Am Donnerstag ist Equal Pay Day. Bis dahin arbeiten Frauen in Österreich gratis, wenn man ihr Jahreseinkommen mit dem der Männer vergleicht. Laut dem gewerkschaftsnahen Momentum-Institut verdienen Frauen im Schnitt 40 Prozent weniger als ihre Partner. Bei Paaren, die Kinder haben, sind es 47 Prozent, bei jenen mit Kleinkindern unter sechs Jahren sogar 53 Prozent. Für Eva-Maria Burger ist der Befund eindeutig. „Frauen schauen im Vergleich zu Männern am Ende des Monats weiter durch die Finger. Die konkrete Realität reicht von geringerer Kaufkraft bis hin zu Armut“, sagt Burger, Leiterin für Frauen- und Gleichstellungspolitik in der Arbeiterkammer zur Kleinen Zeitung.

Insgesamt hat sich der Gender Pay Gap - aktuell 12,2 Prozent - in den letzten Jahren verringert. Noch 2020 lag er bei 15,2 Prozent, da war Equal Pay Day am 25. Februar. Bei den Lohnlücken gibt es große regionale Unterschiede. In Wien war der Abstand bereits im vergangenen Jahr am kleinsten. Allerdings verschlechterte sich die Bundeshauptstadt von 3,2 auf 4,3 Prozent. Schlusslicht Vorarlberg hält bei 20,0 Prozent, Kärnten (12,8) und die Steiermark (15,5 Prozent) rangieren im Mittelfeld. Für Burger schließt sich die Lohnschere „viel zu langsam“, Reformen seien dringlich. Zum einen durch die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz: Österreich muss diese Vorgabe bis 2026 umsetzen, „damit das Gehalt endlich kein Tabuthema mehr ist“. Weiters brauche es eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Arbeitsmarktpolitik, die Frauen mehr Chancen in männerdominierten Branchen eröffnet.

Eva-Maria Burger, Leiterin der Frauenpolitik in der AK
Eva-Maria Burger, Leiterin der Frauenpolitik in der AK © Lisi Specht/ak Wien

Die von FPÖ und ÖVP in den gescheiterten Koalitionsverhandlungen angeregte Herdprämie, die Familien fördern würde, die Kinder zu Hause betreuen, ist für Burger „Retropolitik und ein völliges Abweichen von allen Bemühungen, Frauen aus unbezahlter Arbeit zu Hause in gute Jobs zu bringen.“

Das Netzwerk „Business and Professional Women Austria“ hat zur Berechnung den Median der Jahres-Bruttoeinkommen von Vollzeitbeschäftigten herangezogen. Eurostat - das statistische Amt der EU - berechnet den Gender Pay Gap hingegen auf Basis von Stundenlöhnen. Österreich ist hier mit 18,4 Prozent das Land mit der zweithöchsten geschlechtsspezifischen Lohnlücke - nur Estland steht mit 21,3 Prozent noch schlechter da. An der EU-Spitze finden sich Luxemburg mit einem umgekehrten Gender Pay Gap von -0,7 Prozent. Für Burger sind die Zahlenspiele kein Wettkampf: „Es geht nicht darum, wer besser oder schlechter ist. Wir brauchen ein verändertes Bewusstsein in der Politik. Der wachsende Fairnessgedanke in der Bevölkerung zeigt ja, wohin der Weg gehen muss.“