Der Mann hieß Schober, mehr weiß ich nicht mehr. Er war unser Physiklehrer in der dritten Klasse, und weil er ein guter Lehrer war, spulte er nicht den Stoff ab, sondern ließ uns über Atomkraft diskutieren. Man schrieb Herbst 1978. Die Kontroverse ums AKW Zwentendorf steuerte ihrem Höhepunkt in Gestalt der Volksabstimmung entgegen. In der Klasse wurden zwei Referate gehalten: Mein Freund Thomas plädierte für die Atomkraft, ich argumentierte dagegen. Meinungsvielfalt!

Seit damals interessiere ich mich für Energie- und Umweltfragen. Die Grünen und den Klimawandel gab es noch nicht, aber meine Leute zuhause hatten „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) gelesen und waren in diesen Dingen ziemlich weit vorn. Man fuhr Rad, kaufte im (ersten österreichischen) Bioladen und vermied den Erwerb von überflüssigem Glumpert. Ich kann bezeugen: Vieles, was heute als Klimapolitik en vogue ist, wussten und wollten einige schon damals. Aber hätten sie sich deshalb „die erste Generation“ nennen sollen?

Immer wieder in den Jahrzehnten seither haben sich manche Aktivisten über die Rechtsordnung erhoben, und immer hielt ich das für falsch. Es vertieft die Gräben, schadet der Sache, wirkt destruktiv. Außergesetzliche Notwehr zu beanspruchen, wie es heute die „letzte Generation“ der Klimakleber tut, halte ich für gefährlich. In der heutigen Zeitung diskutieren meine Kollegin Barbara Haas und ich kontrovers über dieses Phänomen. Sie hat natürlich auch gute Argumente für den Gegenstandpunkt. Meinungsvielfalt!

Anekdote am Rande: Der Atomkraftbefürworter Thomas und ich haben ein Jahr später im fortgeschrittenen Alter von 13 unsere erste Schülerzeitung gegründet. Von Stund‘ an stand für mich fest, wie ich mir beim kurzen Gastspiel auf diesem geplagten Erdball die knappe Zeit vertreiben werde.

Erbaulichen Sonntag wünscht