In jungen Jahren waren die zwei Tore, das Gehäuse unseres Glücks, aus Holz, nicht aus Aluminium. Sie standen auf einer Wiese, einem unebenen, ungemähten Feld, und hatten kein Netz. Wer nicht das Holz traf, sondern ins Tor, musste den Ball suchen gehen. Das Spiel war unterbrochen. Der Fußballplatz lag auf dem Gaimberg, einer Anhöhe hoch über Lienz, mit einem erhabenen Blick auf die Dolomitenstadt, die Stadt unserer Heim- und Schuljugend. Auf schmalen Pfaden führte der Weg in Zweierreihe hinauf zu den zwei Toren, einer durfte ganz vorne das runde Leder tragen.

Begriffe wie Alu-Pech oder Alu-Drama gab es noch nicht. Auch nicht das Wort Alu-Dusel, ein Wortgeschöpf, das der letzten Nacht entsprang, „Bild mobile“. Es war schon Mitternacht. Alu wie Aluminium. Leichtmetall. Der Stoff, aus dem die Tore sind, seit in den frühen Siebzigern in Deutschland ein Torpfosten beim Spiel Mönchengladbach gegen Bremen in Minute 76 in Brüche ging. Weil kein Ersatztor zur Verfügung stand, musste das Spiel abgebrochen werden. Es war die Geburtsstunde der ungnädigen Alu-Tore. Nur die beiden Holztore auf dem Gaimberg blieben.

Alu, die periphrastische Umschreibung des Torgestänges. 7,32 Meter beträgt der Abstand zwischen den Innenkanten. Die Unterkante der Querlatte ist 2,44 Meter vom Boden entfernt. Die Torlinie muss dieselbe Breite haben wie die weißen Pfosten und die weiße Querlatte. Eigentlich ist das Gehäuse also ziemlich stattlich. Das Runde, das ins Eckige muss: Eigentlich müsste es möglich sein. Die Spielerinnen des österreichischen Fußball-Nationalteams scheiterten daran in der denkbar unglücklichsten Form: Sie trafen drei Mal Aluminium. Hitting the bar: Es schepperte am deutschen Gehäuse, nur das Netz wollte sich nicht wölben. Auch das gnadenlose Aluminim wich nicht den einen oder anderen Millimeter, um den Weg ins Tor frei zu machen. Die Schmelztemperatur des Metalls liegt bei 660 Grad Celsius, es war warm in Brentford, aber so warm leider wieder auch nicht.

So verlor die leidenschaftlich kämpfende Frauen-Nationalmannschaft, die nach glücklosen Momenten als Zeichen der Widerstandskraft bis zuletzt unverdrossen ihr Haar straffte, den Alu-Krimi gegen Deutschland 0:2. „Mit dreifachem Alu-Dusel ins Halbfinale“ wortschöpfte die „Bild“-Zeitung. Das hatte was Tröstendes wie das Zugeständnis unseres Autors Daniel Jerovsek: „Ein paar Tage hadern darf sein“. Wissen Sie, wer übrigens im letzten Jahrzehnt am häufigsten Pfosten oder Latte traf? Ein gewisser Herr Messi mit 109 Mal Aluminium, auch das eine Trostspende. Schade nur, dass das Gehäuse nicht aus fasrigem Holz war wie damals auf dem Gaimberg hoch über Lienz, wer weiß, welchen Weg das Glück genommen hätte.

Herzlich, Ihr