kämpfen", erklärt Petra Albrecht, Kontrollinspektorin in der Justizanstalt Wien-Josefstadt.

Albrecht hat seit vielen Jahren mit inhaftierten Schwangeren und Müttern samt derer Kinder zu tun, da sie in der Justizanstalt Josefstadt auch für dortige Mutter-Kind-Abteilung zuständig ist. Aus ihrer beruflichen Erfahrung weiß sie, dass vor allem die Kindesabnahmen besonders schlimm sind.

Denn wie lange die Kinder bei ihren Mamas hinter Gittern bleiben dürfen, darüber entscheidet das Jugendamt - im günstigsten Fall ist das bis zum dritten Geburtstag möglich. Die Trennung ist emotional sehr schwierig, selbst wenn man nicht direkt betroffen ist, weiß Albrecht, die belastende Erinnerungen an solche Momente hat: "Man muss die Frauen gut vorbereiten und auffangen. Ich hatte zwei Mal das 'Pech', dabei sein zu müssen."

Sind die Kinder nicht (mehr) bei ihren Müttern im Gefängnis, hätten diese oft große Sorgen, wie es ihrem Nachwuchs wohl geht. "Wenn es Probleme in der Schule gibt, fühlen sich viele Mütter verantwortlich", weiß die Albrecht.

Grundsätzlich wird in den österreichischen Haftanstalten Sorge getragen, dass auf die besondere Situation von Müttern und deren Kindern sowie von Schwangeren Rücksicht genommen wird. So gibt es besondere Ernährung und Kleidung, die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen werden außer Haus gemacht, die Geburt findet in einem Krankenhaus statt, Hebammen kommen zur Nachbetreuung in die Justizanstalt und es wird dafür gesorgt, dass die Kinder möglichst Kontakt zu Gleichaltrigen haben.

Derzeit nur einige Betroffene

Eine Statistik, wie viele Mütter mit Kindern und Schwangere derzeit in Österreich inhaftiert sind, gibt es nicht. Es gibt nur Momentaufnahmen: In der Justizanstalt Josefstadt sei der Mutter-Kind-Trakt derzeit leer, in Österreichs einzigem reinen Frauengefängnis, der Justizanstalt Schwarzau, befinden sich sechs Mütter bzw. Schwangere.

Ein Erlebnis ist Albrecht in prägender Erinnerung geblieben: "Vor vielen Jahren gab es ein 16-jähriges Mädchen, das im sechsten Monat schwanger war. Die Dame war zu Beginn ihrer Haft sehr verhaltensoriginell, hat angeeckt, wo es ging. Da ich gerade Nachtdienst hatte, als die Geburt losging, hatte ich die Aufgabe, die Frau zur Geburt zu begleiten. Diese Frau hatte überhaupt keine Ahnung, was mit ihrem Körper passiert. Im gebrochenen Deutsch fragte sie: 'Wann Baby, wann Baby?' Ich habe versucht, ihr den Geburtsvorgang zu erklären."

Als die 16-Jährige mit dem Baby in die Justizanstalt zurück kehrte, sei sie eine sichtlich stolze Mutter gewesen, so Albrecht: "Ich hatte den Eindruck, sie war dankbar, dass man sie in dieser Situation nicht allein gelassen hat." Für Albrecht war diese Situation damals ein Beleg dafür, wie wichtig es ist, alles Mögliche für die Kinder und deren Mütter zu tun. Gegen die Aussage "Die sind ja selber Schuld" verwehrt sich Albrecht vehement: "Das mag vielleicht - in U-Haft gilt die Unschuldsvermutung - für die Mutter zutreffen, aber das Kind trifft überhaupt keine Schuld."

Plattform für Müttergesundheit weltweit

Die österreichische Plattform "Mutternacht" setzt sich gegen Müttersterblichkeit und für Müttergesundheit in Österreich und in Entwicklungsländern ein. Heuer habe man sich entschlossen, den Fokus auf Mütter und Schwangere in Gefängnissen zu legen, erklärte SPÖ-Nationalratsmandatarin Petra Bayr, Bereichssprecherin für globale Entwicklung und Gründerin von "Mutternacht". Dabei machte sie darauf aufmerksam, dass in vielen Ländern andere Zustände in den Gefängnissen als in Österreich herrschen.

Bei der Pressekonferenz, die online abgehalten wurde, war auch ein Gast aus Uganda zugeschaltet. Lydia Ssenga ist Principal Rehabilitation and Reintegration Officer bei Uganda Prisons Service. Sie gab einen kurzen Einblick in ihren Arbeitsalltag - auch in Uganda wird in den Gefängnissen speziell für Mütter und Schwangere gesorgt. "Wir haben die Pflicht, die Gesundheitsrechte von inhaftierten Schwangeren und Babys zu fördern und zu schützen. Wir suchen nach nachhaltigen Optionen für den Übergang von im Gefängnis geborenen Kindern und solchen, die mit ihren Müttern ins Gefängnis kommen, zurück in die Gesellschaft."