Es hatte etwas gedauert, bis Österreichs Frauen-Fußballnationalteam im EM-Viertelfinale gegen Deutschland das Herz in die Hand genommen und mutig nach vorne gespielt hat. Die Anfangsminuten, die gehörten klar der DFB-Auswahl, die aufgrund des Ablebens von Fußball-Legende Uwe Seeler mit Trauerflor spielten. Man hatte den Eindruck, als wollte der Titelfavorit das Spiel gegen den Außenseiter früh entscheiden. Ein Kopfball an die Stange von der für die verletzte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck in die Startformation gerückte Marina Georgieva in der 13. Minute war dann aber so etwas wie der Weckruf für Österreichs Fußballerinnen. Plötzlich war man in den Zweikämpfen voll da, trat mit der Selbstverständlichkeit auf, selbst das Spiel bestimmen zu wollen und zu können. Jedes Tackling wurde von den Ersatzspielerinnen gefeiert wie ein Treffer.

Und doch: In Führung ging Deutschland. In der 25. Minute zögerte Österreichs Torfrau Manuela Zinsberger zu lange mit dem Abspiel, ihr Abschlag kam postwendend zurück. Und Carina Wenninger, die vor dem Spiel noch voll des Lobes für Klara Bühl war, wurde von ihrer ehemaligen Bayern-Teamkollegin überlaufen. Den perfekten Pass in den Rückraum verwertete Lina Magull eiskalt zum 1:0.

Bei einsetzendem Regen und britischen Verhältnissen war dem Großteil der 16.025 Fans im Brentford Community Stadium zum Lachen zumute. Der Favorit führte zur Pause und hatte mehr vom Spiel. Aber Österreich hatte sich noch nicht geschlagen geben.

Ein Stangenschuss folgte dem anderen

Giulia Gwinns Stangenschuss kurz nach Wiederbeginn konterte Barbara Dunst mit einem Lattenschuss (52.). Wie schon im Eröffnungsspiel gegen England scheiterte die Steirerin am Aluminium. Sarah Puntigam scheiterte in der 57. Minute auch nur an der Stange. Plötzlich stand das Publikum auf Seiten der Österreicherinnen, die dem Ausgleich viel näher waren als die Deutschen dem zweiten Tor. Einzig Bühl in der 78. Minute mit einem Lattenkracher sorgte erneut für große Gefahr für Österreich.
Fünf Aluminiumtreffer in einem Spiel sind eine Seltenheit, in dieser Partie waren sie aber mitentscheidend, wieso Österreich die große Sensation nicht schaffte. Ein Schnitzer von Zinsberger – sie schoss in der 90. Minute Deutschland-Kapitänin Alexandra Popp an und der Ball ging ins Tor – sorgte für den Endstand.

Am Ende sollte es für Österreich eben nicht sein. Einerseits, weil man vor dem gegnerischen Tor Pech hatte. Andererseits, weil am Ende bekanntlich "immer die Deutschen" gewinnen, wie schon England-Legende Gary Lineker sagte.