Es ist so langweilig wie unvermeidbar. Eine Frau zieht sich so an, wie sie möchte, und dann rollt die Sexismus-Welle daher. Zu sexy, zu freizügig, so eine will doch nur provozieren. Und Männer reizen. Melissa Naschenweng hat jetzt in einem Bild-Interview diesen offenen Sexismus reflektiert, die mehrfache Amadeus-Award Gewinnerin ist 32 Jahre alt und aktuell die erfolgreichste Schlagersängerin in Österreich. Für ihren Kommentar bei „Starmania“ wurde sie als „notgeil“ bezeichnet. Sie hatte einem Kandidaten ein Kompliment gemacht. Als ihr das Ehrenzeichen Kärntens verliehen wurde, hagelte es Kommentare, wie „pinke Lederhose, Sex sells, na bravo!“ Und ja, ihre Bühnenoutfits sind knapp und sexy. Wie auch jene von „Volks Rock’n Roller“ Andreas Gabalier. Dem wird lustigerweise nie unterstellt, dass er die armen Frauen bloß verführen will. Doch es muss gar nicht das geile Lederhosen-Klischee sein, er reicht auch einfach ein blaues Oberteil. Beim Ukraine Benefizkonzert trug die 23-jährige Popsängerin Mathea ein Outfit, das auch für Österreichs Chef-Interviewerin Claudia Stöckl zu freizügig schien: „Du hattest einen blauen BH an und drüber eine weiße Jacke. Aber deine Brüste waren sehr deutlich zu sehen. Würdest du heute noch mal so auf die Bühne gehen?“, fragte Stöckl. Und machte damit genau das, was auch Instagram, TikTok und das gesamte Patriarchat machen. Sie sexualisierte eine Frau, die eine Outfit Entscheidung getroffen hatte. Bilder, auf denen weibliche Nippel zu sehen sind, werden auf Social Media gesperrt, männliche sind voll ok. Es geht also immer darum, Weiblichkeit zu verbieten, weil diese Reize Schlimmes anrichten könnten.
Einer ähnlichen Logik folgt übrigens das Kopftuch im Islam. Haare können Männer reizen, daher sollen fremde Männer sie bitte nicht zu Gesicht bekommen. (Mehr dazu von Seyran Ates: „Der Islam braucht eine sexuelle Revolution“).
Dabei ausgeklammert werden die Männer selbst. Man tut so, als könnten sie keine selbstbestimmten Entscheidungen treffen, weil quasi dauergefangen in ihren sexuellen Mustern. Daran glaube ich nicht, denn diese Erzählung macht am Ende auch die Männer klein.