Es war in jeder Hinsicht ein Jahr ohne Vergleich – und so mancher Wirtschaftszweig kämpft weiter um sein Überleben. Gute Umsätze machte indes das größte Auktionshaus im deutschsprachigen Raum: Das Dorotheum blickt auf ein trotz Pandemie erfolgreiches 2020 zurück, das es ohne Digitalisierung so aber zweifellos nicht gegeben hätte.

Online-Aktivitäten habe man allerdings schon vor dem Virus forciert, betont Geschäftsführer Martin Böhm: "Die Transformation von Saal- zu Online-Auktionen hat deshalb in den Lockdowns im Frühling und Herbst bestens funktioniert. Auch unser Angebot zu insgesamt 14 'Live Biddings' (digitale Teilnahme an Saal-Auktionen, Anmerkung) kam sehr gut an."

Vor allem jüngere Kunden kamen und verpassten dem mitunter etwas angestaubten Bild von Auktionshäusern eine deutliche Korrektur: "Allein im Monat Juni waren es über eine Million Menschen weltweit, die unsere Website besucht haben", zeigt man sich beim Dorotheum zufrieden.



Was aber waren die Höhepunkte? Da war zunächst eine "Enigma", also eine jener mythenumwobenen deutschen Chiffriermaschinen, die für stolze 117.800 Euro an ihren neuen Eigentümer ging. Der Zuschlag erfolgte dann über „Live Bidding“ im Netz – der Schätzpreis für diese zeitgeschichtliche Rarität aus dem Jahr 1944 war zwischen 30.000 und 40.000 Euro gelegen.

Für Chaim Soutines "Frau in Rot vor blauem Hintergrund" wurden bei der Auktion "Klassische Moderne" sagenhafte 1.811.555 Euro geboten. Das Altarbild "Anbetung der Könige" von Pieter Coecke van Aelst erreichte bei der Auktion "Alte Meister" im Sommer 1.137.800 Euro – Weltrekord für ein Bild des flämischen Künstlers. Auf bemerkenswerte 393.700 Euro schaukelten sich Bieter auch für Massimo Stanziones Altmeistergemälde "Lot und seine Töchter".

Begehrt waren auch österreichische Meister: Neben dem Gemälde "Auge" von Maria Lassnig (229.000 Euro) und einem "Stillleben mit St. Sebastian" von Rudolf Wacker (369.300 Euro) brachte das frühe Ölbild "Altar des Dionysos" von Gustav Klimt die Kassen zum Klingeln: Der Entwurf zu einem Deckengemälde im Wiener Burgtheater wurde von einem anonymen Ehepaar für 475.064 Euro erworben – und dem Leopold Museum geschenkt.