Am Wochenende ist es in Niederösterreich erneut zu einem tragischen Hundebiss gekommen. Ein Vierjähriger ist von einem der Hunde seiner Großeltern beim Spielen im Hof in den Nacken gebissen worden. Das Kind wurde lebensgefährlich verletzt und musste ins künstliche Koma versetzt werden.

Unbeaufsichtigt

Für kurze Zeit war der Vierjährige unbeaufsichtigt gewesen. Genau zu diesem Zeitpunkt geschah die Attacke. Der Großvater fand den Buben kurz darauf mit „Nackenverletzungen, wie Polizeisprecher Walter Schwarzenecker mitteilte.

Im Hof mit dem Kind befanden sich ein Deutscher Schäferhund und eine Staffordshire Bullterrier. Letzterer wird in Niederösterreich als sogenannter Listenhund geführt. Listenhunde werden per Gesetz als gefährliche oder potenziell gefährliche Hunde angesehen. Welches der beiden Tiere zubiss, war zunächst unklar.

Fünf Tipps im Umgang von Hund und Kind

1 - „Kinder und Hunde niemals alleine lassen“, warnt Anna Oblasser-Mirtl vom AnimalTrainingCenter. Das sei im Alltag nicht immer leicht, aber unerlässlich, gerade dann, wenn „man bei einem Hund auch nur ein bisschen die Sorge hat, dass er sich unwohl fühlt“. Das sei im Alltag nicht immer leicht umzusetzen.Ganz besonders gilt das im Umgang mit Kindern.

2 - Den Hund verstehen lernen. "Ganz oft heißt es, der Hund keine Anzeichen gezeigt hat und ohne Warnsignal gebissen hat", erklärt die Hundetrainerin. Das komme allerdings so gut wie nie vor, weil "Hunde kommunizieren sehr klar und deutlich, aber eben anders als wir Menschen". Oft würden Menschen diese Anzeichen übersehen und gar nicht verstehen, was der Hund zu „sagen“ hätten.

3 – Knurren darf man niemals bestrafen. "Früher war es üblich, einem knurrendem Hund zu sagen, er soll damit aufhören", erklärt Oblasser-Mirtl. Aber: Das Knurren ist bereits eine der höheren Alarmstufen des Hundes  auf der Kommunikationsskala der Aggression. "Das heißt, dass der Hundehalter die subtilen Zeichen davor wahrscheinlich übersehen hat, deshalb ist der Hund gezwungen deutlicher zu werden". Wenn man dem Hund das Knurren nimmt, ihm sagt, er soll damit aufhören dann lernt das Tier, dass Knurren nicht den von ihm erwünschten Effekt bewirkt. "Das einzige was ihm dann bleibt, ist oft zu beißen."

Wenn der Hund knurrt, sollte man die Situation deeskalieren und dann jemanden kontaktieren, der helfen kann, zum Beispiel einen professionellen tierschutzqualifizierten Hundetrainer.

4 – Die Interaktionen zwischen Kind und Hund mitgestalten und beobachten. "Kinder kommen eher selten auf die Idee, sich so mit dem Hund zu beschäftigen, dass auch dieser das schätzt", erklärt die Tiertrainerin. Die meisten Kinder würden mit Hunden Sachen machen wollen, die Hunde eben nicht gefallen. Sie nehmen zum Beispiel eine Pfote in die Hand oder streicheln ihn im Gesicht oder versuchen ihn wie ein Pferd zu reiten. "Oft sind da Sachen dabei, die nicht hundegeeignet sind." Meist zeige, der Hund sofort, dass er das nicht will. Kinder unter fünf Jahren könnten die Zeichen aber gar nicht deuten, so Oblasser-Mirtl. Oft seien es viele kleine Anzeichen, die auch so manch Erwachsener nicht richtig deute.

Abgesehen von der Rasse spiele auch die Aufzucht eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, wie der Hund kommuniziert. Sowie auch dessen Resilienz des Hundes und seine Hemmschwelle.


5 - Jeder Hund muss die sogenannte „Beisshemmung“ erlernen. Das bedeutet, dass der Hund weiß, wie fest er beißen musst, damit er erreicht, was er möchte. "Wenn wir Hunde haben, die verletzend beißen, sind das in den allermeisten Fällen Hunde, die keine Beißhemmung haben", so die Tiertrainerin. "Sie haben nie gelernt, ihre Zähne so einzusetzen, dass es nicht zu viel wird. Ein Hund mit einer guten Beißhemmung wird auch nie verletzend beißen."

Die Expertin rät, unbedingt eine moderne Hundeschule zu besuchen. "Man erkennt diese daran, dass sie Trainer haben die tierschutzqualifizierte Hundetrainer sind." Dies sei die einzige Qualitätssicherung, die es derzeit in Österreich gebe.