Es gibt Anzeichen dafür, dass sich wieder mehr Migranten mit Schleppern auf der Balkanroute auf den Weg machen. Ausdruck dafür sind zahlreiche teils tödliche Vorfälle mit Flüchtlingen alleine in den vergangenen fünf Tagen, wie Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt (BK), am Freitag zur APA sagte.

So kam in der Nacht auf vergangenen Montag in Zentralkroatien ein Migrant in einem Van ums Leben, als der Schlepper vor der Polizei flüchtete. Dabei kippte der Van in einen Fluss. Ein Flüchtling wurde getötet. Der Lenker flüchtete aus dem Fahrzeug und anschließend über ein Minenfeld aus dem Jugoslawien-Krieg, ohne Schaden zu nehmen.Am Dienstag meldete Europol einen Unfall mit sechs Toten und zehn verletzten Migranten auf der Autobahn bei Alexandroupoli in Griechenland. Ein Jeep fuhr zu schnell, um einer Polizeikontrolle zu entgehen und stürzte auf der Strecke zwischen türkischer Grenze und Alexandroupoli in einen Bewässerungsgraben. In dem Fahrzeug waren 16 Migranten aus Pakistan und Ägypten, die von der Türkei kamen. Sechs Menschen starben sofort, zwei waren in Lebensgefahr, acht weitere erlitten Knochenbrüche. Die beiden bulgarischen Schlepper flüchteten zuerst, konnten aber von der griechischen Polizei gestellt werden.

100 bis 200 Dollar für den Transport

Tatzgern berichtete, dass die Schlepper derzeit Dumping-Preise verlangen. Um 100 bis 200 Dollar (90,32 bis 180,64 Euro) transportieren sie die Flüchtlinge derzeit weiter in die Balkanstaaten wie Nordmazedonien oder Albanien. Aber: "Die Flüchtlinge müssen wie 2015 den Schlepperlohn im Vorhinein zahlen und verlieren damit ihre letzte Lebensversicherung." Für die Schlepper sei das Überleben der Migranten zweitrangig, denn sie hätten ja schon ihr Geld.

In Griechenland "sind die Inseln voll, das Festland voll", sagte Tatzgern. Im Norden von Bosnien-Herzegowina würden derzeit 6000 bis 7000 auf die Weiterreise nach Kroatien drängen. Dem Leiter der BK-Zentralstelle zufolge kippe dort die Stimmung in der Bevölkerung, damit nimmt der Druck zur Weiterreise zu. Die slowenische Polizei registriere einen Anstieg von 50 Prozent an illegalen Migranten.

Dafür sprechen auch einige große Aufgriffe der vergangenen Woche entlang der Balkanroute: Am Mittwoch wurden 21 Flüchtlinge von der Küstenwache nahe der türkischen Grenze südlich von Lesbos gerettet. Am Donnerstag wurden 38 Geschleppte in einem Kleintransporter bei Triest entdeckt. In Ungarn wurden 48 Geschleppte in einem Kleintransporter gefunden. Am heutigen Freitag landeten mehr als 500 Migranten auf Lesbos und bei Farmakonise rund 50 Kilometer nördlich von Kos rettete die Küstenwache 26 Flüchtlinge.